Hans-Jürgen Zacharias |
Am 15. November feiert der Ehren-Präsident des Rheinischen Turnerbundes (RTB), Hans-Jürgen ZACHARIAS, seinen 90. Geburtstag. Der gebürtige Berliner durchlief vom einstigen Aktiven über verantwortliche Funktionen im regionalen Bereich bis hin zum Vize-Präsidenten des Deutschen Turner-Bundes (DTB) und als Organisator zahlreicher Top-Events eine beispielhafte, engagierte Karriere, die vor allem durch kreative Entscheidungsfreudigkeit bei gleichzeitig höchster Verantwortungsbereitschaft gekennzeichnet war. Sein internationales Engagement führte ihn bis in die Exekutive des Turn-Weltverbandes F.I.G. und bis zur Funktion eines FIG-Vizepräsidenten.
Von 2002 bis 2012 und im Jahr 2015 leitete er mit einem Höchstmaß an Sachverstand als dessen Präsident die Geschicke des Rheinischen Turnerbunde. Der pensionierte Polizeibeamte und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse ist auch Ehren-Vizepräsident des Weltturnverbandes FIG.
Hans-Jürgen ZACHARIAS, Ex-Präsident des Rheinischen Turnerbundes
.... - zum 90. Geburtstag
Der gebürtige Berliner begann seine aktive turnerische Laufbahn eigentlich durch einen Zufall:
Bei einer Ferienfreizeit 1946 im Berliner Grunewald stürzte er beim Tarzan-Spiel von einem Baum und zog sich einen komplizierten Unterarmbruch zu, der beinahe zu einer Amputation geführt hatte. Nach der Genesung riet ihm seine Sportlehrerin, in einen Turnverein einzutreten, um wenigstens gegenüber den Mädchen in der Klasse beim Gerätturnen nicht das Nachsehen zu haben.
... hier hielt Hans-Jürgen Zacharias die erste Turnfahne hoch...! |
Er folgte dem Rat, trat in die Turngemeinde in Berlin 1848 (TiB) ein, trainierte mehrmals in der Woche und entwickelte sich rasch zu einem der besten Kunstturner und Mehrkämpfer.
Mit der TiB-Mannschaft wurde er Berliner Meister und im gemischten Mehrkampf (mit 12 Disziplinen) holte er ebenfalls den Meistertitel.
Als Mitglied der Berliner Stadtmannschaft nahm er an zahlreichen Wettkämpfen im In- und Ausland teil und lernte dabei seine Frau kennen, die als Mitglied der legendären „Amseln“ des OSC Schöneberg ebenfalls Mitglied der Stadtmannschaft war.
... anerkannt durch seine Kompetenz und Ausstrahlung! |
Im Zusammenhang mit der Berufsausbildung verschlug es Hans-Jürgen Zacharias dann nach Nordrhein-Westfalen, ließ sich 1975 in der Gemeinde Bedburg-Hau nieder.
Bis 1994 war er Polizeidirektor im Kreis Kleve, und verstärkte in der Anfangszeit auch die Mannschaften der Turngemeinde Münster und später die der Elberfelder Turngemeinde.
Seine Funktionärslaufbahn hatte er bereits neben dem Training in Berlin als Männerturnwart bei der TiB gegonnen. Nach dem Wechsel ins Rheinland verschrieb er sich zunächst der Kampfrichterei, wurde im RTB-Landeskampfrichterwart, erwarb das Kampfrichterbrevet des Internationalen Turnerbundes (FIG) und vertrat anschließend den Deutschen Turner-Bund (DTB) bei zahlreichen Länderkämpfen, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.
Er stand auf vielen Podien der Welt, hier bei einer Europameisterschaft 2002 mit dem damaligen Präsidenten der UEG, Klaus Lotz (re.) |
Sein Organisationstalent und sein Fachwissen führten dazu, dass er 1966 zum RTB-Landeskunstturnwart, einige Jahre später zum RTB-Oberturnwart und anschließend zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde.
Parallel dazu war er Mitglied im Bundeskunstturnausschuss des DTB, was letztlich dazu führte, dass er 1974 zum Bundesoberturnwart gewählt wurde.
30 Jahre lang gehörte er dem DTB-Präsidium an. Als Bundessportwart und später als Vizepräsident Sport vertrat er den DTB national und international bei vielen Veranstaltungen.
Das Amt brachte es mit sich, dass er 1977 in die Technische Kommission des Bundesausschusses Leistungssport des DSB gewählt wurde, als deren Vorsitzender er dem BAL-Vorstand angehörte. Diesem Gremium und dem späteren Vorstand des Bereichs Leistungssport im DSB gehörte er bis zum Jahr 2001 an.
Hans-Jürgen Zacharias (li.) war vor allem ein Mann der Praxis, oft vor Ort und immer dicht dran, wie hier in Cottbus beim 'Internationalen Turnier der Meister 2001', im Gespräch mit dem damaligen Turnier-Direktor und Ex-Weltmeister Sylvio Kroll (Mitte) und DTB-Präsident Rainer Brechtken |
Im Deutschen Turner-Bund machte er sich vor allem durch das Organisieren von nationalen und internationalen Wettkämpfen und anderen Veranstaltungen verdient:
Von 1968 bis 2005 war er maßgeblich an der Organisation der Deutschen Turnfeste beteiligt und zeichnete für die Organisation von zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften verschiedener Sportarten in Deutschland verantwortlich. Im Jahr 2004 schied er aus dem DTB-Präsidium aus. Der Deutsche Turntag bedankte sich für seinen Einsatz durch die Ernennung zum Ehrenmitglied.
Höchstes internationales Engagement
Hans-Jürgen Zacharias war gleich bei sieben Olympischen Spielen dabei:
1972 in München war er Hallensprecher bei den Turnwettbewerben, 1976 in Montreal und 1984 in Los Angeles Teildelegationsleiter der deutschen Turnelite.
1988 (Seoul), 1992 (Barcelona), 1996 (Atlanta) und 2000 (Sydney ) saß Zacharias in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des Internationalen Turnerbundes in der Wettkampfleitung.
... im Gespräch mit dem einstigen FIG-TK-Präsidenten und 'welt-obersten' Kampfrichter, Karl-Heinz Zschocke |
Als DTB-Vertreter bei den Mitgliederversammlungen des Internationalen Turnerbund (FIG) lieferte er sich in den 70'er Jahren heftige Wortgefechte mit dem damaligen Präsidenten Juri Titow als es u. a. darum ging, dem Breitensport (als „Allgemeines Turnen“ bezeichnet) einen Platz in der FIG zu verschaffen. Schließlich entwickelte sich jedoch zwischen beiden eine Freundschaft.
Hans-Jürgen Zacharias wurde 1984 in das Exekutivkomitee der FIG gewählt und 1996 sogar zum Vizepräsidenten.
Er stand der Satzungs- und der Wettkampfkommission vor, war maßgeblich an der Einführung der Aerobic als Wettkampfsport mit Weltmeisterschaften beteiligt, vertrat die FIG bei den Mitgliederversammlungen des Internationalen Trampolin-Verbandes und des Internationalen Sportakrobatik-Verbandes und sorgte für deren Aufnahme in die FIG.
Besonders engagierte er sich bei der Verbesserung der Wettkampfabläufe bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele durch fernsehgerechte Organisation und durch Verbesserung der Wertungsvorschriften im Gerätturnen und in der Rhythmischen Gymnastik.
Trotz zahlreicher Wertungs-Skandale war die Zeit damals für eine Abkehr von der „magischen Zehn“ jedoch noch nicht reif und die Mehrzahl der Verbände versagten nicht nur ihre Zustimmung zu dem Modell (das dann 4 Jahre später doch eingeführt wurde), sondern damit verbunden auch zur Wiederwahl von Hans-Jürgen Zacharias zum Vizepräsidenten.
Sein Wirken in der FIG wurde gleichwohl durch die Ernennung zum Ehren-Vizepräsidenten gewürdigt.
Zacharias war und ist immer auch ein Mann für Öffentlichkeit und Offenheit und gegenüber Journalisten und Medienstrukturen ein seriöser und verlässlicher Partner. Schon Mitte der neunziger Jahre gehörte er zu den entscheidenden Partnern bei der Schaffung von Internetplattformen für Turnen und Gymnastik und war z. B. wesentlich auch an der Entstehung der GYMmedia-Portale beteiligt, die sich in der Folge zu den höchst-frequentiertesten Websites der Turn- und Gymnastikdisziplinen weltweit entwickelt haben.
... im Rheinischen Präsidentenamte bis 2011 |
Ab 2002 "oberster Turner" im Rheinland
Bereits während seiner Zugehörigkeit zum DTB-Präsidium wurde Hans-Jürgen Zacharias vom damaligen RTB-Präsidenten Dr. Manfred Rasim gebeten, sich wieder für den Rheinischen Turnerbund zur Verfügung zu stellen. Zacharias sagte zu und wurde 2002 vom RTB-Verbandstag in Wuppertal mit großer Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt.
Er machte es sich zur Aufgabe, dem Verband eine dem DTB angepasste Struktur zu geben und für die Zukunftsfähigkeit des Verbandes zu sorgen. Nicht alle Wünsche sind dabei in Erfüllung gegangen. Nach einstimmiger Wiederwahl beim Verbandstag 2008 verblieben ihm allerdings noch 3 Jahre bis zum Ende der laufenden Wahlperiode, um entscheidende Weichen zu stellen.
2007, Bundesverdienstkreuz, 1. Klasse |
Bereits 1992 würdigte der Bundespräsident die ehrenamtliche Tätigkeit von Hans-Jürgen Zacharias durch Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
2007 wurde er durch die Verleihung dieser Auszeichnung in der nächsthöheren Stufe, der 1. Klasse, überrascht (< Foto, links).
Hans-Jürgen Zacharias hat Auszeichnungen bisher immer als Aufforderung zu weiterem Handeln aufgefasst. Deshalb stellte er sich 2005 auch für das Amt des Vizepräsidenten Leistungssport im Landessportbund Nordrhein-Westfalen, verbunden mit dem stellvertretenden Vorsitzenden in der Sportstiftung des Landes NRW zur Verfügung.
Durch Strukturveränderung beim LSB war eine erneute Kandidatur für dieses Amt nicht möglich. Die Verbände wählten ihn jedoch zu ihrem Sprecher.
Fit hielt sich der rüstige Pensionär und jetzige RTB-Ehrenpräsident noch bis ins hohe Alter mit Faustball beim Turnverein Kalkar.
Hans-Jürgen ZACHARIAS mit der olympischen Silbermedaillengewinnerin 2008, Oksana Chusovitina und ihrer Familie. |