< Mach's gut, altes Haus...!
... so ein letzter aktuelle Schriftzug an der Tür einer historischen Sportstätte, durch die über die Jahrzehnte hin deutsche Turnlegenden gegangen sind:
Zu Zeiten ihres Baus 1961 war sie einst die modernsten Kunstturnhalle der sechziger Jahre, mit stationären Geräten, Schaumgummigrube und Longensystem. In dieser Trainingsstätte des Armeesportklubs (ASK) "Vorwärts" Potsdam trainierte einst der erste gesamtdeutsche Turn-Welmeister Ralf Büchner (1991, Reck; Indianapolis) und der letzte DDR-Weltmeister Jörg Behrend (Stuttgart 1989; Sprung). Hier bereitete Holger Behrendt seine Olympische Goldmedaille an den Ringen von Seoul 1988 vor, und in den siebziger Jahren kreierte hier ein Bernd Jäger mit seinem Trainer Richard Karstädt seinen berühmten Salto, den seit der WM 1974 in Warna als "Jägersalto" die ganze Welt kennt. Ebenfalls aus Potsdam stammt der Reck-Vizeweltmeister von 1974, Wolfgang Thüne, der nach seiner DDR-Flucht einziger Deutscher 12-Kampfmeister in Ost und West wurde. Namen wie Bernd Jensch, Ralf Quast, Jörg Haase, Mario Reichert oder Enrico Ambros waren letzte WM-Teilnehmer in den achtziger Jahren und haben bis heute noch einen guten Klang bei den Turnfans ...!
Insgesamt 23 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften gewannen die Potsdamer Turner.
Die letzte Gesamtansicht der ehemaligen Potsdamer ASK-Turnhalle, die zum Zeitpunkt ihrer Errichtung in den sechziger Jahren die modernste Kunstturnhalle Europas war.
Dieses einstige Männer-Turnleistungszentrum der DDR war auch so etwas wie die innovative Gründerzelle der gesamten Turnentwicklung im damaligen Ländle, aus der heraus sich nicht nur viele Spitzenathleten in die Weltturngeschichte einschrieben, sondern von Potsdam kamen auch viele der späteren Erfolgstrainer der DDR, die gegen ihr Ende hin mit zu den führenden Kunstturnnationen der Welt zählte, und mit den Sowjets in Seoul um Gold kämpften und mit der Team-Silbermedaille nur knapp unterlagen.
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Zu solchen herausragenden Persönlichkeiten, die unter den besonderen Förderbedingungen des Spitzensports in Verantwortung der Nationalen Volksarmee hervor gingen, zählten z. B. der spätere langjährige Präsident des Technischen Komitees Männer und Welt-Oberkampfrichter Karl-Heinz Zschocke (- verstorben Januar 2008) der internationale Kampfrichter Rolf Bauch (- verstorben März 2003) die späteren Männer-Auswahltrainer Peter Weber und Dieter Hofmann (- verstorben April 2020) oder auch Cheftrainer anderer Zentren, wie Karl-Heinz Gründer, Helmut Gerschau (- verstorben Juli 2018) oder Volker Parsch, die in Berlin, Leipzig und Dresden wesentliche Impulse im Frauenturnbereich setzten oder auch Reinhard Rückriem, der die letzten 3 Jahrzehnte als TKH-Trainer in Hannover wesentliche Impuls setzte. Auch der heutige LEON-Magazin-Chefredakteur Andreas Götze als damaliger Champion am Pauschenpferd kennt alle historischen Besonderheiten dieser ASK-Turnschule aus eigenem Erleben ...!
♦ Legenden leben weiter
Diese Geschichten leben immer wieder auf, z. B. bei den regelmäßigen Potsdamer Traditionstreffen, die von Dr. Günter Beier, einem ehemaligen Nationalturner und Olympiaturner der bronzenen Riege von 1968, organisiert werden und der Beweis dafür sind, das der engagierte Sport im Leben der Einzelnen eine hohe, erinnernswerte Bedeutung behält, wie es auch durch das ►► letzte Potsdamer Treffen im September 2020 bestätigt wurde.
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Auch der Kreis der gesamtdeutschen Olympiariege aus den sechziger Jahren, damals zusammengesetzt aus DDR- und BRD-Akteuren, versammelte sich auch schon hier vor der Tür dieses nun nicht mehr existierenden Bauwerks, in welchem ein halbes Jahrhundert lang Männerschweiß geflossen ist ...:
> Traditionstreffen deutscher Olympiariegen in Potsdam 2013 |
... und drinnen, unterm alten Potsdamer Hallendach, begegneten sich da z. B. (2013) auch die Mitglieder der deutschen Olympiariegen von damals Philipp Fürst (links; - verstorben November 2014) und der "Held von Mexiko" Willy Jaschek (rechts) mit Ex-ASK-Turner und späterer Nationaltrainer der DDR, Peter Weber (Mitte).
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Deutsch-deutsche Turngeschichte. Alles hat seine Zeit!
Auch war es die letzten Jahrzehnte lang Sitz des Märkischen Turnerbundes und für Generationen von Turntalente beliebte Trainingsstätte des Gerätturnens... und bevor die Abrissbagger kamen, sah es kurz davor in der Halle so aus:
Brandenburgs nationaler Leistungsstützpunkt des Kunstturnens in Potsdam ist seit der politischen Wende Geschichte.
... was bleibt, sind ►► nostalgische Erinnerungen
Das neue brandenburgische Turnzentrum befindet sich seither beim SC Cottbus in der Lausitz-Metropole.
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♦ Bis zum Jahr 2024 soll nun auf dem Gelände des legendären Potsdamer Luftschiffhafens eine neue Sporthalle entstehen, die für Vereine, Schulen und für den Leistungssport zur Verfügung stehen soll. ► Neue Sporthalle bis 2024.
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<< Ex-Turner und Top-Physio
Tobias Billert hat eine tolle Idee!
!! In Erinnerung an frühere internationale Glanzzeiten, soll aus einem besonderen Relikt - dem Ringegerüst des Olympiasiegers von Seoul 1988, Holger Behrendt - ein ganz besonderes Kunstwerk des Kunstturnens entstehen!
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→ Doch das ist wieder eine neue Geschichte - die erzählen wir in Kürze!
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(C) gymmedia / Eckhard Herholz