15. August 2004
Olympiastadt Athen
Gerätturnen
Team-Qualifikation Frauen: Rumänien vor USA und China..
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Catalina Ponor mit Tageshöchstwert am Balken
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Rumänien mit starkem Auftritt
Der Olympiasieger von 2000 Rumänien erwies sich heute bei der Teamqualifikation der Frauen als das beste und ausgeglichendste Team und verwies mit einer Punktzahl von 152,436 Punkten Hauptkonkurrent USA und China auf die Plätze.
Russland, Ukraine, Frankreich, Spanien und Australien schafften ebenfalls in das Mannschaftsfinale der besten Acht am Dienstag, während Neulin Brasilien, Kanada, Großbritannien und Nordkorea die Ränge 9 bis 12 belegen.
Die beiden deutschen Einzelstarterinnen Lisa Brüggemann und Yvonne Musik verpassten das Mehrkampffinale der besten 24 Turnerinnen...
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Anna Pawlowa - nur 1 Zehntel hinter Chorkina
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Mannschaftsqualifikation, Frauen
- Olympiahalle, Athen, 15-Aug-2004 -
1. GRUPPE: GBR, RUS, PRK und Einzelstarterinnen
Russland setzt erste Marke
So überzeugend trat der Silbermedaillengewinner der letzten Spiele, die Mädchen des russischen Chef-Coaches Leonid Arkajew nicht auf. Besonders viele kleine Unsicherheiten und Fehler an Balken und Boden zeigten, dass sie nicht so gern am Vormittag turnen. Trotzdem natürlich geht ihre Führung in Ordnung, auch die ca. 3,7-Punktedifferenz zu den Britinnen, die in ihrem Star Elisabeth Tweddle erwartungsgemäß ihre beste Turnerin hatten und die den beiden im Mehrkampf führenden Swetlana Chorkina (37,830) und Anna Pawlowa (37,710) als Dritte bis auf 8 Zehntel nahe kam.
Die sich in Anaheim überraschend für Olympia qualifizierenden Nordkoreanerinnen zeigten sich weiter verbessert und sind momentan Dritte.
Was z.B. die Stufenbarrenwerte von Chorkina (9,75), von Tweddle (9,575) und der Koreanerin Pyong, Kwan Suk (9,60) am Ende fürs Finale wert sind... man muss abwarten.
Die beiden deutschen Einzelstarterinnen Lisa Brüggemann und Yvonne Musik bestätigten bei ihrem Olympiadebüt ihre Leistungen und kamen ohne größere Fehler durch ihre Programme. Lediglich Yvonne hatte ein paar Schwierigkeiten beim Stufenbarrenangang und reduzierte dadurch ihren Ausgangswert um 2 Zehntel (9,6); auch am Balken führten ein par kleinere Probleme zu Wert-Aberkennungen und am Boden musste Lisa nach ihrer Reihe mit Zweieinhalb-Schraube, Salto vorwärts gestreckt die Matte verlassen.
Was am Ende der 10. PLatz von Lisa Brüggemann (35,790) und der 12. Rang von Yvonne Musik (35,611) für das Mehrkampffinale bedeuten wird man erst am Abend nach Ende der letzten Gruppe wissen.
Lisa:' Es ist einfach toll, wenn auf dem Balken Athen 2004 steht. Es hat unheimlich Spaß gemacht!
Yvonne:'Meine Fersenverletzung tat noch sehr weh, aber den Wettkampf konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Für das Finale wird es, glaube ich, aber wohl nicht reichen.'
Sportdirektor Wolfgang Willam:' Nach der blamablen Vorstellung von 1996 und den Folgen für 2000 haben sich die Mädels gut verkauft, trotz der frühen Gruppe und dem noch niedrigen Wertungsniveau.'
Mannschaftsresultat: 1. Gruppe:
1. RUS 149,420
2. GBR 145,797
3. PRK 144,372
2. GRUPPE: CAN, ROM, UKR, USA und Einzelstarterinnen
REPORT: -- Eigentlich gingen die olympischen Frauenturnwettberbe hier in Athen mit dieser 2. Gruppe erst so richtig los!
Bestimmt wurde dieser Wettbewerb erwartungsgemäß vom nahezu gleichwertigen Zweikampf zwischen Rumänien und den USA. Besonders am Stufenbarren - sonst immer so ein wenig ihre 'Schwachstelle' hatte der Olympiasieger von 2000 enorm gearbeitet und am Balken spielten sie dann eindeutig ihre Leistungsvorteile aus. Beide Teams sind auf den Punkt top-fit und waren praktisch ohne erkennbare oder bemerkenswerte Stabilitätsfehler. Das Team der Ukraine turnte solide, zu brav und damit wenig spektakulär; vielleicht liegt es auch daran, dass sie nich im Umfeld so enorm 'gemanagt' werden wie die anderen vergleichbaren Spitzennationen. Am Stufenbarren vergaben sie dann durch drei Fehler eine bessere Position.
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Carly Patterson- schon in Anaheim Mehrkampfsilber!
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Als stärkste Mehrkämpferin erwies sich Vize-Weltmeisterin Carly Patterson (USA) mit 38,337 Punkten, gefolgt von Nicoletta Sofronie (ROM; 38,062) und von Oana Ban (ROM; 37,975). Courtney Kupets (USA) folgt auf Platz 4 vor Swetlana Chorkina und Anna Pawlowa.
Sofronie kam mit 9,625 am Stufenbarren dem Spitzenwert von Chorkina (9,750) am nächsten, während Catalina Ponor am Balken für den Tageshöchstwert von 9,775 sorgte und auch Bodenbeste mit 9,687 ist.
Mannschaftsresultat: 2. Gruppe:
1. ROM 152,436
2. USA 151,848
3. RUS 149,420
4. UKR 148,908
5. CAN 146,947
6. GBR 145,797
7. PRK 144,372
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Li, Ya (CHN) - mit 9,675 zweithöchste Wertung für China
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3. GRUPPE: CHN, AUS und Einzelstarterinnen
REPORT: -- Zunächst begann diese dritte Gruppe mit einem absoluten Highligt: Die chinesische Mannschaft bot Stufenbarrenturnen der allerhöchsten Perfektion, eine Demonstration perfekten Doppel-Reckturnens. Da erschien die 9,700 für ihre Beste, für LIN, Li viel zu weni!. Leider erfüllten sie dann an den anderen Geräten nicht die nach Beobachtungen des Trainings gemachten Erwartungen, erschienen relativ unsicher am Balken und auch an Sprung und Boden gab es eine Reihe Instabilitäten. Ihr dritter Platz hinter den USA und vor Russland geht demzufolge in Ordnung.
Auch die Australierinnen - immerhin Bronzemedaillengewinner der letzten WM - waren mit sich und der Welt nicht zufrieden und kamen nicht an die beim Training erreichten Leistungen heran. Vielleicht setzt dieser momentan 6. Rang noch Kräfte frei, vorausgesetzt, sie werden nicht noch von allen drei noch folgenden Teams der letzten Gruppe aus dem Mannschaftsfinale verdrängt.
Besonderes Highlight dieses Durchganges war z.B. die Bodenübung der Chinesin CHENG, Fei, die mit Doppel-Tsukahara begann, einen Tsukahara gebückt un der 2. Reihe hatte; dann Salto rw. Zweieinhalb-Schraube Salto vw. gestreckt und in der Abgangsbahn mit Dreifach-Schraube endete. Die 9,650 Punkte sind ein sicherer Finalplatz.
Ein diskutierter Abzug von 0,5 Punkten vom Mannschaftsresultat der Chinesinnen wegen eines unberechtigten Aufenthalts eines Trainers beim Sprungdurchgang wurde bislang offiziell nicht bestätigt!
Die Schweizerin Melanie Marti liegt mit 35,757 Punkten momentan auf Rang 33...
Mannschaftsresultat nach 3. Gruppe:
1. ROM 152,436
2. USA 151,848
3. CHN 151,085
4. RUS 149,420
5. UKR 148,908
6. AUS 147,419
7. CAN 146,947
8. GBR 145,797
9. PRK 144,372
4. GRUPPE: BRA, ESP FRA, und Einzelstarterinnen
REPORT: -- Bereits nach zwei Durchgängen zeichnete sich ab, dass die Französinnen - auf Rang 6 liegend - und die Spanierinnen das Finale schaffen könnten, auch wenn Spanien dann wegen einger Stabilitätsfehler unter den Möglichkeiten blieb. So war ausgerechnet Elena Gomez eine der wenigen Turnerinnen, die am Balken abstieg (- bereits beim Rondat-Angang) . Gut in Szene setzte sich zum Beispiel der zierliche Emilie Lepennec am Stufenbarren, zeigte den scwierigen 'def' und am Ende den Doppel-Tsukahara (9,662), hatte allerdings technische Probleme beim Dreifachschraube als Balkenabgang.
Zuviele Stabilitätsfehler und noch nicht ausreichende mannschaftliche Geschlossenheit ließen bei Olympiadebütanten Brasilien (diesmal noch) keinen Finalplatz zu (Rang 9). Boden-Weltmeisterin Daiane dos Santos schaffte aber mit ihren hohen und dynamisch vorgetragenen Schwierigkeiten, wie Doppel-Twist gebückt, Doppel-Twist, gehockt, mit Doppelsalto rw. gestreckt und noch einmal Doppelsalto rw. gebückt am Ende sicher das Finale (9,637).
Mannschaftsresultat nach 4. Gruppe:
1. ROM 152,436
2. USA 151,848
3. CHN 151,085
4. RUS 149,420
5. UKR 148,908
6. FRA 148,759
7. ESP 147,921
8. AUS 147,419 - qualified!
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9. BRAS 147,345
10. CAN 146,947
11. GBR 145,797
12. PRK 144,372
... detaillierte Resultate folgen später!
Erneut wird es ein olympisches Mehrkampffinale bei den Frauen ohne deutsche Beteiligung geben. Trotz Turnen im persönlichen Top-Bereich ist das deutsche Frauenturnen sehr weit vom internationalen Standard entfernt. Lisa Brüggemann als 41. und Yvonne Musik als 44. bleibt das persönlich große Erlebnis als Olympioniken!
Ebenfalls in der Qualifikation gescheitert ist die Schweizer Turrnerin Melani Marti auf Rang 43, dafür jubelte die Belgierin Aagje Vanwalleghem über das Erreichen der besten 24.
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Oksana Tschusovitina - trotz klarem, olympischem Ziel - gescheitert...!
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Einen traurigen, aber in dieser Form völlig unnötigen Abgang hatte die große Persönlichkeit des Turnsports, die 29-jährige Sprung-Weltmeisterin Oksana Tschusowitina aus Usbekistan. Bekannter Weise von medizinisch behandelten Knieproblemen geplagt betrat sie schon sichtlich eingeschränkt das Podium. Ihren ersten Sprung konnte sie bereits nicht mit voller Power anlaufen. Demzufolge waren Stütz, Drehimpuls und 2. Flugphase absolut ungenügend - der Sturz unvermeidlich. Unerklärlich aber, warum sie unter solchen Bedingungen noch einmal zum zweiten Sprung antrat. Nur der Regisseur des TV-Weltbildes schwenkte höflicher Weise weg und ging zu Elena Gomez....
8,675 und 8,925 - Wertungen die nicht dem eigentlichen Können der Weltmeisterin entsprechen... einen solchen Abgang hat eine solche Persönlichkeit des Weltturnsports nicht verdient. Hier hätte Trainerverantwortung zum rechten Zeitpunkt und konsequent einschreiten müssen!!
Eckhard Herholz,
unter Mitarbeit von Dieter Hofmann, Dieter Koch