Hubert Brylok feiert 60. Geburtstag |
Der hallesche Turntrainer Hubert BRYLOK, einer der profiliertesten Akteure des deutschen Kunstturnens, begeht heute in seiner Heimatstadt Halle an der Saale seinen 60. Geburtstag. Der Ex-Nationalmannschaftsturner, zweifache Vize-Europameister und Deutsche Turn-Meister (Ringe 1982) steht selbst im 33. Jahr seiner Trainerlaufbahn, das nun erneut zu einem besonderen werden soll:
An der Seite seines Schützlings Nick Klessing will er dessen Olympiastart in Tokio 2020 realisieren helfen. Dieses kreative Halloren-Paar hat sich in den letzten Jahren derart zu einem leistungsstarken Duo entwickelt, was insbesondere an der Karriere des aktuellen Deutschen Ringechampions Nick Klessing (22) ablesbar ist, der auch immer stärker als potenzieller Mehrkämpfer reift ...
Trainer Hubert BRYLOK über seinen Athleten: "Gerade in letzter Zeit sind wir beide zu einem echt starken Team geworden, in fairer, gleichberechtigter Partnerschaft! Vor allem Nick ist gereift, ist zielstrebig, ... ja, geradezu bissig geworden! Es macht Spaß, mit solch' einem Top-Athleten arbeiten zu dürfen!"
* 1983: Hybert Brylok (re.) zu Besuch bei seinem ersten Coach Ekki Köppen, der auch die späteren Deutschen Turnmeister Uwe Kopp und Thomas Knüpfer entdeckte ... |
Starke Trainerpersönlichkeiten prägten seinen Weg
Mit dem Turnen begonnen hatte der Spätaussiedler aus Polen, Hubert BRYLOK, im thüringischen Bad Salzungen. Er hatte das Glück, im dortigen Trainingszentrum von Eckhard KÖPPEN zu trainieren, der ihm von Anfang an nicht nur die Liebe zur Sportart, sondern auch das zähe Kämpfen um sportliche Leistung vermittelte. Ein überschäumendes Talent war der Junge mit den "krummen Armen" und damit einem problematischen Stützverhalten nämlich nicht, was ihn Zeit seines Turnerlebens auch immer am Problemgerät Pauschenpferd zu schaffen machte.
"Schaut mal, ich hab`da einen, der ist recht gut, aber auch ganz schön steif...", so stellte Ekki Köppen einst den beseelten jungen Turner beim SC Motor Jena, dem damaligen thüringischen Spitzenklub vor. Trainer Gerd Diesler übernahm dort den Jungen und besonders Cheftrainer und Altmeister Wolfgang Gipser sorgte dann dafür, dass sich Hubert hier in Jena durchbiss, bei der Stange blieb und 1976 im Zuge des damaligen "Leistungssportbeschlusses" der DDR und der Konzentration auf einige Spitzenzentren, sogar zum SC Chemie Halle delegiert werden sollte.
... besaß sehr gute koordinative Fähigkeiten! |
"... nee, der Junge ist zu steif, zu unbeweglich",
- mit diesen Worten lehnte ihn zunächst der hallesche Trainer Mathias Legler erstmal ab. Doch Halles Cheftrainer Günther Klausch ordnete Aufnahme an die KJS an, da das kleine deutsche "Ländle DDR" eben auch nicht gerade mit Talenten gesegnet war, weder qualitativ, noch quantitativ. Und so spürte Trainer Legler spätestens nach einem halben Jahr, dass dieser Hubert Brylok nicht nur arbeiten konnte, sondern dass er neben seinen "konstruktiven Schwächen" aber auch mit vorzüglicher Schnellkraft und überdurchschnittlichen koordinativen Fähigkeiten gesegnet war, aus welchen Mathias Legler dann doch einen echten Leistungsturner mit Biss und mit Anspruchsdenken formte.
Vor dem Jungen aus Thüringen hatte Legler bereits in Halle einen weiteren Thüringer, Friedhard Beck, zum Deutschen Reckmeistertitel (1976) geführt. "Aber was dem Friedhard an Schnelligkeit bei Drehungen fehlte, das hatte Hubert ...", erinnert sich Mathias Legler heute.
Ende der Siebziger Jahre hatte der Ungar Peter Kovacs den nach ihm benannten gehockten Salto rw. über die Reckstange kreiert ...:
... wie gesehen, endete der allerdings relativ kleinräumig nach dem Vorschwung in einer Kippe.
Hubert konnte besonders gut fliegen ...! |
Das musste doch noch ganz anders gehen ..., großräumiger,... überlegten sich die halleschen Turnstrategen: "Wir waren mal zum Wettkampf Moscow News`' in der Sowjetunion. Da sahen wir Ungarn, die den Kovacs-Salto auch turnten, aber diesem nur eine Kippe beim Vorschwung folgen ließen. Den könnte man doch mit mehr Schwung aus der Riesenfelge in die Riesenfelge turnen ....?! Zudem erinnerte sich der ehemalige Junioren-Auswahlturner Matthias Legler an die allerersten sogenannten "Jugendwettkämpfe der Freundschaft" 1966 in Berlin: Da hatte er noch einen jungen Bulgaren im Gedächtnis, der " ...aus Versehen einen geplanten Doppelsalto als Abgang viel zu lange im Griff hielt, so dass ihn der Salto ungewollt über die Reckstange trieb, die er vor Verblüffung nun vor, statt hinter sich sah ... ! Daran erinnerte sich der junge Trainer 13 Jahre später, trainierte das Ende der Siebziger mit seinem Schützling Hubert Brylok, bis einer der Verbandsverantwortlichen für Nachwuchs, nämlich Dr. Jörg Fetzer im Trainingslager Kienbaum zu Hubert sagte: "Los, Junge, wenn du den Doppelsalto einfach mal über die Stange treibst, und hängst, dann gibt's ein `Herrengedeck' für dich...!" Das ließ sich der 18-Jährige natürlich nicht zweimal sagen - und aus der Elemente-Urform des Ungarn Kovacs entstand der hochwertige "Brylok-Salto", so wie ihn seither die ganze Kunstturnelite zur Verzückung des Publikums in aller Welt zeigt!
Die erfolgreiche nationale Flugelemente-Premiere vollzog Hubert Brylok dann bei den Deutschen Meisterschaften 1979 in Schwedt, konnte allerdings seine Reckfinalchance nicht wahrnehmen, da er sich zuvor am Boden einen Finger gebrochen hatte ...!
Mit seinem schwachen Gerät Pauschenpferd, was ja zu damaligen Zeiten durch Pflicht und Kür immer zweimal in die Wertung ging, hatte er natürlich kaum eine Chance, in die DDR-Nationalriege zu gelangen - und so trat damals der Ungar Peter Kovacs mit diesem Salto zur EM in Essen auf und nicht Hubert Brylok, wurde so zum Namensgeber und gewann damit Recksilber.
Hubert realisierte ihn aber zwei Europameisterschaften später, 1983 in Warna, wo Brylok 7. im Mehrkampf wurde, vier Finals erreichte und mit 2 Vize-Europameistertiteln (Sprung und Reck) nach Hause kam, und vor Ort mit seiner Brylok-Veredlung aus der Riesenfelge in die Riesenfelge den Kovacs-Salto in die Premiumklasse der Flugelemente erhoben und die Turnwelt damit verzückt hatte!
Seine EM-Silbermedaille jedenfalls hat er spontan seinem Trainer Mathias Legler geschenkt....!
Dies alles wissend macht klar, welche Rolle in der hochkomplexen Sportart Kunstturnen mit ihren technischen, athletischen, aber auch psychologish-mentalen Herausforderungen die Persönlichkeiten der Trainer an der Seite der Athleten spielen, vor allem bei jenen, die sich das Meiste schwer erarbeiten müssen..
Seit 1987 ist der diplomierte DHfK-Absolvent mit akademischer Ausbildung Hubert Brylok längst selbst eine Trainerpersönlichkeit. In mehr als 3 Jahrzehnten seiner Tätigkeit beim SV Halle formte er solche Athleten, wie den Deutschen Mehrkampfmeister (1993) Oliver Walther sowie weitere Nationalmannschaftsturner wie Christian Berczes, René Tschernitschek, Ralph Weyh und bis zu Olympia 2014 auch Ex-Europameister und 6-facher Deutscher Meister, Matthias Fahrig.
* Heute bei der Geburtstagsfeier in Halle: Drei Leistungsgenerationen vereint ..:
* von rechts nach links: Brylok-Trainer Mathias LEGLER (re), Jubilar Hubert BRYLOK (Mitte)
und sein Schützlling Nick KLESSING vom Olympiajahrgang 2020 ...
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Brylok betreut Nick Klessing seit 2013 |
Mit Blick auf seine Karriere - als Athlet, der es durchaus nicht leicht hatte, sich durchzubeißen, wie auch als Trainer an der Seite seiner Schutzbefohlenen - wird klar, wie auch heutzutage die Qualität des Innenverhältnises Trainer - Athlet eine entscheidende Rolle zur Realisierung höchster olympischer Zielstellungen spielt:
Partnerschaft, gegenseitige Achtung Teamgeist:
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♦ Mit Brylok & Klessing ... ( - Foto, re >>)
- seit 2013 in einer Trainingsgemeinschaft - scheinen sich hier die richtigen Zwei und zur rechten Zeit gefunden zu haben!
♦♦ ... und daraus wird nun ein Trio:
Mit Blick auf Olympia Tokio 2021 wird Hubert BRYLOK ab August 2020 neben Nick Klessing auch den deutschen Barrenspezialisten und Ex-Mehrkampfmeister (2017) Lukas DAUSER (27) betreuen, der von Berlin an die Saale wechselt:
* ... siehe ►► GYMnews vom 22. Juli 2020
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