23. Januar 2005
Berlin
Gerätturnen
Turntalenteschule Andreas Wecker gegründet
Berliner Männerturnen stellt Weichen
Gestern wurde im Beisein des Reck-Olympiasiegers von 1996 vom Berliner Turnerbund und vom SC Berlin die 'Turntalenteschule 'ANDREAS WECKER'' gegründet.
In Anwesenheit vieler Eltern und Gäste - unter ihnen Landessport- und -Turnpräsident Peter Hanisch - verkündete auch Deutschlands letzter Turnolympiasieger Andreas Wecker, sich nicht nur als Namensgeber, sondern auch aktiv bei der Ausbildung der jüngsten Turntalente der Hauptstadt einzubringen und zu engagieren.
Damit sollen wieder die Weichen in Richtung anspruchsvoller internationaler Ziele gestellt werden....
'Mal ehrlich: Wir wollen alle ins Olympiateam ... 2016!!'
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Andreas Wecker, BTB-Präsident Peter Hanisch
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'Trotz finanzieller Notlage, oder gerade deswegen...!'
LSB- und BTB-Präsident Hanisch verwies auf die akute finanzielle Notlage Berlins und auf die Tatsache, das einerseits der Sport mit weniger Mittel auskommen muss, aber andererseits der Bundesstützpunkt Turnen sowohl männlich wie auch weiblich mit mit Wirkung vom 1.1.2005 bestätigt wurde, somit auch weiter leistungssportliche Förderung genießt.
'Gerade weil aber eben das Geld fehlt, begrüße ich solche Initiativen, wie die Struktur solch einer Turntalenteschule für die Jüngsten, weil es Aktionen sind, die aus der Sportart selbst heraus kommen, und weil damit das Männerturnen in Berlin nachweist, dass es wieder nach vorne will!' - so der Präsident.
Noch konkreter machte Stützpunkt-Chef Siegfried Wüstemann die Zielstellung deutlich:
'Unser Zentrum will zur Jugend-Europameisterschaft 2006 mit mindestens 1 - 2 Turnern im Team stehen, das wieder eine Medaille für Deutschland holen soll!.
Unser Bestreben ist es auch schon für die Olympiamannschaft 2008 in Peking leistungsbereite Athleten wie Ren? Piephardt oder Brian Gladow anzubieten, und spätestens im Jahre 2012 streben wir auch wieder olympische Medaillen durch Berliner Turner an!'
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Ein Super-neues Talente T-Shirt für Lukas Herrmann
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Andreas Wecker, der in dieser Halle des früheren SC Dynamo und jetzigen SC Berlin groß geworden war und hier zu EM-, WM- und Olympiagold geführt wurde, stellt sich dieser Initiative nicht nur formell als Namensgeber zur Verfügung, sondern möchte in Regelmäßigkeit des wöchentlichen Trainings als Vorbild der Talente auch im Trainingsprozess unterstützen.
'Ohne eine hochqualifizierte und konsequente Förderung von ganz klein an kann man in der anspruchsvollen Disziplin Gerätturnen nicht ganz groß werden!' - so Wecker.
Es sei wohl der 'Wendeknick', der nach den gesellschaftlichen Umbrüchen den zu DDR-Zeiten geregelten Talentefluß aus den früheren TZ (Trainingszentren) zum Leistungszentrum unterbrochen hat, so fehlen momentan nach dem Ausscheiden von Dmitri Nonin absolute Top-Kader in der Spitze,...
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Präsident Hanisch und der Olympiasieger mit seinen
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Ren? Piephardt: 'Power Piepe' will in die internationale Spitze!
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.... es gibt auch derzeit keine Berliner Männermannschaft im deutschen Ligasystem mehr...
Erst mit Ren? Piephardt, der in wenigen Tagen als Bundeswehrförderkader ins Stuttgarter Kunst-Turnzentrum wechseln wird, ist gerade wieder ein berliner Junior im Männerbereich angekommen, der vor 2 Jahren Mehrkampf-Bronze bei der Junioren-Europameisterschaft in Patras gewonnen hatte: 'Ich habe mich nun mal entschlossen, 100 % Leistungssport zu machen und natürlich will ich ins WM-Team 2007 und in die OLympiamannschaft 2008!'
Dafür hat das seit über dreißig Jahren erfolgreich arbeitende Trainerteam um Siegfried Wüstemann im Jahre 2004 mit den Jungen aller Altersklassen herausragende Nachwuchsleistungen erbracht:
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Berlin: Spitze im Nachwuchs!
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Berlin - leistungsstärkste Nachwuchsregion Deutschlands Belegte man als Stadt (!) im Vergleich mit allen anderen Bundesländern 2003 noch den dritten Rang, so eroberten die Berliner Turnnachwuchs 2004 Rang 1, glänzte mit 9 Siegleistungen der 12 - 18-Jährigen und steigerte die Zahl der DTB-Bundeskader von 12 auf 17!
Beim Deutschlandpokal 2004- den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der einzelnen Altersklassen - gewannen die Berliner drei der vier Altersklassen und errangen auch in der 4. Kategorie eine Medaille.
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Lukas Herrmann: Fester Blick 'nach oben'.....!
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So war diese bundesweit herausragende Position einer der wichtigsten Fakten bei der Bestätigung als Bundesleistungsstützpunkt.
Fundiertes 'Prinzip Hoffnung'
Auch wenn sich momentan der obere Berich des Berliner Spitzenturnens aus dem Fokus öffentlicher Bedeutung ausgeblendet hat - in Kürze wird es wieder deutliche Spitzenleistungen aus diesem, in der Geschichte und weltweit erfolgreichsten Männerleistungszentrum geben.
Interessant wird dabei sein, wie man es versteht, neben der 'Wecker-Talenteschule' und dem Landes- und Bundesleistungsstützpunkt in Hohenschönhausen, auch in in verschiedenen anderen Teilen der Stadt weitere solche Talentezentren zu entwickeln.
So ist in wenigen Wochen die Eröffnung eines solchen am Voralrberger Damm in Schöneberg geplant und in Kürze soll es auch im weiblichen Bereich analog dazu die Turntalenteschule 'Maxi Gnauck' geben.
Ob es jemals wieder Berliner Weltmeister oder Olympiasieger im Turnen geben wird, hängt in dieser aufwändigen und anspruchsvollen Disziplin allerdings nicht nur von plakativen Namensgebungen ab, sondern davon, ob es gelingt, für begeisterte Kinder, zufriedene Eltern und überzeugte Partner des Sports auch den entsprechende Background an Strukturen personeller und finanzieller Art zu schaffen.
Das allerdings sollte bei der beispielhaften Qualität des Gesamtumfeldes dieses Turnstützpunktes nicht aussichtslos sein.
Bericht: Eckhard Herholz;
Fotos: gymmedia
>> Ein Jahr später (18.01.2006) wird bekannt, dass sich
Andreas Wecker 'gottbefohlen'
'... von allen irdischen Gütern getrennt', und all' seine
Medaillen über ebay versteigert hat.