23. Mai 2008
Berlin
Gerätturnen
Olympiaqualifikation, die erste ....!
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Olympiahoffnungen des Rheinischen Turnerbundes RTB
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Rheinisches Kleeblatt und Sachsen-Quintett
Nach den Deutschen Meisterschaften des Turnfestjahres 2005 erlebt das Berliner Velodrom zum zweiten Mal einen nationalen Turn-Höhepunkt.
Zur sogenannten "1. Olympia-Qualifikation" an diesem Samstag versammelt sich dort zum Beispiel im wiedererstarkten deutschen Frauenturnen alles, was Rang und Namen hat.
So wird mit Spannung erwartet, wie sich Weltstar Oksana Tschussowitina und Hoffnungsträger Anja Brinker oder die extra aus den USA eingeflogene ehemalige Nationalmannschaftsturnerin Daria Bijak als "Rheinisches Trio" präsentieren werden, und:
In welcher Form sich das "Sachsen-Quintett" mit Jenny Brunner, Joeline Möbius, Julia Hänel, Susann Herbst und Lisa-Katharina Hill - allesamt vom TuS Chemnitz-Altendorf - vorstellen wird, bildet einen weiteren Spannungsbogen ...
* STARTLISTEN der 1. Deutschen Olympiaqualifikation
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Die "Queen Mum" des deutschen Frauenturnens"
Neben der 25 (!) -jährigen
Katja Abel, - einzige Berliner Starterin an diesem Wochenende - macht nun bereits seit zwei Jahrzehnten (!!) und weiterhin die Welt-Ausnahmeerscheinung
Oksana Tschussowitina Schlagzeilen.
Nicht nur weil sie mit dann 33 Jahre als international älteste Spitzenathletin und erste Turn-Frau ihre 5. (!!!) Olympischen Spiele erleben will, sondern, weil sie tatsächlich der Welt beweist - zumindest am Sprunggerät - dass man auch im früher für unmöglich gehaltenen, nahezu biblischen, (Turn-) Alter noch Weltspitzenleistungen anbieten kann, wie diese erstaunliche, kleine Frau und Mutter unlängst als
Sprung-Europameisterin in Clermont-Ferrand bewies...!
Anders als früher kann man bei solch einem Weg - soll er sich nicht als "Leidensweg" herausstellen - dies nur, bei aller Härte des Geschäfts, mit einfühls- und sorgsam gestaltetem Bedingungsgefüge erreichen.
Hier hat wohl der Rheinische Turnerbund diesem Duo Tschussowitina + Trainerin Shanna Poljakowa in Köln Möglichkeiten geboten, die diesen erstaunlich langen Entwicklungsweg zuließen.
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Anja Brinker: ... Berlin-Start voresrst nur am Stufenbarren!
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Best-Bedingungen strebt der RTB auch für den Nachwuchs an:
Anja Brinker, eben erst 17 geworden, und gerade etwas mehr als halb so alt wie ihr großes Vorbild, möchte auch nach Peking, geht aber in Berlin noch immer arg gehandicapt ins Rennen:
Nach ihrer Fuß-Operation im Fersenbereich, nahe der Achillessehne, ausgeführt von Prof. Dr. Jerosch in Neuss, Ende März , nach folgender knapp zweiwöchiger Pause und intensiver Rehabilitation, konnte sie nur zaghaft beginnen.
In Berlin wird sie deswegen nur an einem Gerät, am Stufenbarren und mit Vorsicht bei der Landung, antreten können, strebt dann zwei Wochen später, bei den Deutschen Meisterschaften aber wieder den kompletten Vierkampf an.
Zum Glück gilt bei der Olympia-Nominierung das Verhältnis zwischen 1. und 2. Qualifikation wie 20 : 80 %.
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Daria Bijak, vor 10 Jahren schon vierfache Deutsche Meisterin...!
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Bijak ... mit Olympiaambitionen...?
Zumindest interessant dürfte die mit Spannung erwartete Rückkehr in deutsche Auswahl-Kaderkreise der Ex-Kölnerin und jetzigen USA-Studentin Darija Bijak sein, Dritte im Bunde des RTB-Kleeblattes, abhängig davon, wie es und ob es ihr unter den US-College-Bedingungen und ihren Starts für das Lake City Universitätsteam der Red Rocks Utah Utes. - wie einst schon die Ex-Berliner Mehrkampfmeisterin Gritt Hofmann - gelungen ist, eine olympiareife Form für's deutsch Team aufzubauen.
Die vierfache Meistern von 1998 war zuletzt 2006 zur EM in Volos für den DTB im Einsatz.
Wie auch immer: Mit der 23-Jährigen, neben Tschussowitina (33) und Abel (25), sänke der mögliche Altersdurchschnitt einer deutschen Olympiariege zwar nur unwesentlich ... bewegte sich aber nach internationalen Maßstäben auf dann nahezu rekordverdächtigem Niveau ...!
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... mit Jenny BRUNNER, Joeline MÖBIUS, Julia HÄNEL, Susann HERBST und Lisa-Kathrin HILL (v.l.)
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Altersdurchschitt unter 17 Jahren:
Liegt Deutschlands Frauenturn-Zukunft in Sachsen...?
Die Mehrzahl der jungen, sich für Auswahlaufgaben anbietenden Turnerinnen kommt vom TuS Chemnitz-Altendorf:
Allerdings reist Trainerin Gaby Frehse auch mit einem Sorgenkind, mit Joeline Möbius an.
Die noch 15-Jährige aus Limbach-Oberfrohna, die im Berliner Velodrom vor drei Jahren damals Deutsche Jugendmeisterin (AK 13) geworden war, laboriert noch immer an den Folgen ihrer Vertzung im linken Mittelfuß bei den Europameisterschaften in Clermont-Ferrand, konnte sich seither noch nicht voll belasten und strebt, trotz Trainingsrückständen und nach Aussage der Trainerin "... einen stabilen Auftritt an allen vier Geräten" an.
Zur Meisterschaft zu Hause in Chemnitz in zwei Wochen hofft man dann auf entscheidende Zuwächse, aber auch bei Anja ist der Weg nach Peking vor allem ein akutes Zeitproblem...!
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Jenny Brunner beim letzten Cottbusser Weltcup 2008
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Auch
Jenny Brunner kämpft sich wieder nach ihrer Knieverletzung zum Weltcup in Cottbus und 14 Tagen Trainingsausfall, Schritt für Schritt nach vorn und will dies in Berlin beweisen, ebenso, wie nach Überwindung eines Infekts, die 15-jährige
Lisa-Katharina Hill.
Dagegen sind sowohl die 16-jährige
Susann Herbst und die 17-jährige
Julia Hänel nach Ansicht ihrer Trainerin
"gut drauf" und wollen dies auf der Strecke Berlin - Chemnitz ab morgen bis zum 8. Juni dann zu Hause unter Beweis stellen.
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- 1. DTB-Olympia-Qualifikation 2008
- Berlin, 24. Mai 2008, Velodrom
* Die STARTREIHENFOLGEN: - 14.00 Uhr - Einturnen
- 15.00 Uhr - Wettkampfbeginn >
Riegenliste Frauen
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... auch diesmal wieder rechnet Bundestrainer Hirsch (re.) mit den Mehrkampf-Qualitäten eines Eugen Spiridonov
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Die Qualifikation der Männer Ohne den sich schonenden deutschen Star-Turner Hambüchen werden sich besonders wieder der mehrkampfstarke Saarländer
Eugen Spiridonov (TV Bous) sowie der Niedersachse und - neben Europameister Hambüchen - zweite
EM-Reck Finalist von Lausanne,
Robert Weber (TSV Ehmen/NTT), ebenso in Szene zu setzen versuchen, wie auch alle anderen EM-Starter von Lausanne, wie
Robert Juckel und
Philipp Boy.
Nach Schulterverletzung nicht einsetzbar wird für den SC-Berlin Mann
Brian Gladow nun
Victor Weber vom
SV Preußen das Fähnlein der einstigen Turnhochburg Berlin hochzuhalten versuchen ...
>>
Riegenliste Männer
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Die ex-berliner Olympiasiegerin Maxi Gnauck als Turn-Pädagogin im Nord-Schweizer Kunstturnzentrum Liestal
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Im Fokus: Turnstandort B E R L I N ....
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Einst, zu verflossenen DDR-Zeiten, galt Berlin - wenigstens der ehemalige Ostteil - als so etwas wie die "heimliche Welthauptstadt" des Kunstturnens, sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern, zumindest, was die Zahl der Erfolge anging:
Die ehemaligen "Dynamo"-Sportler heimsten seit spätestens Ende der sechsziger Jahre mehr internationale und nationale Erfolge, Titel und Medaillen ein, als jede andere Stadt auf der Welt.
Sebst in den USA, wie die berühmte "Dynamo Gymnastics School" des Steve Nunno in Oklahoma City, die u.a. einst eine Shannon Miller hervorbrachte oder in Kanada, Japan und Australien, schmückten sich verschieden Turn-Gyms mit dem Namen "Dynamo" und eiferten dort besonders den technisch-methodischen Kennlinien und Ausbildungsprinzipien der ehemaligen Berliner Turnschulen nach.
Namen wie Karin Janz, Annelore Zinke, Angelika Hellmann, Maxi Gnauck, Gabriele Fähnrich, Dörthe Thümmler, Dagmar Kersten schrieben sich an ersten Stellen der Welt-Turnprotokolle als Exponenten eines Sportsystems ein, dass dann aber vor der Geschichte keinen Bestand hatte.....
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Ex-ponenten der 'Berliner Turnschule': Olympiasieger Roland Brückner (li.) und Ulf Hoffmann, erster Turner der Welt mit einem Tsukahara-Reck-Abgang über die Stange
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Doch den sportlichen Lebensleistungen solcher ehemaligen Berliner Weltstars, wie bei den Männern Roland Brückner, Michael Nikolai, Ulf Hoffmann, und zuletzt Andreas Wecker, Daniel Farago oder Dmitri Nonin sollte man schon seine Hochachtung erweisen, wenn auch an damalige internationale Erfolgszeiten nur noch ein wenig verschämt der Name "Maxi Gnauck-Turnschule" erinnert.
Zur "1. Olympia-Qualifikation" des Jahrganges 2008 am 24. Mai ist also - bei den Männern wegen einer Schulterverletzung von Brian Gladow, gerade mal noch ein Berliner im Rennen um ein nationales Olympiaticket... und auch bei den Frauen tritt auch nur noch eine einzige Berlinerin an: die sich allerdings in einer erstaunlichen Form befindende Katja Abel (25) !
Und hier sind es überraschuend gerade die - pardon - "älteren Turn-Semester", die dem deutschen Frauenturnen einen kaum noch für möglich gehaltenen Aufwind verschafft haben.
* Eckhard Herholz
(c) GYMmedia