11. August 2012  
Wien, Österreich  
Gerätturnen

Olympia-Resümee des Österreichischen Turnverbandes: Internationaler Aufwärtstrend bestätigt.

Österreich eröffnet Strukturdebatten:
Spitzensport und Gesellschaft


Österreichs Vorturner, der Präsident des "Österreichischen Fachverbandes Turnen" (ÖFT), Friedrich  Manseder:
„Wir sind stolz auf unser Olympia-Trio, ich gratuliere sehr herzlich!“
Erstmals in der Geschichte hatten sich Sportler/innen aus drei Sparten des ÖFT für die Olympische Spiele qualifiziert:
Caroline Weber wurde gestern starke 18. in der Rhythmischen Gymnastik. Fabian Leimlehner und Barbara Gasser landeten trotz nicht optimaler Tagesverfassung als 39. bzw. 46. in der ersten Hälfte des stärksten Turn-Wettkampffeldes der Welt.

 

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Fabian LEIMLEHNER
Österreich

 Dennoch konnte ich wichtige Erfahrungen sammeln, die sicher von großer Bedeutung für mein Ziel Rio 2016 sind. Man muss erst lernen, mit so einer großen Kulisse umzugehen.“
Leimlehner spart auch nicht mit Kritik: „Alleine mit meiner Qualifikation nach so langer Zeit konnte ich für Österreichs Turnsport einen wichtigen Meilenstein setzen. Umso trauriger macht es mich, wenn wir Sportlerinnen und Sportler des Olympic Team Austria dann als Wettkampftouristen bezeichnet werden. Ich bin mir absolut sicher, dass jeder sein Bestes gegeben hat und weiter sehr hart arbeiten wird, um dann 2016 Erfolg zu haben. Solche Aussagen können nur von Leuten kommen, die nicht viel Ahnung vom Spitzensport haben.“

 

Barbara GASSER
Österreich

So gilt ein Hauptaugenmerk der kommenden Jahre dem Mannschaftsbewerb, wo sie sich selbst in einer wichtigen Führungsrolle erkennen.
Gasser: „Manche werden zweifeln, doch ich halte es für möglich, dass wir uns als Team qualifizieren. Man muss sich hohe Ziele setzen, damit man weiß, wo es hinzuarbeiten gilt“.
Leimlehner: „Wir Turner haben uns als nächste große gemeinsame Aufgabe gestellt, bei der EM 2014 erstmals das Mannschaftsfinale der besten Acht zu erreichen. Wenn wir jetzt unsere Trainingsbedingungen strukturell weiter verbessern können, schaffen wir das. Unsere Mannschaft hat Zukunft!“

Caroline Weber
Österreich

ÖFT-Präsident Prof. Friedrich Manseder sieht die Arbeit seines Turnverbandes in London bestätigt: „Olympia hat eigene Gesetzmäßigkeiten. Wir sind alle sehr stolz auf Barbara, Caroline und Fabian. Sie sind große Vorbilder für die Jugend und starke Persönlichkeiten. Alle drei haben Österreich bei den Olympischen Spielen absolut würdig vertreten. Ich gratuliere ihnen und ihren langjährigen Trainern Luchia Egermann, Christine Frauenknecht und Petr Koudela sehr herzlich! Beim ÖOC bedanke ich mich für die sehr gute Zusammenarbeit.“

Eine Absage erteilt Manseder der in der Öffentlichkeit geführten Diskussion über sogenannte olympische Wettkampftouristen: „Dass Österreich in London bis jetzt noch ohne Medaille dasteht, darf man nicht den Sportlern vorwerfen. Sie alle haben mit ganzer Kraft das Bestmögliche aus den ihnen gebotenen Möglichkeiten heraus geholt. Das Grundproblem liegt viel tiefer. In Österreich existiert jenseits des Schnees kein echtes Bekenntnis zum Spitzensport.“

Manseder weiter: „Wir dürfen nicht die Symptome der Medaillenflaute bekämpfen, sondern müssen uns um die Ursachen kümmern. Wir stehen im internationalen Konkurrenzkampf und haben im Vergleich zu den anderen Ländern, mit denen wir uns sonst gerne messen, schlechtere Karten. Es gibt zu wenige Trainingszentren, zu wenige Trainerposten, zu wenig Zusammenarbeit mit den Schulen bei der Talentfindung, zu wenig Sport in den Schulen, keine langfristig verfolgte Strategie. Hier überall besteht dringender Handlungsbedarf, wenn wir Österreichs Sommersport-Nachzüglertum beenden wollen.“
 

Mag. Robert Labner
ÖFT-Generalsekretär