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Matthias Fahrig an der Spitze des deutschen EM-Aufgebotes |
Der Hallenser Ex-Europameister Matthias FAHRIG steht an der Spitze des ansonsten arg dezimierten deutschen EM-Aufgebotes für Montpellier: Verletzungen und z. T. andere individuelle Planungen sind die Gründe für das Fehlen namhafter deutscher Top-Athleten auf den Startlisten der bevorstehenden Kunstturn-Europameisterschaften im französischen Montpellier. So hatte bereits vor Wochen Ex-Reckweltmeister Fabian Hambüchen seinen internationalen Einstieg für Juni bei den I. European Games angekündigt, und auch der Olympiazweite Marcel Nguyen sowie der Chemnitzer Andreas Bretschneider sind nach Verletzungen ebenso noch nicht wieder einsatzfähig, wie der Deutsche Turner-Bund auch bei den Frauen noch auf Elisabeth Seitz und die aktuelle Deutsche Mehrkampfmeisterin Kim Bui verzichten muss. Auch die international erfahrene Sophie Scheder wird bei dieser EM 'planmäßig' nicht dabei sein, während die zweite Chemnitzerin Pauline Schäfer sowie die Berlinerin Michelle Timm am Mittwoch (8. April) noch nachnominiert wurden ...
Somit sind für den EM-Start Deutschlands in Montpellier folgende Athleten vorgesehen:
♦ bei den Männern:
- Matthias Fahrig (Halle), Sebastian Krimmer (Stuttgart), Lukas Dauser (Unterhaching), Waldemar Eichorn (Dillingen), Christopher Jursch (Cottbus), Philipp Herder (Berlin).
<< Sebastian Krimmer MTV Stuttgart) wird an allen sechs Geräten an den Start gehen: Ein Novum für den 24 jährigen Sportsoldaten, der erstmalig einen Mehrkampf auf internationalem Parkett turnt. Krimmer war sonst bei Europa- und Weltmeisterschaften zumeist an seinen Paradegeräten Barren und Pauschenpferd im Einsatz. „ Ich hatte mir gewünscht, beim Mehrkampf zum Einsatz zu kommen und bin jetzt sehr glücklich über die Möglichkeit, in dieser Disziplin starten zu können“, freut sich der MTV Turner.
♦ bei den Frauen:
- Kim Janas (MTV Stuttgart), Pauline Tratz (Karlsruhe) als EM-Neulinge sind bestätigt;
- nach einem Überprüfungsturnen am 8. April in Frankfurt / M. wurden die Berlinerin Michelle Timm mit einer Mehrkampfleistung von 54,300 (persönl. Rekord) für den EM-Mehrkampf und Pauline Schäfer (TuS Chemnitz) für das EM-Gerät Schwebebalken nachnominiert. (Damit ist seit Katja Abel -2008 in Clermont Ferrand - erstmals wieder eine Berliner Turnerin bei einer EM dabei.) Timm und Tratz sind somit für den Mehrkampf vorgesehen. Janas startet an Barren und Balken und Schäfer ausschließlich am Schwebebalken.
* Anmerkungen - von Eckhard Herholz:
Betrachtet man generell den Stand bzw. die Lage bei den Meldungen zu diesen Europameisterschaften im vorolympischen Jahr wird man den 'Verdacht' nicht los, dass es nicht nur national sehr unterschiedliche Betrachungsweisen dieser kontinentalen Meisterschaft gibt, sondern dass scheinbar der sportliche Wert gegenüber früheren Zeiten nicht gerade angestiegen ist:
- Deren jährliche Durchführung führt generell zu einer Häufung von Events im Jahresverlauf, verschärft noch in diesem Jahr durch die erstmalig ausgetragenen I. Europaspiele im Vorfeld einer WM (Glasgow) mit Olympia-Qualifikationscharakter;
- Der im Zweijahres-Rhythmus leider wechselnde EM-Modus, der für Außenstehende kaum noch nachvollziehbar ist (- so gab es im Vorjahr in Sofia sog. Team-EM, es wurden aber auch Einzel-Europameister an den Geräten gekürt, nicht aber der/die Einzel-Mehrkampf-Europameister, die aber wiederum in diesem Jahr bei sog. Einzel-EM ermittelt werden) mag dafür ein weitere Grund sein.
Mit einigem Kopfschütteln nimmt der verwunderte Betrachter zur Kenntnis, dass sich die Europäische Turnunion im Kleinen bereits schon jetzt über eine "innovative Neuerung" selbst feiert: In den EM-Finals will man nun jetzt zwischen Männer- und Frauenfinals alternierend turnen, statt wie bisher die Männer- und Frauengeräte im Komplex nacheinander abzuwickeln. Vielleicht mag das der Wunsch des gastgebenden TV-Senders sein, der in Fläche berichten will: Jedoch für Zuschauer vor Ort erhöht diese Unterbrechung eines Spannungsbogens sicher nicht die Übersicht und auch bei TV-Abnehmer und -Kunden aus dem Ausland dürfte der sicher erhöhte Schnitt- und Montageaufwand eher nicht zu Freudentänzen führen, wenn sie von der EM im geschnittenen Format berichten wollen. Gibt es denn wirklich nichts wahrhaft Wichtigeres zu verändern ...?!
Bei der Beurteilung der mangelhaften medialen Widerspiegelung selbst von Turn-Großereignissen, insbesondere in Deutschland, sollte - bei aller Berechtigung der Forderung nach mehr Präsenz des modernen Kunstturnens in den elektronischen Medien - vor allem aber über Modernität und Effizienz der eigenen Eventstrukturen im Großen debattiert werden! Die zweifellos gewachsene individuelle Attraktivität und das z. T. atemberaubende sportliche Höchstniveau der Einzelleistungen der Top-Athleten reicht dafür allein scheinbar nicht aus, kommt es doch maximal nur aller vier Jahre noch im Olympiaverbund zum Tragen.
- ehe -
* EM-Aufgebote im deutschsprachigen Raum:
> EM-Team Österreichs
> EM-Team der Schweiz
> Für Luxemburg: Sascha Palgen