26. März 2009
Tokio, Japan
Gerätturnen
Ein schmerzlicher Verlust: Japans Turnlegende Yukio ENDO verstorben
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Yukio ENDO (JPN) *18.01.1937 - +25.03.2009
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Am Mittwoch, den 25. März verstarb eine der Turn-Legenden des Weltsports, der erste japanische Mehrkampf-Olympiasieger von Tokio (1964) und ehemalige mehrfache Weltmeister, Yukio ENDO, nach schwerem Krebsleiden im Alter von 72 Jahren.
Der besondere Virtuose am Reck, dessen Grätschumschwung als "Endo" oder dessen "Endo"-Rolle am Boden Generationen von Turntalenten weltweit bekannt sind, gewann in seiner Karriere insgesamt 17 Medaillen und stand dreimal in den olympischen Goldriegen der Japaner (1960, '64, '68) sowie den zwei WM-Goldteams von Prag (1997) und Dortmund (1966)...
Yukio Endo (3. von rechts) als Co-Reporter des japanischen Fernsehens NHK
1991 zu den Turn-Weltmeisterschaften im Hoosier Dome von Indianapolis, USA
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Yukio Endo, (1970) - eine der unvergessenen Ausnahmeerscheinungen des Weltsports!
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Nach seinem Rücktritt vom aktiven Sport und seiner außergewöhnlichen internationalen Karriere machte er sich einen Namen bei der Betreuung der jüngeren Turnergenerationen als Trainer und Hochschullehrer an Tokios "Nihon Universität".
Unvergessen bleibt auch sein Wirken als Funktionär in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien sowohl im Japanischen Turnverband als Exekutivmitglied, als Sportdirektor und auch als Nationaltrainer und stand dem Verband noch bis 2001 als Berater zur Verfügung.
Endo erhielt für seine Verdienste 1996 die höchste japanische Auszeichnung, die
"Emperior's Medal" (Kaiserorden).
1999 wurde Yukio ENDO in die "International Hall of Fame" in Oklahoma City aufgenommen.
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ENDO IGHOF-Video * Quelle: IGHOF, 1999)
Die Biografie einer Ausnahmeerscheinung * Geboren wurde Yukio Endo am 18. Januar 1937 in Akita, im Norden Japans unter ziemlich ärmlichen Verhältnissen: Vater Koshiro arbeitslos, Mutter Chiyo früh gestorben ...
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'Endo' - Umschwung auf einer Briefmarke der Republik Togo
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Nachdem sich Japans Turner 1932 erastmals an Olympischen Spielen - mit Honma, Kondo, Sasano, Takeda und Kakuta - beteiligten, wegen ihrer damaligen zelebrierenden Turnstils noch belächelt wurden, belegten sie 1952 in Helsinki Rang fünf - Takashi ONO und Uesaka TADAO holten die ersten Medaillen (beide Bronze, Sprung).
Schon der fünfjährige Yukio turnte gern an den Geräten, aber auch an Baugerüsten und Kränen. Später, als er Turnlehrgänge besuchte, ...
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Endo, 10 Jahre nach seinem größten Triumph führte er 1974als japanischer Nationaltrainer seine Auswahl zu Gold in Warna; rechts, einer seiner Stars, Mitsuo Tsukahara
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.... wurde der mit der langfristigen Vorbereitung auf die Olympischen Spiele von Rom und Tokio beauftragte japanische Nationaltrainer Akimoto KANEKO auf den Jungen aufmerksam und trainierte ihn auch an der der Universität in Tokio, die Yukio 1959 abschloss.
Sein Credo: "Das Turnen ist kein Zeitvertreib, sondern eine Kunst wie die Tuschemalerei, die Teezeremonie oder das Bogenschießen. Wenn du diese Kunst erlernen wills, musst du das harte Training und eine strenge Zucht ertragen!"
(Zitat aus: "Flick Flack, Weltbühne des Turnens", S. 146)
Endo war zu beidem bereit und wurde 1960 in das Olympiateam für Rom aufgenommen: Gold mit der Mannschaft, 5. im Mehrkampf, 4. am Reck und 5. am Sprung.
Erstmals Weltmeister wurde er zwei Jahre später bei den 15. Welttitelkämpfen in Prag, wo er erneut mit der Mannschaft und am Boden gewann, hinter Schachlin Silber im Mehrkampf holte und noch Bronze an Sprung und Barren erreichte.
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Endo's größter Triumph: Olympischer Mehrkampfsieger 1964 in Tokio vor Boris Schachlin, Shuji Tsurumi und Wiktor Lissitzki auf dem Silberrang.
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Höhepunkt seiner Karriere waren zweifellos 1974 das "Olympische "Heimspiel" in Tokio, wo er erneut mit der Mannschaft den Sieg holte, auch die Mehrkampfkrone und das Barrengold und Silber am Boden gewann. Yukio Endo hatte spätestens hier Akimoto Kanekos Lebenstraum in die Tat umgesetzt!
Zu den Weltmeisterschaften 1966 in Dortmund, gehörte er mit 29 Jahren erneut zum Goldteam - vor der Sowjetunion und den Männern aus der DDR - wurde Vize-Weltmeister an Boden und Reck.
Zu den Olympischen Spielen 1968 stand er in Mexiko-City zum dritten Mal für Japan in einer Goldriege - zum letzten Mal gewann er mit Silber eine internationale Medaille... was für eine Karriere!
Was für eine Persönlichkeit!
Zwar kantig sein Gesicht, aber nie seine Kunst zu turnen und von bleibendem Wert sein Vermächtnis, im Stammbuch des internationalen Turnens notiert:
* Yukio ENDO: "Das menschliche Vermögen für schwierige Übungen mag natürliche Grenzen haben. Am Reck zum Beispiel ist ein dreifacher Salto so eine Grenze. Einen vierfachen Salto kann man nicht turnen. Es sei denn man verändert Höhe und die Federkraft der Reckstange. Aber es kann im Turnen nicht das Ziel sein, dass die Geräte nach den Übungen konstruiert werden. Das Turnen muss seinen ästhetischen Grundgedanken bewahren, es muss beim Zuschauen einfach schön sein...!"
* Zitat aus: "Flick flack - Weltbühne des Turnens"
Der internationale Sport hat einen seiner ganz Großen verloren!
* Eckhard Herholz, GYMmedia INTERNATIONAL