Herwig Matthes zum 80.! |
Einer der kreativsten Akteure in seiner leistungssportlichen Zeit als Turner und vor allem danach im weiteren Berufsleben, war der Niedersachse Herwig MATTHES, der heute in Großburgwedel seinen 80. Geburtstag feiert.
Vom Schülerbereich an bis hin als Kader der alt-bundesdeutschen Nationalmannschaft in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war er ein begnadetes Turntalent und dazu ein ideenreicher und fordernder Individualist, der sich nie mit Gegebenem zufrieden gab.
Auf seiner Suche nach Perfektion machte er selten vor Grenzen halt, sondern suchte stets nach neuen Zielen.
Dabei scheute er sich nie, auch Unbequemes in Kauf zu nehmen ...:
DTB-Kunstturnwart Herwig Matthes (rechts), neben Trainer Uli Ott und mit Bundestrainer Philipp Fürst (links außen)
bei der Betreuung der BRD-Auswahlkader Anfang der achtziger Jahre
Herwig Matthes in seiner aktiven Zeit in den Sechzigern |
Als Ex-Turner - ein begnadetes Talent
Herwig MATTHES war ein begnadetes Turntalent. Er war früh Niedersachsens Bester im Schülerbereich, dann im Jugendbereich und später im Männerbereich.
Er gehörte zur Deutschen Jugendnationalmannschaft und auch früh zum Kader der Deutschen Männernationalmannschaft im Bereich der alten Bundesrepublik.
Er nahm an Länderkämpfen teil und erkämpfte z. B. bei den III. Studenten-Weltmeisterschaften 1963 in Porto Allegre (BRA) für die BRD hinter Japan und der Sowjetunion die Mannschafts-Bronzemedaille, gemeinsam damals mit Kurt Friedrich und Jürgen Bischof.
Herwig trat früh aus dem Nationalkader zurück, weil ihm die damalige Richtung und Strategie des Deutschen Turner-Bundes so gar nicht passten, und war da mit seinen Auffassungen und Kritiken keineswegs der Einzige .
1963: Handstand in schwindelerregender Höhe auf einem Geländer vor der Kulisse des Zuckerhutes in Rio, nachdem das bundesdeutsche Universiade-Trio Herwig Matthes, Jürgen Bischof und Kurt Friedrich von r.n.l.)in Porte Allegro (BRA) hinter Japan und der UdSSR Team-Bronze geholt hatte... |
Herwig Matthes war und ist ein Individualist, der auch im Turnen individuell gefördert werden wollte.
Gleichmacherei aller oder das Scheren über einen Kamm lehnte er entschieden ab. Der studierte Jurist und Anwalt stand aber nach seinem Rücktritt weiter in engem Kontakt zu den Spitzenturnern. Mit vielen von ihnen ist er bis heute befreundet.
Jürgen Bischof (li.) bekommt regelmäßig im Pflegeheim Besuch von seinem ehemaligen Turnkameraden Herwig Matthes |
So führte er zum Beispiel für seinen Freund Jürgen Bischof, einen damaligen Topturner der BRD, der nach einem Achillessehnenabriss bei einem Bundesligawettkampf in München, durch einen Narkosefehler bei der Operation bedingt, nach langem Koma schwerbehindert ins "Leben" zurückkehrte, seinen ersten Prozess als frischgebackener Jurist. Das dauerte damals fast 4 Jahre und endete mit einem für Jürgen Bischof erfolgreichen Vergleich.
(* siehe auch > GYMmedia-News, Nov 2011).
Unterstützung vom Deutschen Turner-Bund (DTB) hatte er dabei wenig.
Als Sportfunktionär - ein unbeugsamer, engagierter Förderer
Das Innenministerium in Bonn, wo Herwig Matthes einst seine berufliche Laufbahn begann, entsandte ihn umgehend ins Organisationskomitee für die Olympischen Spiele in München 1972. Dort war er in einflussreicher Position, insbesondere für den Bereich Eintrittskarten zuständig und wurde in dieser Funktion im deutschen Sport über das Kunstturnen hinaus bekannt und beliebt.
Herwig Matthes,1963 zur Universiade in Porte Allegro im Gespräch mit dem damaligen Weltmeister und späteren FIG-Präsidenten Juri Titow. |
Einige Zeit nach den Olympischen Spielen 1972 kehrte er nach Hannover in seine Heimat Niedersachsen zurück und wurde dort Sportwart des Niedersächsischen Turnerbundes.
Aufbauend auf seine eigenen Erfahrungen als einer der einst führenden Spitzenturner trug er wesentlich mit dazu bei, das niedersächsische Sportleistungszentrum mit einer modernen Kunstturnhalle zu etablieren.
Bei der Einstellung von Trainern hatte er ein zielsicheres Händchen. So hatte er auch maßgeblichen Anteil daran, dass der viel zu früh verstorbene Ulli Ott damals Kunstturn-Bundestrainer in Hannover wurde.
* 1982: (v.l.:) Wulf Greite, Uli Ott, Herwig Matthes |
Er war auch einige Jahre Bundeskunstturnwart im DTB.
Für die Spitzenfunktionäre des DTB war er ein äußerst unbequemer Mann, der stets witzig und schlagfertig auftrat, was Manches vielleicht noch unbequemer machte.
Herwig Matthes hatte dem DTB immer vorgeworfen, das dieser sich nicht angemessen - weder logistisch. noch finanziell - ausreichend um den Leistungssport kümmere, eine Meinung, die im Kunstturnlager breiteste Unterstützung fand!
Dafür aber hatte er im Lager der bundesdeutschen Trainer und Athleten einen ausgezeichneten Ruf und genoss dort (- bis heute!) höchste Anerkennung und Achtung und großes Vertrauen! Aufbrechen konnte er allerdings die verkrusteten Verbandsstrukturen leider nicht.
Zum Schluss seines Sportfunktionärsdaseins war er Sportwart des LSB Niedersachsen. Hier nahm er entscheidenden persönlichen Einfluss darauf, dass Hannover Olympiastützpunkt wurde - natürlich m i t der Sportart Kunstturnen.
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Er leitete zusammen mit dem Verwaltungschef des Olympiastützpunktes einige Zeit diesen Stützpunkt kommisarisch. Das war für Sportler und Trainer eine sehr gute, weil unbürokratische Zeit, nach der sich so Mancher noch heute zurücksehnt.
Als Mensch - herzlich, schlagfertig und verlässlich!
Herwig Matthes besitzt einen scharfen Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe, viel Humor und Schlagfertigkeit.
Zwischenmenschliche Beziehungen durchschaut er bestens. Für ihn standen und stehen der Mensch und die Menschlichkeit stets im Vordergrund! Überbordende Bürokratie und übertriebener Regularismus sind ihm bis heute äußerst fremd.
Das war und ist ein Segen für viele Menschen, die zu seinem Bekanntenkreis zählen.
... sein berufliches Stenogramm
- Jurastudium in Kiel und Göttingen mit hoch-erfolgreichem Abschluss;
- Arbeit im Innenministerium in Bonn;
- Arbeit im Organisationskomitee Olympia 1972;
- Persönlicher Referent des Wirtschaftsminister in Hannover;
- Als Wahlbeamter Gesundheitsdezernent im Landkreis Hannover;
- Freier Rechtsanwalt in Großburgwedel, seinem Heimatort.
Alle, die ihm in seiner Laufbahn begegnen durften wünschen ihm sicher das Beste zu seinem heutigen 80. Geburtstag, den er mit seiner Familie in der niedersächsischen Region Hannovers begeht!
(C) gymmedia / Eckhard Herholz / Wulf Greite