25. Februar 2005
Zürich / Schweiz
Gerätturnen
Neues Wertungssystem mit A- und B-Note
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... nach oben offene Wertung!
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Das 10,0-Wertungsdenkmal defacto gestürzt...!
Nach vier Tagen Beratung hat sich der Internationale Turnerbund F.I.G. auf ein neues Wertungssystem verständigt. Damit sollen in Zukunft Skandale wie bei Olympia verhindert werden.
2006 sollen die Neuerungen in Kraft treten, auf welche sich die Delegierten des Internationalen Turnerbundes (FIG) geeinigt haben und die defacto die Abschaffung der Wertungsgrenze 10,0 bedeuten...
Neues Wertungssystem mit A- und B-Note
Danach soll zukünftig eine A-Note den technischen Wert der Übungsteile wiedergeben, und eine B-Note für die Ausführung der Elemente.
Defacto ist damit das 10,0-Denkmal bereits gstürzt!
Die B-Note soll den bisherigen Höchstwert (10,0) nicht übersteigen, die A-Note allerdings ist nach oben offen und wird durch die subjektive Wahl der Schwierigkeiten gebildet.
Aus den beiden Einzel-Wertungsbereichen ergibt sich dann die Gesamtnote, womit künftig auch im Turnen Bestmarken und Rekordlisten geführt werden könnten, die es ja im Trampolinturnen in Form des Schwierigkeitsindexes bereits gibt.
Die FIG verspricht sich von den Neuerungen eine gerechtere Bewertung der Kürvorträge.
... weitere Einzelheiten:
So sollen die einzelnen Schwierigkeitsgruppen (A-G-Teile) mit folgenden Werten versehen werden:
Elemente = Wertigkeit
A= 0,10; B = 0,20; C = 0,30; D = 0,40; E = 0,60; F = 0,80; G = 1,00.
Jury A erfasst die Wertigkeiten dieser Schwierigkeitsteile und prüft deren Anerkennung als solche und deren Gerätspezifik. Dies ergibt die A-NOTE!
Eine Schwierigkeitstabelle - für die Elite, wie für die Anfänger!
Interessant war zu bemerken, dass beide TK-Präsidenten, Kim und Stoica, einer Schwierigkeitstabelle von Grundelementen zustimmten, die universellen Kriterien entsprechen und es erlauben, sowohl für die Anfänger als auch für Elite-Athleten angewandt zu werden.
Andererseits bewertet eine B-Jury, gebildet durch 2 bis 4 Kampfrichter, die technischen, künstlerischen und ästhetischen Kriterien der Ausführung von Kompositionen (Übungen).
Dieses B-Kampfgericht beginnt faktisch mit der 10,0, von der die registrierten Fehler abgezogen werden. Am Ende ergeben sie im Computer einen Wert, der zur A-Note hinzu addiert wird.
Eine 'magische Formel'
Somit behalten die Turner gewissermaßen doch ihre 'geliebte 10,0', nämlich als eine Art 'Qualitäts-Oscar' des B-Kampfgerichtes, der für eine makellose Übung ohne jeglichen Fehlerabzug erreicht werden kann.
Somit erhält das Wertungssystem des Gerätturnen eine zusätzliche 'neue Dimension', nämlich die Möglichkeit des Erreichens von 'Welt-Rekorden! So sollen in Zukunft die Summen aus A- und B-Noten - analog zur Leichtathletik - in Weltrekord-Listen geführt werden können.
So sollen im kommenden neuen Wertungszyklus die Athleten doppelt herausgefordert werden:
Einmal zur Erreichung der 'Traumnote 10', als aber auch zum Brechen von Weltrekord-Marken! So hofft die F.I.G., dass dies auch von den Zuschauern und den Medien akzeptiert und angenommen wird.
Auslöser der Reformbestrebungen waren mehrere krasse Fehlbewertungen an den Olympischen Spielen in Athen, die auch beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auf Missbilligung stießen.
Allerdings hatten die obersten Funktionäre einen ähnlich gelagerten Vorschlag progressiver Kräfte des Weltturnnens bereits vor über 4 Jahren in letzter Minute verhindert.
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Eiskunstlauf: Neues Wertungssystem bestand Feuertaufe
Einenanalog gearteten Reformprozess hatte der Eislauf-Weltverband ISU nach dem Paarlauf-Skandal an den Winterspielen 2002 eingeleitet:
13 Monate vor den Olympischen Winterspielen in Turin hat das neue Wertungssystem im Eiskunstlauf seine Feuerprobe bestanden. Die nach dem Preisrichter-Skandal von Salt Lake City 2002 reformierte Notengebung stand in der Eistanz-Entscheidung der letzten Europameisterschaften erstmals auf Prüfstand.
Das neue Wertungssystem wurde von Zuschauern, Läufern und Trainern fast klaglos akzeptiert. Zwar sind auch die neuen Bewertungsrichtlinien nicht ohne Mängel, aber dem fast hundert Jahre alten 6,0-System der Internationalen Eislauf-Union (ISU) trauert niemand nach. 'Aus meiner Sicht ist es auf jeden Fall zum Wohle der Athleten. Das Wertungssystem unterstützt es, den Sport wieder attraktiv zu machen', sagt Reinhard Mirmseker, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU) und selbst internationaler Preisrichter.
Die Aufschlüsselung der Bewertung in Sprünge (Schwierigkeiten=A-Note) und künstlerische Komponenten (B-Note) zeigt Stärken und Schwächen eines Läufers genau auf. Die stärkere Gewichtung der ehemaligen B-Note für den Ausdruck zügelt zudem die «Gier nach immer mehr Vierfach-Sprüngen», meint Mirmseker.
Anonymität wird gewahrt
Der wesentliche Unterschied für die Juroren zum alten System ist, dass sie einen Athleten nicht mehr auf einen bestimmten Platz setzen können und dass die Anonymität gewahrt wird. Die Preisrichter geben nur noch einzelne Noten wie beim Turnen. Aber die Skala nach oben ist offen. Bei großen Meisterschaften werten zwölf Preisrichter, per Zufallsgenerator werden dann neun Bewertungen ausgesucht. Die je zwei höchsten und niedrigsten davon werden gestrichen. So weiß keiner, welche fünf Urteile letztlich in die Note einfließen.
Ausgangspunkt für die gravierenden Neuerungen war auch in dieser Sportart ein Preisrichter-Skandal bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City. Dort wurden auch nach Intervention des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der Paarlauf-Entscheidung zwei Sieger gekürt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass durch Kampfrichter-Absprachen das russische Paar Jelena Bereschnaja/Anton Sicharulidse besser bewertet worden war als die Kanadier Jamie Sale/David Pelletier.
Nicht mehr zwischen den Sprüngen 'ausruhen'
Künftig haben es auch reine Hoch-Springer wie die aus Japan, China und den USA, die in den vergangenen Jahren in die Weltspitze liefen, schwerer. «Früher konnten sie sich zwischen den Sprüngen ausruhen, Luft holen», sagt Mirmseker. Jetzt müssen auch die Übergänge schön aussehen, die Pirouetten und Schrittfolgen klappen. Das erfordert mehr Kondition. «Man muss kreativer sein», findet der WM-Dritte Stefan Lindemann aus Erfurt, der im Sommertraining in den USA den Schwerpunkt auf die Choreografie seiner Programme gelegt hat.
Noch ist nicht alles stimmig...!
Die gewollte Betonung der Kunst im Eissport hat aber auch ihre Tücken. Bei den nationalen Meisterschaften der Franzosen, Kanadier und auch der Deutschen lagen plötzlich ausdrucksstarke Läufer vorn, die erhebliche Mängel bei den Sprüngen zeigten, manchmal nur auf dem Eis lagen. «Das ist ein Fehler des neuen Systems, das haben auch die Preisrichter nicht gewollt», gibt Mirmseker zu.
Quelle: intrinet / eurosport