11. Oktober 2005  
Saarbrücken  
Gerätturnen

Turnbundesliga ohne Stars

In der heutigen Ausgabe der 'Saarbrücker Zeitung' fragt TG Saar-Manager Paul Rupp: ' Eine Bundesliga ohne ihre Stars. In welcher Sportart ist so etwas noch möglich?' Da turnt der Saarländische Spitzenmann Eugen Spiridonov mit der Nationalmannschaft beim Dreiländerkampf in der Schweiz seinen persönlichen Mehrkampfrekord (53,900) - und da verliert sein TG Saar-Team in der 1. Bundesliga überraschend auswärts beim Neuling TuS Leopoldshöhe...

Spridonov, Coach Schweizer:
... top in Rheineck - fehlte in Leopodshöhe

GYMmedia-KOMMENTAR
Ein ewiger Konflikt - unlösbar....?
Tatsächlich besteht in dieser Frage ein nie richtig gelöster Konflikt:
Einerseits erkennen sowohl die deutschen Spitzenvereine als auch die Leitung der DTL die Priorität der internationalen Aufgaben und die Bedeutung einer konkurrenzfähigen Nationalmannschaft an; andererseits gelang es bislang selten, Bundesligatermine ohne Kollision mit Verbandsaufgaben zu einer sinnvollen Wettkampfsaison zu fügen.
Eigentlich kann eine Lösung dieser zweifelsfrei schwierigen Aufgabe nur gelingen, wenn ein einheitlicher Jahreskalender in Verantwortung des Bundestrainers liegt, der gleichzeitig die legitimen Vereinsinteressen kennt und auch anerkennt, und der dann von der DTL abgesegnet wird.
Irgendwie scheint jedoch nach wie vor in einigen Hinterköpfen noch das 'in vitro'-Denken aus ehemaligen DDR-Zeiten zu wirken: Generalstabsmäßige Rahmentrainingspläne, möglichst ohne jedwede Störung von außen - ungestörte Lernperioden und Belastungsrhythmen - UWV ('Unmittelbare Wettkampfvorbereitung') - und Sieg...!

Da war was dran... damals!
So kämpfte zum Beispiel die letzte DDR-Männerriege gegen die Sowjets in Seoul um Gold, damals! Und die ostdeutschen Turner kamen völlig ohne ein Bundesliga- oder Vereinswettkampfsystem aus, damals! Bloß - das war ein ganz anderes System, damals!

DTL-Saison als 'Störung'?
So gesehen stören heute eigentlich die Termine einer Vereinsmannschaftssaison nur die 'optimalen' Prozesse einer Vorbereitung auf Jahreshöhepunkte.
Aber die Welt ist eben heute auch anders.
Ohne die Vereine und deren Strukturen (- und regionalen Partner) läuft nix - also braucht man die möglichst ganzjährige Präsenz der besten Spitzensportler auch zu Hause. Also braucht man sie auch, wenn der Verein 'sich dem Volke' zeigt.

Andreas Hirsch. Termine als Chefsache