Der Internationale Turnverband (FIG) hat die Entscheidung darüber, ob Athleten aus Russland und Weißrussland wieder zu Wettkämpfen zugelassen werden, auf Juli verschoben. Der Präsident des russischen Turnverbands, Wassili TITOW, teilte der staatlichen Nachrichtenagentur TASS Einzelheiten der Verschiebung mit: "Der Internationale Turnverband kann noch nicht entscheiden, wie die Kriterien für die Neutralität der Athleten zu entwickeln sind. Daher wurde beschlossen, die Prüfung der Frage der Zulassung auf die nächste Sitzung des Exekutivkomitees zu verschieben, die im Juli stattfinden wird", so Titow gegenüber TASS.
Die Entscheidung lässt die Chancen einer Olympiaqualifikation der russischen und weißrussischen Turnerinnen sich für die Olympischen Spiele in Paris im nächsten Jahr zu qualifizieren, noch immer offen, da sie nun von den wichtigsten Qualifikationswettkämpfen ausgeschlossen werden sollen.
Der Ukrainische Turnverband hatte bereits im vergangenen Monat beim Schiedsgericht für Sport Klage eingereicht, um "die Entscheidungen des Internationalen Turnverbandes über die Rückkehr russischer und weißrussischer Athleten zu Wettkämpfen im Rahmen der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 und die Aussetzung der Mitgliedschaften im Internationalen Turnverband für den Russischen Turnverband und den Weißrussischen Turnverband zu verhindern", so eine Sprecherin des nationalen Dachverbandes gegenüber der Presse.
Allein schon die Entscheidung diese Verschiebung ist dennoch eine Überraschung!
So war allgemein erwartet worden, dass FIG-Präsident Morinari Watanabe eine Rückkehr der russischen Turner durchsetzen würde, nachdem er im vergangenen Monat gegenüber dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Zelenskyy erklärt hatte, er werde " ... das Recht der russischen und weißrussischen Turner, die nicht in den Krieg verwickelt sind, auf Teilnahme an Wettkämpfen verteidigen".
Wassili TITOW ist Mitglied des Exekutivkomitees der FIG, während die fünfmalige Olympiasiegerin Nellie KIM aus Weißrussland eine der drei Vizepräsidenten des Weltverbandes ist, der derzeit im türkischen Antalya tagt.
Im Exekutivkomitee der FIG sind aber auch Länder vertreten, die gegen die Zulassung der Russen sind, darunter der Finne Jani TANSKANEN, der Lette Arturs MICKEVICS und die Rumänin Maria FUMEA. Auch Farid GAYIBOV, der aserbaidschanische Vorsitzende der Europäischen Turnunion, soll sich gegen die Rückkehr der Russen ausgesprochen haben.
Eine Gruppe von sieben europäischen Ländern, darunter die Ukraine, boykottierte den letztjährigen FIG-Kongress, der vom norwegischen Sandefjord nach Istanbul in der Türkei verlegt wurde, weil der ursprüngliche Gastgeber sich weigerte, Delegierte aus Russland und Weißrussland aufzunehmen.
Bei dieser Gelegenheit verteidigte Watanabe die Einladung der russischen und weißrussischen Offiziellen, indem er betonte, dass "wir die Pflicht haben, unsere Meinungen mitzuteilen" und argumentierte, dass "unnötige Bestrafungen neuen Hass schaffen".
Turnerinnen und Turner aus Russland und Weißrussland waren im März 2022 von der Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen worden, nachdem Wladimir Putin im Monat zuvor in die Ukraine einmarschiert war. Am Ende stimmte das Exekutivkomitee nicht einmal darüber ab, ob die Russen zurückkehren dürfen oder nicht, sondern erzielte einen Konsens.
Die FIG bestätigte die heutige Entscheidung in einer kurzen Erklärung:
"Nach einer neuen Bewertung der Situation der russischen und weißrussischen Athleten/Funktionäre ist das Exekutivkomitee der FIG der Ansicht, dass die bereits am 1. und 2. März 2023 auf der Grundlage von Artikel 13.3 der FIG-Statuten beschlossenen Maßnahmen ohne weitere Änderungen in vollem Umfang in Kraft bleiben", hieß es dort.
"Die FIG wird die Gesamtsituation kontinuierlich beobachten und kann diese Maßnahmen je nach Entwicklung der Umstände neu bewerten."
* Autor: Duncan Mackay
* Quelle: insidegames
* Übersetzung: GYMmedia INTERNATIONAL
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