19. Mai 2004  
Hamburg, Frankfurt  
Gerätturnen

Sportbild: Der DTB hat kein Konzept

In der 'SPORTBILD'-Ausgabe vom 19.05.2004 unter der Überschrift 'Der DTB hat kein Konzept' äußert sich die Team-Chefin des Deutschen Frauenturnens, Dr. Petra Nissinen kritisch zur Lage des Spitzensports im Verantwortungsbereich des Deutschen Turner-Bundes:
' Bei mir verstärkt sich der Eindruck, dass der Verband nicht weiß, ob er das Frauenturnen fördern will oder nicht. Es fehlt ein langfristiges Konzept, vielleicht auch das Interesse...'


'Ich möchte keine deutschen Turnerinnen in meinem Heft haben. Sie sind uninteressant,' - lautet die klare Ansage von Dave Kondirs, dem Herausgeber der Zeitschrift 'Worldwide Gymnastics', in der Themenkonferenz für die Ausgabe zur EM im Frauenturnen.
(- siehe auch GYMforum-Beitrag: 'No Press, please, we are German' vom 05. Mai 2004)

Auch finanziell stehe das deutsche Frauenturnen auf schwachen Beinen.
Nachdem die Frauen-Riege bei der WM 2003 in Anaheim (USA) zum 3. Mal die Olympia-Qualifikation für den Team-Wettbewerb verpasst hat, gehört sie zur untersten Förderkategorie des Deutschen Sportbundes. "Der finazielle Rahmen ist mit 90.000 Euro im Jahr sehr eng. Damit müssen Lehrgänge für ca. 80 Kader-Turnerinnen, Wettkampfvorbereitungen und Wettbewerbe bezahlt werden. Deshalb mussten Aktive Wettkampfreisen auch schon privat finanzieren. Ich musste zum Beispiel einen Großteil der WM-Vorbereitungen 2003 vorfinanzieren', sagt Nissinen. ' Traurig, dass der DTB als einer der größten Sportverbände es nicht schafft, mehr Mittel für eine olympische Sportart aufzubringen."
Zu den schlechten Trainingsbedingungen kommen Kompetenz-Streitigkeiten mit dem Verband.
"Im Vorfeld der EM wurde meine Entscheidung über die mitreisenden Trainer kurzfristig umgeworfen. Wir befinden uns mit den Frauen im absoluten Niemandsland. Wenn einer Teamchefin so die Kompetenzen beschnitten werden, fragt man sich, ob die Arbeit noch Sinn macht", sagt Nissinen traurig. Sie überlegt, ihr Amt niederzulegen.

Brechtken