Wolfgang Gipser |
Heute begeht der ehemalige Thüringer Meisterturner, Ex-Cheftrainer und verdienstvolle Kampfrichter und Turnfunktionär Wolfgang GIPSER in seiner Heimatstadt Greiz seinen 85. Geburtstag. Es ist auch für ihn ein Tag mit Rückschau auf ein engagiertes und erfülltes Turnerleben:
War es am Anfang für den Bub aus dem Vogtland die Begeisterung für das Turnen, welches bei ihm besonders sein damaliger Sportlehrer Albin Lätzer sowie Übungsleiter Kurt Rödel weckten, so vollendete sich sein Talent zur Meisterschaft später beim Armeesportklub, dem früheren ASK "Vorwärts" in Potsdam (1954-1962) und in der DDR-Nationalmannschaft. So stand er 1957 in der DDR-Riege, die in Paris an den II. Europameisterschaften teilnehmen durfte. Im Sprungfinale erreichte der dort einen beachtlichen 5. Platz ...
Vier aus der ersten WM-Turnriege der DDR, Moskau 1958: * vl.: Prof. Dr. Gottfried Stark, Wolfgang Gipser, Karlheinz Friedrich, Fritz Böhm ... aufgenommen bei einem Traditionstreffen 2005 in Bad Blankenburg.
Sporthistorisch ist dazu anzumerken, dass es bis dahin DDR-Turnern verwehrt war, an Welt- oder Europameisterschaften teilzunehmen. („In wohl keiner anderen Sportart wurde der Kampf um Aufnahme in einen Weltverband politisch so verbittert geführt, wie im Gerätturnen. Erst im siebenten Anlauf 1957 wurde der DDR-Turnverband FIG-Mitglied.“ Zitat: Turnjahrhundert der Deutschen).
Wolfgang GIPSER: Der 15-fache DDR-Jugendmeister in den fünfziger Jahren
mit beeindruckenden "Sixpacks"
Bei den Weltmeisterschaften 1958 in Moskau ging Wolfgang Gipser mit dem Lauschaer Fritz Böhm, den ASK-Kollegen Werner Drescher und Gottfried Stark und den DHfK- Turnern Karlheinz Friedrich und Klaus Zschunke in der ersten DDR-WM-Mannschaft an die Geräte. Aber gegen die Weltklasse aus Japan mit Takashi Ono, Masao Takemoto, Noboyuki Aihara und die Turner Juri Titow und Pawel Stolbow vom Gastgeberland waren die DDR-Turner noch keine echten Konkurrenten. Die folgenden Generationen profitierten aber von ihren Erfahrungen. Mit Siegfried Fülle aus Greiz reifte später ein weiterer international erfolgreicher Auswahlturner heran.
Zu den sportlichen Meriten von Wolfgang Gipser zählen z. B. noch: Sein Deutscher Mehrkampfmeistertitel (DDR) in Karl-Marx-Stadt 1957 sowie sieben weitere nationale Gerätetitel, die seine insgesamt 15 Landesmeistertitel aus seiner Jugendzeit ergänzten.
Erfolgreich wirkte Wolfgang Gipser im SC Motor Jena 10 Jahre als Trainer. Sein Meisterschüler war damals Bernd Jäger. Mit ihm tüftelte er schon zuvor an der Kinder- und Jugendsportschule in Bad Blankenburg an dem künftigen Flugelement, dem „Jägersalto“. Ungewollt sollte dies nach der WM-Premiere 1974 im bulgarischen Warna zu einer Revolution der spektakulären weltweiten Ära der Flugelemente am Reck führen. Noch heute, 46 Jahre danach, kennt nicht nur die Turnwelt den Jägersalto als eine "thüringer Kreation".
17 Jahre als Cheftrainer und nach der Wiedervereinigung 2 Jahre als leitender Trainer waren sein „Dienstauftrag“ für das Kunstturnen.
Im Thüringer Turnverband nahm er als Vizepräsident aktiv an der Neuordnung in die Strukturen des DTB teil. Der Thüringer Turnverband ehrte ihn mit seiner höchsten Auszeichnung und mit der Ehrenmitgliedschaft.
Ein weiteres Kapitel seines Wirkens darf nicht unerwähnt bleiben: Das ist seine Rolle im nationalen Kampfrichterstab mit ungezählten Einsätzen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen über die Dauer von vier Olympiazyklen. Gemeinsam mit seinen Jenaer Trainern Harri Pippardt und Dieter Petersdorf erfuhr er nationale und internationale Wertschätzung. In seinem Kampfrichterbuch sind 365 offizielle Wettkampfeinsätze eingetragen. Er selbst hat dazu einmal recherchiert, dass das vergleichbar ist mit zweieinhalb Jahren an Arbeitstagen für die Kampfrichtertätigkeit.
So ist aus diesem kleinen, bewegungstalentierten vogtländischen Buben am Ende eines kreativen und zielorientierten Lebensweges in seiner Sportart Kunstturnen ein Mann geworden, dessen Wirken bleibende Akzente in der Entwicklung seiner Disziplin gesetzt hat, doch vor allem:
Sein Charakter und die Spuren seines pädagogischen Handelns haben tiefe Spuren bei all seinen Schützlingen, Sportfreunden und Kollegen hinterlassen, die besonders nun, an seinem Ehrentag allen gegenwärtig sind.
* GYMmedia / D. Petersdorf
(Fotoarchiv GYMmedia INTERNATIONAL)
♦ Sportjournalist Andreas Rabel beschreibt heute in der OSTTHÜRINGER Zeitung den eindrucksvollen Lebensweg von Wolfgang GIPSER:
► Revolution am Reck
► Der Erfinder des Jägersaltos kommt aus Thüringen und wird heute 85 Jahre alt