15. Mai 2008  
Frankfurt / Main  
Gerätturnen

Fragen zu IOC-Richtlinien über Meinungsäußerungen in Peking

„Wir stehen auf der Seite der Meinungsfreiheit“
Im Rahmen der Veröffentlichung der IOC-Richtlinien zur Meinungsäußerung bei den Olympischen Spielen in Peking stellte die DOSB Presse sechs Fragen an Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes und Chef de Mission in Peking:
>> DOSB: Wie wird der DOSB nun mit diesen Richtlinien umgehen?

VESPER: "Wir haben die Richtlinien beim Treffen der Teil-Mannschaftsleiter in Frankfurt ausgiebig diskutiert. Diese Woche spricht der Aktivenbeirat darüber. Natürlich geben die Regeln nicht Antwort auf jede Einzelfrage und jede kreative Idee. Darüber müssen und werden wir in der Mannschaft diskutieren."

>> DOSB: Die Richtlinien beschäftigten sich nicht mit Einzelfällen. Was passiert, wenn durch Fragen beispielsweise von Athleten Unklarheiten aufkommen sollten?

VESPER: "Aufkommende Unklarheiten werden wir mit Pere Miró, dem zu-ständigen IOC-Direktor, besprechen. Niemandem kann daran gelegen sein, dass individuelle Zivilcourage zum Entzug der Akkreditierung führt. Natürlich stehe auch ich jederzeit für Rückfragen zur Verfügung. Um es noch einmal klar zu sagen: Die gesamte Mannschaftsleitung und auch ich persönlich – wir stehen auf der Seite der Meinungsfreiheit!"
>> DOSB: Einige Athleten haben auf der anderen Seite schon ihre Befürchtung geäußert, zu großem Druck ausgesetzt zu sein, wenn Sie sich nicht äußern möchten. Wie wollen Sie diese Athleten unterstützen?

VESPER: "Zunächst einmal dadurch, dass wir Informationen und Gesprächsmöglichkeiten bieten. Bei dem Treffen der Teil-Mannschaftsleitung haben amnesty international, Human Rights Watch, Günter Nooke, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, und Stefan Niemann, langjähriger ARD-Korrespondent in China, ausführlich vorgetragen. Im Deutschen Haus werde ich in Peking Gesprächskreise mit wirklichen China-Experten anbieten, mit denen die Athleten über Land und Leute und über die Probleme in China sprechen können. Das Recht der freien Meinungsäußerung umfasst auch das Recht, sich nicht zu äußern. Wer schweigt, macht sich keineswegs gemein mit Menschenrechtsverletzungen. Jeder, der reden, aber auch jeder, der dies nicht tun möchte, genießt unseren Schutz und unsere Unterstützung."
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