Hans-Richard Vollbrecht 1927 - 2015 |
Am Dienstag, den 17. November 2015 ist in Berlin einer der profilierten und langjährigen Sportjournalisten der DDR, Hans-Richard VOLLBRECHT, im Alter von 88 Jahren in Berlin gestorben. Insbesondere den Turninteressierten ist er als ein akribischer Chronist und Begleiter der nationalen und internationalen Szene der sich zu einer Spitzennation entwickelnden DDR-Kunstturnerinnen und -turner in Erinnerung. Am 27. 07. 1927 im thüringischen Arnstadt geboren begann er 1953 in der Landesredaktion der "Jungen Welt" in Erfurt, wechselte später nach Berlin und war dort von 1971 bis 1980 der Sportchef der DDR-Jugendzeitung. Deren Sportberichterstattung zeichnete sich besonders durch oft pfiffige und originelle Darstellung auf sportfachlich hohem Niveau aus. Die Turnerei war dabei nur eine seiner drei großen Leidenschaften, zu denen noch das Skispringen und die Leichtathletik gehörten.
"Faszinierendes Turnen" (Sportverlag 1970), Friedrich. Vollbrecht |
Gemeinsam mit dem Leipziger WM- und Olympia-Teilnehmer (1958 / '60) Karlheinz Friedrich, der nach seiner sportlichen Karriere ebenfalls als Fotoreporter und Sportjournalist arbeitete, gab Hans-Richard Vollbrecht 1970 das Buch "Faszinierendes Turnen" heraus, das sich sowohl den Großen des internationalen Turnsports ebenso widmete, wie auch den erstaunlichen Karrieren der Turnerinnen und Turner im Osten Deutschlands, die sich unter oft widrigen Umständen in den ersten drei Jahrzehnten nach dem II. Weltkrieg schrittweise an die Weltspitze heranarbeiteten. Dabei stand "Piepe" Vollbrecht stets "voll im Stoff" und brachte mit seinem journalistischen Stil die oft kompliziertesten Übungsabläufe auch dem interessierten Turnlaien nahe.
Vollbrechts erster großer Wettkampf waren die Olympischen Spiele 1956 in Melbourne, obwohl dort keine deutsche Frauenriege am Start war, da es durch einige "überraschende Schwangerschaften" zu einigen empfindlichen Ausfällen auf DDR-Seite der eigentlich geplanten gemeinsamen deutschen Riege geommen war.
Einer seiner letzten Turnreportagen für die "Junge Welt" schrieb Vollbrecht von den Turn-Europameisterschaften 1981 in Madrid, die von einem Bombenattentat des Militärputsches gegen den Spanischen König ganz in der Nähe der Wettkampfhalle überschattet waren und sportlich ganz im Zeichen der überragenden Berlinerin Maxi Gnauck standen, die dort mit vier Siegen und Silber am Sprung nur um einen Hauch den totalen Goldtriumph verpasste.
Bis 1982 blieb Hans-Richard Vollbrecht noch bei der "Jungen Welt", wechselte danach zur Illustrierten "Freie Welt", später zur Wochenpost, bei der er bis zum Rentenalter 1991 tätig war. In so mancher Sportbibliothek stehen noch seine Publikationen ("Schanzen, Sprünge, Skipiloten" oder "Die letzte Runde"), in denen er sich mit Autorenkollegen den Akteuren des Skisports und der Leichtathletik widmete und somit dem historischen Geschichtsbild wertvolle Geschichten und Persönlichkeiten hinzufügte. Nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben zog sich der Berliner ziemlich konsequent in das Privatleben zurück. Seine Ex-Kollegen und seine Lesern werden ihn in bleibender Erinnerung behalten!
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