Rudi Kratochwille |
Gemeinsam mit dem deutschen Turnvater Jahn, nur 246 Jahre nach ihm, aber exat am selben Tag - am 11. August - wurde der ehemalige Präsident des Niedersächsischen Turn-Teams (NTT), Rudi KRATOCHWILLE, geboren und beging nun seinen 80. Geburtstag.
17 Jahre davor, mit 63, trat der gebürtige Schwabe und begeisterte Niedersachse zwar offiziell des "Rentenalter" an, schied damals aus der verantwortlicher Position als Spitzensportreferent aus dem Landessportbund Niedersachsens aus, was aber bei dem engagierten Turn- und Sportfunktionär mit aktivem "Unruhestand" gleichzusetzen war! Und so verschrieb er sich umgehend einer neuen Funktion, und widmeter sich wieder im typischen "Kratochwille-Stil", nämlich mit "Haut und Haaren", seiner alten Passion, dem Kunstturnen als damaliger NTT-Präsident, ein Engagfement, das sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes, engagiertes Leben zieht, auch wenn es dieses "NTT-Experiment" schon längst nicht mehr gibt ...
Aber diesem Macher verdankt das niedersächsische leistungsorientierte Kunstturnen eine Menge!
Schon Ende der sechziger Jahre wurde mit der Einstellung von Rudi Kratochwille - der aus dem schwäbischen "Spieth-Stadt" Esslingen in den Norden zog - der Grundstein für die positive Weiterentwicklung des Kunstturnen beim deutschen Traditionsverein "Turnklubb Hannover" (TKH) gelegt.
Viele Deutsche Meistertitel wurden für den TKH seit dieser Zeit und unter Rudi's Regie gesammelt, verstärkt auch durch die professionelle Arbeit des leider viel zu früh verstorbenen damaligen Trainers Ullrich Ott ...
* Von 1969 bis 1978 arbeitete er als Sportlehrer beim TK Hannover im Kunstturnen. Er war einer der entscheidenden Initiatoren des später so erfolgreichen Bundesligateams.
♦ TKH-Riege 1977: Trainer Rudi KRATOCHWILLE (re); (c) Archiv TKH)
* Vorn von links: Wolfgang Hirsch, Matthias Schohr, Roger Lichy, Jürgen Camlade
Hinten von links: Andre Voss, Wolfram Thiele, Thomas Beiße, Gerd Tripke
„Das Foto (oben) zeigt den Kern der damaligen Truppe, die sich aufgemacht hatte, von der Landesliga bis in die erste Bundesliga aufzusteigen. Motiviert waren sie durch Bundestrainer Uli Ott, den Neubau des Leistungszentrums und die unermüdliche Nachwuchsarbeit von Rudi Kratochwille. Später kamen Alfred Lefebre, Gerad Nörring und Uli Kobabe hinzu, danach noch Andreas Aguilar, Andres Japtok, Jan-Peter Voigt, Jörg-Otto Niebuhr hinzu.“ - erinnert sich Wolfram Thiele, der selbst der Turnerei als Deutscher Ex-Seniorenmeister (2021) beim SV Rot-Weiß Bonn-Röttgen ebenso treu geblieben ist, wie sein Ex-Trainer von einst!
* Von 1977 bis 1980 war Rudi Kratochwille als Sportlehrer an der Hannoveraner Leibnitz-Schule angestellt und agierte danach bis 1991 als Landestrainer des LSB Niedersachsens bzw. des NTB.
* Seit 1991 war er dann als Leistungssportreferent beim Landessportbund Niedersachsen nicht nur fürs Kunstturnen sondern für zahlreiche Olympische Sportarten verantwortlich.
* Ehrenamtlich engagierte er sich Rudi Kratochwille 1976 bis 1986 als Landeskunstturnwart, war danach bis 1991 Bundes-Jugendfachwart und damit zuständig für die Jugendnationalmannschaften und nochmals Landeskunstturnwart in Niedersachsen von 1993 bis 1996.
Rudi Kratochwille (Mitte) mit seinem einstigen Schützling, Ex-Ringe-Weltmeister Andreas Aguilar (re.) und mit Mitstreiter Jürgen Harfst, 2008, zum 150. TKH-Jubiläum |
Bereits in den 80er-Jahren hatte er mit dem Internationalen Messe-Cup in Hannover den ersten Wettkampf kreiert, bei dem Turner, Turnerinnen und Gymnastinnen gemeinsam ein Team bildeten und der auch Mitte der 90-er Jahre im damaligen Fernseh-Vertrag mit dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) eine großflächige und attraktive TV-Live-Präsenz erfuhr, wie sich Ex-ZDF-Turnreporter Eckhard Herholz erinnert, der damals den TV-Rechtewechsel mitvollzogen hatte...!
Für ihn persönlich waren die wichtigsten Momente im Turnen der Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft 1984 und 1985 durch den TK Hannover mit zahlreichen Turnern, die er persönlich und maßgeblich mit geformt hatte.
Und das Highlight war der Weltmeistertitel von Andreas Aguilar an den Ringen 1989 in Stuttgart, denn ihn hatte Rudi in seiner Schule als Turner entdeckt und auch einige Jahre trainiert.
Immer hatte Rudi Kratochwille (2. von links) das Gefühl für ein gutes Team: |
So war seine Präsenz im Vorstand eines der legendärsten deutschen Turnvereine, des TURNKLUBBs HANNOVER, der 2008 seinen 150. Geburtstag feierte (Foto, oben), eine wichtige Voraussetzung - wie auch die Ergebisse und Erlebnisse seines jahrelangen Wirkens - sich mit Beginn des Jahres 2007 als Präsident des NTT noch einmal so richtig und wirkungsvoll für das Kunstturnen zu engagieren, um in absehbarer Zeit vielleicht erneut die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft nach Hannover zu holen, ... auch wenn sich inzwischen der Fokus des niedersächsischen Kunstturnens mehr und mehr auf den TuS Vinnhorst verlagert hat, waren dies bedeutsame Entwicklungsimpulse, die unvergessen bleiben.
* Jörg Niebuhr / E. W. Herholz
(gymmedia)