Klaus MILBRADT |
Mit großer Traurigkeit muss sich die deutsche und internationale Turnfamilie von einer ihrer engagiertesten Persönlichkeit verabschieden: Am Dienstag, den 20.11. 2007 verstarb in Berlin nach längere Krankheit der frühere dreifache Deutsche Turnmeister (DDR), langjährige Trainer und erste Turn-Cheftrainer des wiedervereinten Deutschlands, Klaus MILBRADT im Alter von erst 67 Jahren an Herzversagen.
In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gehörte er selbst zu den führenden Spitzenturnern der DDR und prägte später als Trainerpersönlichkeit zunächst in Leipzig (SC DHfK) und später in Halle (SC Chemie) herausragenden Athleten von internationalem Spitzenformat ...
Klaus Milbradt (SC DHfK Leipzig), 1961: |
Maximalist Milbradt ....
In Stettin geboren, in Pasewalk aufgewachsen, bestimmte er unter seinem späteren Trainer Jochen Nonast wesentlich das Leistungsbild der aufstrebenden Turnriege des SC DHfK Leipzig, mit solchen Athleten wie Karlheiz Friedrich, Erwin Koppe, Siegfried Fülle und Klaus Köste.
Als Pauschenpferd-Spezialist holte er sich 1961 und 1964 den Deutschen Meistertitel, ebenso am Barren 1961 und war der Ersatzturner der DDR-WM-Riege 1962 in Prag.
Nach Abschluss seines Sportstudiums an der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig begann er eine erfolgreiche Trainerlaufbahn.
So wie er an sich selbst höchste Anforderungen stellte, entwickelte er zunächst in Leipzig junge Turner von internationalem Leistungsformat.
... eben noch bei einem Traditionstreffen der 62-er WM-Riegen, |
Komplexes und strategische Denken...
... war eine seiner Stärken. So formte und motivierte er solche herausragenden Turner wie Lutz Mack, Ralph Bärthel, und Rainer Handschke, die allesamt das Profil der damaligen erfolgreichen Olympia- und WM-Riegen der DDR prägten und auch bei Europameisterschaften und Weltcups zahlreiche internationale Medaillen und Titel gewannen.
Anfang der siebziger Jahre war er von Leipzig zum SC Chemie Halle gewechselt, wo er ab 1980 als Cheftrainer diesen Turnklub bis zur politischen Wende zu einem der leistungsstärksten Turnzentren der DDR ausbaute.
Internationale Erfolge der achtziger Jahre, von Hybert Brylok bis später auch von Sohn Jens Milbradt - der selbst auch die Trainerlaufbahn einschlug - entstanden ebenso unter Regie des Cheftrainers Klaus Milbradt, wie auch viele Turner der ersten wiedervereinten deutsche Turnnationalmannschaft aus seinem halleschen Spitzenklub kamen:
*1991 im Hoosher Dome zu Indianapolis: |
Schwierige Wiedervereinigung
Das waren neben seinem Sohn Jens Milbradt z.B. auch Mario Franke, Oliver Walther, Maik Krahberg, so dass der Stratege und Experte vom DTB nach der politischen Wende ins Amt des deutschen Nationaltrainers berufen wurde.
Zur ersten Weltmeisterschaft 1991 in den USA (Indianapolis) holte er die erste Mannschafts-Bronzemedaille wieder für den DTB und verantwortete auch als Chefcoach den Recksieg des Ex-Potsdamers Ralf Büchner im Hoosher Dome von Indianapolis, wie auch die Ringe-Silbermedaille des Berliners Andreas Wecker.
... doch sie war nicht leicht, diese erste Zeit des Zusammenwachsens und seine Doppelfunktion -
Sohn und Vater, Trainer unter sich: |
.... - denn Klaus Milbradt war weiterhin auch im Amte des Stützpunktleiters in Halle / Sa. - belasteten ihn schwer und das blieb nicht ohne Folgen...
So schied er noch im Vorfeld der Olympischen Spiele 1992 (Barcelona) aus dem Amt des deutschen Auswahlchefs aus.
Nach einiger Zeit, Mitte der Neunziger, brachte er sich nochmals als Trainer beim SSV Ulm ein, entwickelte dort beachtlichen Nachwuchs, der z.B. in der Teilnahme von Marcel Nieß an den Junioren-Europameisterschaften 2000 in Bremen gipfelte.
Nach seiner Pensionierung 2001 zog es ihn mit seiner Frau wieder in die Nähe seiner Söhne, nach Berlin.
Nach langer, schwerer Krankheit versagte am 20. November 2007 sein Herz.....
Mit Klaus MILBRADT verliert das deutsche Turnen einen seiner engagiertesten Strategen, den seine ehemaligen Schützlinge, Trainerkollegen und Turnfreunde nie vergessen werden.
(c) Gymmedia, Eckhard Herholz