18. August 2003  
Anaheim/USA  
Gerätturnen

Ein Geschenk aus Weißrussland für deutsche Turner

Am heutigen Sonntag ging in Anaheim (USA) der zweite Wettkampftag der Mannschafts-Qualifikation der Männer mit zum Teil sensationellen Wendungen und Resultaten zu Ende.
Die Hausherren USA spulten in der letzten Gruppe ein absolut starkes Programm ab und verwiesen mit 7 Zehnteln die lange führenden Japaner auf Rang zwei, vor den noch mit Reserven turnenden Olympiasieger China und Europameister Rumänien.
Dann folgen KOREA, RUSSLAND, FRANKREIC, UKRAINE, KANADA, SPANIEN, ITALIEN, dann DEUTSCHLAND überraschend vor dem nicht für Olympia qualifizierten Titelverteidiger Weißrussland.
In der Einzelwertung liegt weiterhin der Japaner Naoya Tsukahara mit 57,224 Punkten in Front...

Die DTB-Delegation in Anaheim
(C) Photo: Boschert

Marian Dragulescu (ROM):
Spitzenwert am Sprung: 9,825!

... zum Szenario des ersten Wettkampftages:
- Zunächst erwischte die Hirsch-Truppe einen ganz passablen Sprungdurchgang und erreichte fast 38 Punkte (37,799 !).
... dann aber nahm das Schicksal seinen Lauf, denn es war nicht nur das Pech an einem Gerät:
- Am Barren ging es los mit Christian Berczes, der den Diomidow-Kreisel verturnte und das Überbücken nicht schaffte ... (8,05);
- Sven Kwiatkowski kam gut durch seine Übung (9,337), aber Ronny Ziesmer brach beim 2. Healy-Quirl ein, so dass ihm auch noch die Verbindungsbonifikation aberkannt wurde... (8,837);
- Youngster Fabian Hambüchen turnte 'sein Zeug' und die beste deutsche Barrenübung (9,437) und auch Thomas Andergassen und Sven Kwiatkowski waren o.k.;
... dann aber kam erst noch die richtige Katastrophe!
Die deutsche Bodenschwäche ist hinlänglich und war vorher bekannt. Trotzdem wurde auch hier das Optimum nicht erreicht:
- Zapf - landete seinen Doppelsalto vorwärts außerhalb der Matte... (8,100);
- Berczes - scheiterte bereits bei der Angangsreihe und den 2 1/2-Schrauben, verpatzte dadurch die Folgeelemente... (8,400);
- Einzig Kwiatkowski und Hambüchen lieferten hier Leistungen im Erwartungsbereich ab... (9,037 bzw. 9,112);
Dass an den Ringen eine Superleistung (38,224, knapp hinter den um 2 Zehnteln besseren Japanern) abgeliefert wurde, macht leider die Gesamtbilanz nicht wesentlich besser:
Mit einem untermaßigen Mannschaftsergebniss von 219,132 Punkten hat wohl nun auch der deutsche Männerturnsport seinen vor-olympischen Abschied vollzogen, denn es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass sich mehr als nur noch acht Natinen im weiteren Verlaufe dieser Qualifikation noch vor die Deutschen schieben werden, so dass ein 12. Platz - gleichbedeutend mit dem letzten Olympiaticket - nicht mehr realistisch erscheint.

Erste STIMMEN aus der Heimat:
'Super, dass es die Jungs trotz der Querelen im Vorfeld doch noch geschafft haben, wenigstens ging unsere Sportart (diesmal noch nicht) völlig in die Asche. Jetzt heißt es aber 'rankümmeln' für Olympia!

Andreas WECKER, Olympiasieger 1996


>> Lesen Sie auch einen Wecker-Standpunkt als Gastkommentar in der Lausitzer Rundschau.

Aguilar

'Glückwunsch zunächst, für den verhinderten Absturz...!
Aber mir bleibt unerklärlich, wie man sein potenzielles Leistungsvermögen so in Serie, wie am Reck und überhaupt, zum Hauptwettkampf nicht abrufen kann, ... wenn auch auf niedrigerem Niveau, aber den Frauen gelang das wohl besser. Drüber wird sicher künftig zu reden sein!'
Klaus Köste, Olympiasieger (1972)

Hanschke