Der Deutsche Turner-Bund (DTB) erinnert heute aus Anlass des Holocaust-Gedenktages, an den jüdische Olympiasieger von 1896, an Gustav Felix FLATOW (Berliner Turner-Verein 1850), der vor 77 Jahren, am 29. Januar 1945 im KZ-Theresienstadt, verhungerte. Bereits am 28. Dezember 1942 erlitt sein Cousin Alfred FLATOW (Berliner Turnerschaft) im KZ- Theresienstadt das gleiche Schicksal. Beide Olympioniken waren nach 1945 viele Jahre vergessen.
Es war Mitte der 80'er Jahre der Berliner Journalist und Olympia-Chronist Volker Kluge, der im Zuge von Recherchen über die Flatows das Grab von Gustav Felix Flatow in der KZ-Gedenkstätte von Theresienstadt (Terezin in Tschechien) entdeckte. Er teilte diese Entdeckung dessen Sohn Stefan Flatow mit, der all die Jahre in Rotterdam gelebt und vom Grab seines Vaters nichts gewusst hatte. Stefan Flatow, der Deutschland eigentlich nie wieder betreten wollte – außer seinem Vater sind auch mehrere Geschwister ermordet worden – nahm daraufhin eine Einladung zur Auszeichnungsfeier der „DDR-Sportler des Jahres“ 1986 an.
Bei dieser Ehrung in Berlin, organisiert von der damaligen Jugendzeitung „Junge Welt“, überreichte Turn-Olympiasieger Roland Brückner dem damals 70-jährigen Stefan Flatow die Stiftungsurkunde für einen Flatow-Pokal des Turnverbandes der DDR. Der Preis war beiden Flatows gewidmet, Alfred und Gustav Felix, und wurde für die beste Turnmannschaft der DDR vergeben. Die Turner des SC Cottbus konnten ihn 1987 erstmals in Empfang nehmen. (vgl. "200 Jahre Turnbewegung", Kap. V: Turnen in der DDR von Andreas Götze").
.
Am 14. September 2012, dem 20. Jahrestag der Namensgebung "Flatow-Oberschule" - Eliteschule des Sports in Berlin-Köpenik - gedachten Berliner Sportschüler feierlich der Opfer des Naziterrors:
(* - sie auch ►► Berliner Sportschüler ehren Flatow-Brüder"
(GYMmedia, 14.07. 2012).
.
DTB: "Die konservative Sporthistorikerschaft in der Bundesrepublik Deutschland verneinte seinerzeit sogar ihre enge Verwandtschaft und ihre jüdische Abstammung.
Erst anläßlich der vom Forum für Sportgeschichte 1986 in Berlin organisierten Ausstellung "175 Jahre Turnplatz Hasenheide" konnte das Schicksal beider Flatows aufgeklärt werden und im Jahre 1987 verlieh der Deutsche Turner-Bund (DTB) erstmals die 'Flatow-Medaille' ".
Zum Deutschen Turnfest 2017 in Berlin wurde die Broschüre "Die Flatow-Medaille" stark erweitert und in zweiter Auflage als "Sporthistorische Blätter 12" veröffentlicht.
Aus Anlaß des "Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" stellt das Forum für Sportgeschichte diese Broschüre als frei zugängliches PDF allen Interessierten zur Verfügung.
>> Die Verleihungen der Flatow-Medaille seit 1987 - 2017 (Quelle: DTB)
(C) gymmedia / Eckhard Herholz