04. Januar 2023  
Leipzig, GER  
Gerätturnen

Sportwissenschaftler Dr. Klaus Knoll verstorben

Mit Schmerz und Traurigkeit erfuhren die Mitglieder der Leipziger akademischen Turnriege drei Tage vor Jahresende vom plötzlichen Tod ihres langjährigen Mitgliedes Dr. Klaus KNOLL, der im 82. Lebensjahr nach kurzer, schwerer Krankheit und doch für alle so überraschend, verstorben ist, war er doch bis vor kurzem noch ein aktiver Seniorenturner, auch an den Wettkampfgeräten. Der frühere Leistungsturner, Mitglied von Auswahlmannschaften des Deutschen Turnverbandes (DTV) der DDR, galt in seinem beruflichen Leben als Sportwissenschaftler als ein exzellenter Spezialist des Kunstturnens, arbeitete viele Jahre als freier Mitarbeiter am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig (IAT) auf den Gebieten Biomechanik, Messtechnik und Ingenieurwissenschaft.

Dr. Jörg Fetzer, Dr. Klaus Knoll (re.) bei gemeinsamer Wettkampfauswertung!

+ NACHRUF von
Prof. Dr. paed. habil Jürgen KRUG
- langjähriger Direktor des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften,
 I A T, Leipzig


Doz. Dr. habil Klaus KNOLL
- Turnen und Biomechanik haben seinen Lebensweg geprägt!
Als mich am Morgen des 28.12.22 ein Anruf mit der Nachricht erreichte, dass Klaus gestorben ist, wollte ich dies zuerst nicht glauben. Im Kopf hatte ich sein Bild mit Turntraining in der Schärttner-Halle in der akademischen Seniorenriege, danach wie immer Krafttraining. Ich dachte an unsere gemeinsamen Diskussionen zur Entwicklung des internationalen und des deutschen Kunstturnens, aber auch zu biomechanischen Fragestellungen. Daraus waren viele gemeinsame Publikationen entstanden. Andererseits hatte ich ein von Klaus zugestelltes Handyfoto der letzten Wochen, welches den Kampf gegen eine schwere Krankheit zeigte.

Begonnen hatten 60 Jahre an gemeinsamer Zeit mit dem Turntraining beim SC DHfK 1962. Klaus kam vom Sportclub aus Rostock, er hatte bereits ein paar Semester des Diplom-Ingenieur Studiums im Schiffsmaschinenbau hinter sich und wechselte nun in das Fernstudium an der TU Dresden in die Fachrichtung Maschinenbau. An viele gemeinsame Wettkämpfe erinnere ich mich gern, auch wenn Klaus stets der Bessere war. Unmittelbar nach der Zeit im Leistungssport begannen wir 1969 als junge Assistenten im neu gegründeten Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in der Forschungsgruppe Turnen. Klaus schrieb noch seine Diplomarbeit über Kraftmessungen an Förderbändern, dabei dachten wir nicht daran, wie grundlegend dieses Wissen für die späteren Entwicklungen von Kraftmesseinheiten an den Turngeräten und für viele weitere Sportgeräte bis zu den Schanzen im Skispringen wurde.

Seine akademische Laufbahn ging über die Promotion 1981 an der DHfK und die Habilitation 1995 an der MLU in Halle. An den Universitäten in Halle und Leipzig wurde er als Dozent berufen. Ab 1990 nahmen wir gemeinsam an vielen internationalen Kongressen der Sportbiomechanik teil. Höhepunkte waren die Wettkampfbeobachtungen bei Welt- und Europameisterschaften im Gerätturnen und in der Sportakrobatik. Dabei profitierten wir vom Dipl.-Ing. Klaus Knoll, der in Kooperation mit der Turngerätefirma SPIETH Gymnastics die Verbesserung der Federeigenschaften der Turngeräte untersucht hatte und wir gleichzeitig Kraftmessungen an den Geräten von den Weltbesten durchführen konnten. „Nebenbei“ organisierten wir gemeinsam die Videodokumentation der Wettkämpfe, um die Leistungsstrukturanalysen im Kunstturnen und in der Sportakrobatik realisieren zu können.

Ab 1997 waren wir nicht mehr am gleichen Institut, aber am Campus Jahnallee ließen sich problemlos unsere Diskussionsrunden weiterführen. Es entstanden wichtige Buchbeiträge, wie im Handbuch Biomechanik zu den Drehbewegungen im Sport, insbesondere bei Flugbewegungen in den Technisch-akrobatischen Sportarten. Wesentliches Fundament waren die Dissertation und Habilitationsschrift von Klaus.

Die Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern und die unmittelbare wissenschaftliche Unterstützung im Training der Kaderathletinnen und -athleten des DTB waren für Klaus eine Selbstverständlichkeit. Seine reichen Erfahrungen hat er im Lehrwesen des DTB bis in das Jahr 2022 zur Verfügung gestellt. Dabei war er stets bescheiden, freundlich und hilfsbereit. Turnen war seine Leidenschaft, bis an das Lebensende.

Das Turnen verliert mit Doz. Dr. habil. Klaus Knoll einen immer einsatzbereiten Sportwissenschaftler, das IAT sein großes Know-how für die sportartspezifischen Messplätze. Persönlich verliere ich einen langjährigen Weggefährten und stets hilfsbereiten Freund.
In ewigem Gedenken

Prof. Dr. Jürgen Krug
 Leipzig