Elisabeth SEITZ: ... ein historischer Rekord! |
Am Ende wurde es in der Dortmunder Westfalenhalle bei den 80. Deutschen Turnmeisterschaften der Frauen doch noch ein historischer Sieg:
War die Stuttgarter Rekordmeisterin Elisabeth SEITZ (27) in der Mehrkampfentscheidung gerade noch am Balken nach einem Hocksalto rw. unfreiwillig abgestiegen (12.000), steigerte sie sich mit Kampfgeist am Boden, holte dort einen 0.6-Rückstand noch auf und verwies die Chemnitzerin Pauline Schäfer mit +0,1 Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz. Mit ihrer Siegleistung von 53,500 Punkten sicherte sich Elisabeth Seitz damit nicht nur ihren 8. Mehrkampftitel (!) sondern hält zudem noch den alleinigen, historischen Rekord von insgesamt 23 Deutschen Meistertiteln, den sie sich bisher mit der Ex-Berlinerin Ingrid Lehmann-Föst (86) aus den 50'er/60'er Jahren geteilt hatte.
Hinter der Titelverteidigerin, der Kölnerin Sarah VOSS (53,000) auf dem Bronzeplatz, die mit Siegen Sprung und Balken erfolgreichste Meisterschaftsteilnehmerin wurde, landete Kim Bui mit 52,850 Punkten auf Platz 4, gefolgt von Emelie Petz (52,350) sowie den drei Chemnitzer Turnerinnen Emma Malewski (52,200), Lisa Zimmermann (50,250) und Sophie Scheder (50,100). Insbesondere der Olympiadritten von Rio Sophie Scheder ist hoch anzurechnen, dass sie überhaupt in einem vollen Mehrkampf antrat, konnte sie doch seit ihrem letzten Wettkampf (2019) und mehrfachen Verletzungen, nur knappe drei Wochen Training vor diesen Meisterschaften realisieren.
* ERGEBNISSE
►► Mehrkampf Frauen
* GYMmedia-Archiv:
►► Rückblick auf das letzte "SEITZ-Jahrzehnt" des deutschen Turnens
(* Die gesamte Statistik aller 80 DM der Frauen,
wie auch aller 87 Meisterschaften der Männer seit 1921
kann als pdf-Dokument bei GYMmedia bestellt werden!)
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* Samstag, 05. Juni 2021
♦♦ DM GERÄTEFINALS, Frauen
<< Die Kölner Ex-Mehrkampfmeisterin von 2019 und aktuelle Vierkampf-Dritte Sarah VOSS konnte aber am Sprungtisch ihren Gerätetitel am ersten Finaltag erfolgreich verteidigen und avanvierte am Schlusstag mit dem Meistertiteln am Balken und Silber am Boden zur erfolgreichsten Turnerin dieses Jubiläumschampionats (- siehe unten) !
Nachdem es die Vize-Meisterin von Berlin 2019, Emelie Petz nicht ins reduzierte 5'er-Sprung-Finale geschafft hatte, rückte die Chemnitzerin Lisa ZIMMERMANN nach und holte sich die Silbermedaille, und das, obwohl ihr linker Fuß erst letzten Dezember nach einer Knochenabsplitterung operiert worden war! Enormer Kampfgeist der 18-Jährigen, die sich durchgebissen hat (!), bemerkenswert, auch wegen der momentan nicht gerade optimalen Chemnitzer Trainingssituation!
Das sich die 32-jährige Kim BUI neben Elisabeth SEITZ (27) zu einer der Führungspersönlichkeiten des deutschen Frauenturnens entwickelt hat, ist längst bekannt. Mit Technik + Eleganz und der höheren Ausführungsnote (E) am Stufenbarren verhinderte sie einen Sieg von Eli SEITZ, obwohl die mit der höchsten D-Note (6.1) des Teilnehmerfeldes antrat.
Große Anerkennung gebührt auch der Dritten am Stufenbarren! Dass Sophie SCHEDER nach schier Endlos-Verletzungspausen und nach nur knapp drei Wochen vollem Training nicht "gekniffen hat", dass sie antrat, einfach um es sich selbst zu beweisen und am Barren Bronze holte - auch das darf man als bemerkenswerte Besonderheit ins deutsche Turn-Geschichtsbuch dieser Pandemie-Meisterschaft schreiben!
Und obwohl sich Lisa ZIMMERMANN eigentlich wegen ihrer noch nicht völlig ausgeheilten Verletzungsproblematik unsicher, und am Boden als Nachrückerin ins Finale gekommen war nutzte die Chemnitzerin Lisa Zimmermann, konsequent ihre Chance und holte ihren ersten Titel. „Mir fehlen noch die Worte. Ich hatte zwar auf eine Medaille gehofft, aber nicht gedacht, dass es zu Gold reichen würde. Ich wollte einfach nur noch mal eine schöne Übung turnen", so die erst 18-jährige Siegerin.
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S P R U N G
VOSS, SARAH (TZ DSHS Köln) =13,683
ZIMMERMANN, Lisa (TuS Chemnitz-Altendorf) =13,399
SCHÖNMAIER, Karina (Blau-Weiss Buchholz) =12,750
4. SCHLEGEL, Jessica (TuG Leipzig) =12,466
5. KOSCHNY, Rebecca (SC Berlin) =12,300
► DetaIlierte Resultate
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S T U F E N B A R R E N
BUI, Kim (MTV Stuttgart) - (5.9) =14,266
SEITZ, Elisabeth (MTV Stuttgart) - (6.1) =14,033
SCHEDER, Sophie (TuS Chemnitz-Altendorf) - (5.3) =13,333
4. ZIMMERMANN, Lisa (TuS Chemntz-A.) - (5,1) =13,133
5. MALEWSKI, Emma (TuS Chemnitz-A.) - (5.1) =12,700
6. VOSS, Sarah (TZ DSHS Köln) - (4.9) =10,833
► DetaIlierte Resultate
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Bedenkliche Anzeichen ...?!
Während die meisten der Turnnationen ihre nationalen Meisterschaften mit zwei Kürdurchgängen (!) auch bei den Frauen (auch im Pandemiejahr) durchziehen, scheint die "Decke des deutschen Frauenturnens" dünner als gedacht zu sein: Bei allem Verständnis für die folgenden Einzelfälle - es sind die drei profiliertesten Vertreterinnen des deutschen Frauenturnens, die aktuell über "Überlastung" klagen: Zu beiden Finals am Sonntag haben sowohl Elisabeth Seitz (27), als auch Kim Bui (32) ihren Startverzicht mit der Begründung "möglicher Überbelastung" erklärt. Auch Pauline Schäfer (24) tritt mit dieser Begründung nicht mehr an.
Das Sprungfinale konnte auch nur mit 5 statt 6 Turnerinnen durchgeführt werden, denn nur eben diese 5 boten zur Qualifikation die zwei erforderlichen Sprünge an.
... man ist immerhin nur wenige Wochen vor Olympischen Spielen!
- ehe-
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* Sonntag, 06. Juni 2021; 2. Finaltag
SCHWEBEBALKEN
VOSS, Sarah (TZ DSHS Köln) - (5.3) =13,666
KRÖLL, Carina (TSV Berkheim) - (4.5) =12,900
MALEWSKI, Emma (TuS Chemnitz-Altendorf) - (5.3) =12,300
4. SCHEDER, Sophie (TuS Chemnitz-Altendorf) - (4.4) =11,700
5. ZHU, Aiyu (TZ DSHS Köln) - (4.7) =11,566
6. SCHLEGEL, Jessica (TuG Leipzig) - (4.8) =11,066
► DetaIlierte Resultate
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BODEN
ZIMMERMANN, Lisa (TuS Chemnitz-Altendorf) - (4.8) =12,933
VOSS, Sarah (TZ DSHS Köln) - (4.9) =12,766
RUOFF, Kim (TS NeckarGym Nürtingen) - (4.5) =12,700
4. MALEWSKI, Emma (TuS Chemnitz-Altendorf) - (4,7) =12,566
5. KRÖLL, Carina (TSV Berkheim) - (4.3) =12,500
6. HINSBERGER, Lara Marie (TV Lebach) - (4.4) =12,033
► DetaIlierte Resultate
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* Die zweite und entscheidende Olympiaqualifikation, bei der über die 4 Tokio-Tickets entschieden wird, findet am Samstag, den 12. Juni 2021 in München statt.
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* 02. 06. 2021
♦ KRITIK an Wettkampf-Organisation u. Durchführung
Kaum einen Monat hatten die Verantwortlichen Zeit, nach dem Ausfall des Multi-GYM-Events TURNEN21, das für Mitte Mai in Leipzig geplant war, nunmehr die kompletten Turn-Meisterschaften in die FINALS 21 zu integrieren und nach Dortmund zu verlegen.
→ In einem "Offenen Brief" an die Dortmunder Wettkampfleitung machen Vereinsvertreter und Betroffene auf eine Reihe von Unzulänglichkeiten der Durchführung dieser Deutschen Turn-Meisterschaften aufmerksam:
► Offener Brief vom 02. 06. 2021 (Wortlaut & Unterzeichner)
♦ Chemnitzer Selbstwusstsein
Neben der o. g. Kritik der Vereinsvertreter an den Wettkampfregularien fiel noch eine weitere Wortmeldung am Rande der Turn-FINALS 2021 auf, aus einem Bereich, der seitens des Deutschen Turner-Bundes seit über einem halben Jahr eine Krisensituation des deutschen Frauenturnens darstellt, aber momentan so gut wie gar keine Rolle zu spielen scheint, wohl aber ablesbar an den Mehrkampfergebnissen der Chemnitzer Turnerinnen vom TuS Chemnitz-Altendorf ist, entsprechen doch die Plättze 6, 7 und 8. von Emma Malewski, Lisa Zimmermann und Sophie Scheder, keineswegs dem Potenzial dieser Olympiakader, auch wenn man deren unterschiedliche Verletzungsproblematiken berücksichtigt.
Hatte man nach den letzten und für viele Chemnitzer nicht nachvollbaren Entscheidungen des Olympiastützpunktes (Suspendierung) und vor allem das unsinnige Hallenverbot für Trainerin Gabi Frehse durch den neuen Chemnitzer Oberbürgermeisters - allein auf Grund unbewiesener und juristisch nicht belegter Vorwürfe und Anschuldigungen - das Gefühl, dass nun selbst die Vertreter vor Ort dem Druck nachgegeben hatten, da hört man nun doch noch aus der Stadt Chemnitz wieder eine selbstbewusste Stimme des Sports:
→ Der Stadtsportbund Chemnitz (SSBC) unterstreicht mit einer Pressemitteilung und Grüßen an die FINALS 2021, dass sich der ostdeutsche Sport durchaus seiner Eigenständigkeit bewusst ist, hat er doch die beste Einsicht in seine Situation vor Ort - im Gegensatz zu den DTB-Verbandsoberen, die bis heute weder vor Ort des Geschens waren noch einen persönliche Kontakt zu der beschuldigten Trainerin Frehse hergestellt hatten!!
Nach drei Jahrzehnten Deutscher Einheit macht der ostdeutsche Sport zu Recht wieder mit Selbstbewustsein auf seine Eigenständigkeit und Leistungsfähigkeit aufmerksam.
Das wird sicher auch für Politiker und Wähler im Wahljahr 2021 nicht ohne Bedeutung sein!
► Chemnitzer Pressemitteilung des Stadtsportbundes (02. 06. 2021)
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... und was den Wettkampfverzicht am zweiten Finaltag einiger führender deutscher Spitzenturnerinnen (Seitz, Bui, Petz, Schäfer ...) mit der Begründung "Überlastungsproblematik" anbetrifft, mag es ganz sicher bei jeder der Turnerinnen nachvollziehbare Gründe geben, ganz besonders in diesen Coronazeiten, einschließlich des Rechts auf freie individuelle Entscheidung!
Doch wenige Wochen vor den Olympischen Spielen stellt dies auch eine mehr als bedenkliche Situation des Leistungszustandes im DTB-Spitzenbereich des Frauenturnens dar, zumal sich kaum jüngere Leistungsträgerinnen mit international relevanten Top-Leistungen bei diesen Meisterschaften anboten. Und wenn, dann kamen sie ausgerechnet aus jenem Chemnitzer Stützpunkt, der vom eigenen Spitzenverband in rigoros-unnachgiebiger Haltung seit über einem halben Jahr mit Sanktionen belegt wird:
"Sondermedaille Kampfgeist"
→ Die müsste eine 24-jährige Sophie SCHEDER nach gefühlt-endlosem Verletzungshandicap nach nur knapp drei Wochen Training erhalten: Trotzdem trat sie sogar im Mehrkampf an, kämpfte sich zu Bronze am Stufenbarren und kniff auch nicht am 2. Finaltag im Balkenfinale: Wer ihr dort beim Sturz ins Gesicht geschaut hat - das waren nicht nur die Schmerzen, das waren Wille und Energie - sie wollte es ich selbst beweisen, auch wenn es für Olympia trauriger Weise nicht (mehr) reichen kann: Hier turnte eine Große des deutschen und des internationalen Frauenturnens, die schon so viel erreicht hat und nicht auzugeben bereit ist!
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Optimistische Auftritte legten auch zwei weitere Hoffnungsträgerinnen aus dem aktuellen "Krisen-Stützpunkt" Chemnitz hin:
→ ... wie z. B. Lisa Zimmermann - trotz eben erst überstandener Fußverletzung zog die 18-Jährige den Mehrkampf durch, wurde mit schwierigstem Sprungprogramm sogar Vize-Meisterin und belohnte sich selbst mit dem Meistertitel am Boden - ihrem ersten, großen Sieg einer noch so hoffnungsvollen Karriere!
→ ... ebenso die 16-jährige Emma Malewski: Sie war trotz "gestörter Heimbedingungen" auf Rang 6 beste Mehrkämpferin des Chemnitz-Trios, gewann Bronze am Balken und verpasste nur durch eine verunglückte Kosakendrehung am Ende ihrer sehr dynamischen Bodenübung eine weitere mögliche Medaille.
Allesamt Leistungen, die größte Hochachtung verdienen! Man hatte den Eindruck, dass sie ihrer, zu Hause zur verordneten Tatenlosigkeit verdammten Trainerin Gabriele Frehse, beweisen wollten, dass Aufgeben ohne Kampf, gerade im Kunstturnen und überhaupt, keine Option ist!
- ehe -
►► DEUTSCHE TURN-MEISTERSCHAFTEN 2021 (Vorschau & Übersicht)
►► 87. Deutsche Meisterschaften der Männer 2021