Wie wir erst jetzt erfuhren, ist bereits im September der erste und langjährige Generalsekretär des DDR-Turnverbandes, Peter DOBBERTIN verstorben.
Er war einer der Pioniere der Entwicklung des modernen Gerätturnens in der DDR. Als 25-jähriger kam der gebürtige Mecklenbuger Anfang der fünfziger Jahre nach Berlin in die "Sektion Turnen und Gymnastik des Sportausschusses", der damaligen Dachorganisation des Sports in der DDR und Vorläufer des 1957 gegründeten Deutschen Turn-Verbandes (DTV).
Schon damals erwies er sich als ein ideenreicher Macher, der in den Zeiten des schwierigen Neuaufbaus die ersten Grundlagen für die Strukturen modernen Turnens legte. Noch heute erinnern sich die deutschen Turnerinnen und Turner an diesen energischen Mann, mit dem unverkennbaren mecklenburger Slang in der Stimme, und daran, dass man sich auf ihn verlassen konnte, auch unter schwierigsten Bedingungen der Gründerjahre.
Im Januar 1956 fanden im Leipziger Hotel "International" Verhandlungen zwischen dem Deutschen Turner-Bund der BRD und der damaligen "Sektion Gymnastik und Turnen" der DDR statt. Der DDR-Seite wurde vertreten durch den späteren DTV-Präsidenten Erich Riedeberger (Leipzig) sowie die Herren Werner Pöhland, Albin Lätzer und Peter Dobbertin.
Der DTB-Delegation der BRD gehörten u. a. Dr. Fritz Dommel, Bundesoberturnwart (München), Heinz Andrè sowie Kunstturnwart Rudolf Spieth.
(Dort gaben die Herren der DTB-Delegation gaben lt. Protokoll zur Kenntnis, dass sie auf Grund eines DTB-Beschlusses keine Frauenturnmannschaften zu Wettbewerben entsenden, "bei denen Pflichübungen ausgeschrieben waren". Dies war allerdings international bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen der Fall! Sie seien aber einverstanden, wenn DDR-Turnerinnen diese Möglichkeiten wahrnehmen. Daraufhin wurden auf DDR-Seite 2 Startplätze für Turnerinnen für die Teilnahme an den Spielen in Melbourne 1956 vorgesehen.
Kurioser Weise fielen aber die 2 Nominierungen der beiden besten DDR-Turnerinen - Vera Ewald, Gattin, des späteren DTSB-Chefs Manfred Ewald und Ingrid Föst - wegen Schwangerschaft aus ...!)
So konnte die DDR dann erst 1958 im Jahr der aus der Abteilung Turnen des Sportausschusses hervorgegangen Gründung des "Deutschen Turnverbandes der DDR" die ersten Mannschaften zu den Turn-Weltmeisterschaften: Beide Riegen, Frauen und Männer, platzierten sich jeweils als Neunte unter den Top-Ten.
In diesen schwierigen Zeiten der noch immer nicht erfolgten internationalen Anerkennung des DDR-Turnverbandes immer die richtige Spur zu halten, war auch für einen Mann wie Peter Dobbertin, nicht immer einfach. Umso erstaunlicher ist seine fast 30-jährige Dienstzeit in diesem Amt, bis Anfang der achtziger Jahre ...
DTV-Präsiden Erich RIEDEBERGER und sein General, Peter DOBBERTIN
in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts
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Bis 1969 an der Seite des ersten Präsidenten, Erich Riedeberger und nach dessen Tod mit DTV-Präsident Prof. Dr. Günter Bormann war Peter Dobbertin wesentlich an den Gestaltungen der Großereignisse, wie den ersten und einzigen Europameisterschaften in der DDR (1961, Leipzig), den stets umfänglichen Anteilen der DDR-Turnerschaft an den Turn- und Sportfesten sowie an Aufbau und Weiterentwicklung des erfolgreichen Spartakiadesystems beteiligt.
Dabei war Dobbertin ein Mann, der "sich nie verbog, der seinen Auffassungen treu blieb", wie sich Weggefährten heute noch an ihn anerkennend erinnern.
Dies führte natürlich auch zu diversen Konflikten mit der obersten Sportführung, und dessen Chef Manfred Ewald. Infolge dessen wurde er 1982, nach fast 3 Jahrzehnten abgelöst und Horst Pönisch folgte ihm im Amt.
Versetzt ins damalige "Büro zur Förderung des Sports" beim Staatssekretariat für Körperkultur und Sport der DDR, war er dort zuletzt verantwortlich als eine Art Laufbahnberater für ehemalige Leistungssportler und deren berufliche Eingliederung in die Gesellschaft und übte diese Tätigkeit bis zum Ende seines aktiven Berufslebens aus...
Zu all' seinen Kollegen und ehemaligen Turn- und Sporfreunden behielt er einen stetigen Kontakt, wie auch diese Peter Dobbertin in guter Erinnerung behalten werden!
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