12. August 2004
Olympiastadt Athen
Gerätturnen
Donnerstag: Podiumstraining der Frauen
|
Brasilianische Olympia-Premiere
|
Brasilianische Olympiapremiere steht bevor...
Nach den Regeln der Mannschaftsqualifikation des kommenden Sonntags fand heute das Podiumstraining der Frauen in der Olympic Hall von Athen statt.
Erstmals in der Geschichte hat sich auch eine brasilianische Frauen-Mannschaft für Olympia qualifiziert, nach 12 Jahren Abstinenz erlebt Nordkorea seit 1980 seinen dritten Auftritt, Deutschland ohne Team, wird seit 1996 wieder durch zwei Einzelturnerinnen vertreten...
Podiumsdurchgang der Frauen - nahezu ein Wettkampfdurchgang
Generell demonstrierten heute alle 12 qualifizierten Nationen - inklusive der Brasilianerinnen weiteren Aufwärtstrend ihrer mannschaftlichen Präsenzen, und nicht nur das: Durchweg alle Mannschaften nutzen das Podium auch zu äußerst wettkampfnahen Durchgängen
Allerdings - wie bei den Männern - zeichnen sich auch bei den Frauen die Favoriten ziemlich eindeutig ab.
Rumänien, die USA aber auch China werden wohl einen harten Kampf um den Mannschaftssieg führen, aber auch Russland und die wiedererstarkte Ukraine sollten nicht chancenlos im Medaillenkampf sein.
Dahinter scheinen sich Australien, Brasileien beim Olympiadebüt und auch Spanien für das Finale zu bewerben. Respekt aber auch vor allen anderen Nationen, die mit starken Einzelleistungen auffielen, wie Elisabetz Tweddle am Stufenbarren für Großbritannien oder Emilie Lepennec am Boden aus Frankreich, aber seit nunmehr das 3-3-Turnen (alle drei Turnerinnen gehen ins Mannschaftsresultat) wird vieles von der Tagesform und der Stabilität abhängen.
|
.. ein selbstbewusstes chinesisches Team in Athen!
|
Auch im Frauenturnen: WELTNEUHEIT!
Diesbezüglich überraschten die Chinesinnen, nicht mehr nur mit Superleistungen an Stufenbarren und Balken, sondern hier traten 5 Turnerinnen mit mannschaftlicher Geschlossenheit an allen Geräten auf - das erregte heute ziemliches Aufsehen.
So z.B. Cheng, Fei, die am Boden als erste Frau der Welt einen Doppelsalto, gestreckt mit Doppelschraube vorführte!!
|
Dos Santos vor Olympiadebüt
|
Auch die brasilianische Bodenweltmeisterin Daiane dos Santos verblüffte wieder mit ihren schwierigsten Twistvarianten und in der letzten Reihe mit Doppelsalto, gestr., ganze Drehung. Aber auch am Sprungtisch zelebrierte sie einen Überschlag, Salto, vorwärts mit zweieinhalb (!) Schrauben!
Leider stellte sich die aktuelle Sprungweltmeisterin in einem erkennbar problematischen Gesundheitszustand vor. Oksana Tschusovitina stürzte mehrere Male bei ihren Sprungversuchen und musste nach freier Felge dann auch am Stufenbarren ihr Programm abrechen... akute Knieprobleme scheinen wohl einen Wettkampfstart bei ihren vierten Olympischen Spielen als nicht empfehlenswert erscheinen zu lassen.
Vorbehaltlich einer noch ausstehenden Entscheidung hätte eine solche Ausnahmeerscheinung der letzten 13 Jahre wie die 29-jährige Oksana Tschusowitina auch keinen unwürdigen sportlichen Abgang auf großer Bühne verdient...!
|
Yvonne Musik bei 1. Flugphase
|
Zweieinhalb Jahre nach Einführung des neuen Sprunggerätes, des Sprungtisches, beobachtet Trainer-Experte Dieter Hofmann, der wesentlich an der Entwicklung des neuen Gerätes 'Pegases' beteiligt war, einen interessanten Trend, der heute im Podiumsdurchgang der Frauen besonders auffiel: 'Es gibt immer weniger Unterschiede im Stützverhalten zwischen Sprüngen aus der Gruppe 2, der Handstütz-Sprungüberschläge, und der Sprunggruppe 3, der Tsukahara-Sprünge, für die früher ein Nacheinander-Aufsetzen der Hände typisch war; jetzt ist eher auch hier ein nahezu paralleles Aufsetzen der Hände zu beobachten, was einfach auf diesem neuen Gerät einem besseren Stützverhalten entspricht.'
Die Kölnerin Lisa Brüggemann und die Bergisch-Gladbacherin vom TV Hoffnungsthal Yvonne Musik erleben als Höhepunkte ihrer bisher überaus engagierten Sportkarrieren nunmehr ihr lang ersehntes Olympia-Debüt... der Podiumsdurchgang, gemeinsam mit den Russinen auf dem Podium, lief gut, ohne wesentliche Fehler und '...beide sind gut drauf und man hatte das Gefühl, dass ihnen dieses Umfeld viel Spaß gemacht hat.'
Am Freitag werden wohl die meisten der Turnerinnen und Turner auf die Eröffnungsveranstaltung verzichten, ist sie doch mit langen Ansteh- und Wartezeiten davor und danach mindestens eine 8 - 9 Stundenveranstaltung, also konditionell nicht unbedingt empfehlenswert vor den am Samstag mit der Männerqualifikation begionnenden Wettbewerben.
Eckhard Herholz nach Informationen aus Athen u.a. von D.Hofmann, W.Willam und GYMmedia-Korrespondenten