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Der Mediziner Dr. Dietmar Göbel heute |
Der ehemalige B-Kader-Turner und Hambüchen-Schützling Dr. Dietmar Göbel hat einen erstaunlichen und außergewöhnlichen sportlichen Paradigmenwechsel vollzogen. Dietmar Göbel vom TV Herborn, der zunächst von Karl-Ludwig "Kalu" Weller und anschließend von Wolfgang Hambüchen trainiert wurde, stand Ende der 80'er Jahre im B-Kader des DTB. Nach einer schweren Verletzung 1989 und in Anbetracht der 1990 erfolgten Wiedervereinigung sah der damals 25-Jährige für sich keine turnerische Perspektive mehr und entschloss sich, seine turnerische Karriere zu beenden und sich ganz auf sein Medizinstudium zu konzentrieren. Wie aber kommt ein ehemaliger Kunstturner dazu, eine Laufstrecke von 246 km in Angriff zu nehmen?
Der Kunstturner Dietmar Göbel (TV Herborn) Ende der Achtziger ...
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Es begann mit Stressabbau
Dazu der zwischenzeitlich in Donaueschingen praktizierende Facharzt für Orthopädie Dr. Göbel selbst:
"Ich habe im Mai 2003 zum Stressabbau mit dem Laufen begonnen."
Bereits im Oktober 2003 lief Göbel ("wegen einer Wette") seinen ersten Marathonlauf unter 4 Std.
Schon ein Jahr später, im Juni 2004, nahm er an dem hochkarätigen 100- km-Lauf in Biel (Schweiz) anlässlich eines Spendenlaufs für eine Kinderkrebsklinik teil:
"Einige haben mich für verrückt gehalten, dass ich mir das antue....!"
... und dann von Athen nach Sparta
2007 brachte ihn dann der dreimalige deutsche Spartathlonsieger Jens Lukas (Karlsruhe) mit dem berühmten Lauf von Athen nach Sparta in Berührung. Vor allem war Göbel von dem historischen Hintergrund dieses Laufes fasziniert:
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Die Einsamkeit des Läufers - Göbel zwischen Athen und Sparta. |
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'Dankbarkeit, Demut, Geduld!' |
Eine andere Sportart!
Allerdings musste Göbel feststellen, dass es sich hierbei "um eine andere Sportart" handelt. "Ein Ultra-Lauf fängt bei 100 km erst an", so die beinahe nüchterne Feststellung des 49-Jährigen. Bei diesem Non-Stop- Lauf über 246 km seien für ihn drei Komponenten wesentlich: Dankbarkeit, Demut und Geduld. Die Dankbarkeit, dass es ihm gegeben sei, diese Strecke laufen zu können, die Demut und der Respekt vor der Strecke und die Einübung in die Geduld, dass er sich Schritt für Schritt dem Ziel nähere. "Du musst ganz ruhig werden, auf deinen Körper hören, das Tempo finden, die Umwelt wahrnehmen, die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme einhalten - und du darfst keine km abhaken", so das Credo von Dietmar Göbel.
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Siege über sich selbst! |
2014 lief er mit dieser Einstellung auf den 5. Platz mit einer Zeit von 26 Stunden, 15 Minuten und 57 Sekunden!
Beim diesjährigen Spartathlon Ende September 2015 musste Dietmar Göbel die schmerzliche Erfahrung machen, dass letztlich die beste physische und mentale Vorbereitung von einem Kilometer auf den anderen Makulatur werden kann. Nach 145 km und knapp 15 Stunden Laufzeit machte das rechte Knie aufgrund einer Entzündung nicht mehr mit.:
"Es ist mir unerklärlich, aber es ist durchaus mit dem Turnen vergleichbar. Du turnst deine Übungen im Training '100 x durch' und im Wettkampf macht dir urplötzlich ein schmerzendes Handgelenk einen Strich durch die Rechnung", so Dietmar Göbel.
Ein Trost bleibt
Dr. Dietmar Göbel steht mit 49 Jahren auf dem Sprung in den Perspektivkader der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung - und 2016 oder 2017 möchte er wieder "weit vorne" in Sparta ankommen.
(C) Für GYMmedia: Wolfgang Staiger