Karina Schönmaier, Trainer Anatol Ashurkov |
"Was für ein verrücktes Jahr!" könnte man aus der Sicht der Bremerin Karina SCHÖNMAIER sagen: Da tauchte die im Frühjahr noch 16-jährige Turnerin vom TuS Huchting beim Internationalen DTB-Pokal in Stuttgart auf und machte gleich mal Bronze am Sprunggerät. Es folgte der Deutsche Vizemeistertitel in Berlin, doch dann schrieb sie sogar deutsche Turngeschichte: Zur Turn-WM in Liverpool 2022 rutschte sie zwar gerade noch so ins 24'er-Finalfeld, war aber damit die einzige deutsche Finalistin im Mehrkampf (22. Platz), und die erste Bremerin überhaupt, die je bei einer Turn-WM gestartet war! All das war für sie schon sehr bedeutsam für eine nachfolgende persönliche Entscheidung, die ihr aber auch sehr schwer gefallen war: Lange gezögert, dann nun doch entschieden: der Wechsel von Bremen zum Olympiastützpunkt nach Chemnitz, den sie nun vollzogen hat!
* Karina SCHÖNMAIER, Mehrkampf-Achte bei den Deutschen Meisterschaften 2022 in Berlin
Vize-Meisterin Sprung 2022! |
Mit ihrem neuen Trainer Anatol ASHURKOV, der seit dem Ausscheiden von Trainerin Gabriele Frehse nun die Cheftrainer-Rolle des weiblichen Turnbereiches in Chemnitz spielt, kam sie eben zurück von einem DTB-Kaderlehrgang aus Frankfurt/Main und absolviert nun die letzten Tage vor Weihnachten ihre letzten Trainingseinheiten im alten Jahr in Sachsen. Alles nicht so einfach, das Umgewöhnen, die neuen und anderen Bedingungen und Belastungen: "Ich gehe auch mit traurigen Gefühlen weg aus Bremen. Dort war ich mein bisheriges Leben lang, fühlte mich wohl, hier wollte ich eigentlich nie weg!"
Katharina Kohrt - wichtigste Bezugsperson für Karina, bisher ...! |
Erleichternd kommt aber hinzu, dass sie mit ihrem Trainer auch bestens auf russisch kommunizieren kann, denn Karina ist zwar von klein auf Bremerin, ihre Mutter jedoch war zuvor eingewandert und hat sie zweisprachig, russisch und deutsch, aufgezogen. Und Ashurkov ist gebürtiger Weißrusse, Ex-Turner und hat einige Jahre als Trainer in Norwegen gearbeitet. Ihm zur Seite steht jetzt mit Pia Schuhmacher-Piller eine weitere Trainerin, die z. B. für das Grundlagentraining zuständig sein wird.
Schwer fiel ihr der Wechsel auch deswegen, weil sie bei Katharina Kohrt bislang viele Jahre beim TuS Huchting in besten Händen war, und sich im auch Team des Bundesligisten TurnTeam Kiehn Group Lüneburg-Buchholz absolut wohl gefühlt hatte, der in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung genommen hatte und eben erst 2022 in die erste Bundesliga aufgestiegen war.
Unglaublich-emotionaler Empfang auf dem Flughafen nach Rückkkehr von der WM in Liverpool
(c) Frank Thomas Koch
„Wir haben Karina hier im Norden lange auf ihrem Weg begleitet. Haben alles getan, was wir tun konnten. Aber nun ist sie flügge geworden und macht den nächsten Schritt.“ So beschreibt Susanne Tidecks, die Abteilungsleiterin bei Blau-Weiss, die Situation, in einem Umfeld, wo Karina das mit Abstand höchste sportliche Niveau erreicht hatte, obwohl sie bisher nicht an einem ausgewiesenen Leistungsstützpunkt trainierte.
Wenn man bedenkt, das die Deutsche Vizemeisterin am Sprunggerät bislang zu Hause eigentlich gerade mal 16m statt einem 20m-Anlauf für Sprung zur Verfügung hatte ... und manchmal waren die Temperaturnen in der Huchtinger Halle auch nicht immer optimal ...
... so war sie nach ihrem Probetraining im Sommer in Chemnitz schwer beeindruckt von den Spitzenbedingungen des Olympiastützpunktes in Sachsen!
Gespräche mit Balken-Europameisterin Emma Malewski und anderen Chemnitzer Leistungsturnerinnen und auch ein origineller bunter Umzugskarton mit vielen Geschenken, haben es ihr dann aber am Ende leichter gemacht, so dass es schließlich doch ein logischer Schritt wurde, den alle Beteiligten für richtig halten ... Wenn man bedenkt, dass sie nun vom einmaligen täglichen Training Tagesbedingungen für zwei Trainingseinheiten vorfindet, wird auch dies nicht ohne nötige Anpassungen und mögliche Probleme laufen, aber Karina ist inzwischen selbst gespannt, was sich daraus für neue Leistungsziele ergeben können: "... da gehen wir bestimmt den Jurtschenko-Sprung mit 1/1-Drehung an! Mit Anatol Ashurkov haben wir auch schon über den Jägersalto und den Hindorff-Salto am Stufenbarren gesprochen."
Und außerdem gibt es auch im nächsten Kalenderjahr für Karina Schönmaier weiterhin die fest eingeplante Startmöglichkeit in der "alten" Heimat bei den Wettkämpfen von Blau-Weiss Buchholz in der 1. Bundesliga!
Mit Spannung erwarten sie nun selbst, ihr altes, wie auch neues Umfeld, zu welchen Entwicklungen sie als selbstbewusste junge Frau mit neuen Zielen fähig sein wird. Das deutschen Kunstturnen der Frauen steht generell vor einem stetigen Verjüngungsprozess und der Weg zu Olympia 2024 ist diesmal ein recht kurzer und auch ein sehr schwieriger, was auch Karina sicher nun unter den nun völlig veränderten, auch härteren Bedingungen, recht bald spüten wird!
(C) gymmedia / E. Herholz
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