16. Januar 2004  
Frankfurt / Main  
Gerätturnen

Deutsche Turnerinnen motiviert fürs Olympiajahr

Dr. Petra Nissinen

Nach erster Zustandsanalyse und Einschätzung zu Beginn des Olympiajahres 2004 bei den Männern (- siehe GYMmedia-Bericht vom 12-Jan-2003) äußerte sich nun auch die deutsche Teamchefin des Frauenturnens, Dr. Petra Nissinen zur Situation in ihrem Bereich...
DTB-Teamchefin, Frauenturnen, Dr. Petra Nissinen
Deutsche Turnerinnen motiviert fürs Olympiajahr
Laut Reglement des Internationalen Turnerbundes stehen den deutschen Kunstturnerinnen durch die Mannschaftsplatzierung (13. Rang) bei den Weltmeisterschaften 2003 in Anaheim maximal 2 Startplätze für Einzelturnerinnen für die Olympischen Spiele 2004 in Athen zur Verfügung. Nach den negativen Erfahrungen mit der Entsendung von Einzelstarterinnen in den vergangenen beiden Olympia-Zyklen, ist es nicht zuletzt dem Engagement des Präsidenten des Deutschen Turner-Bundes, Rainer Brechtken, in Zusammenarbeit mit Sportdirektor W. Willam zu verdanken, dass die vom DTB vorgeschlagenen Leistungskriterien für eine Olympia-Anwartschaft der deutschen Turnerinnen durch das NOK frühzeitig anerkannt und bestätigt wurden.
Olympiakriterien
Mit Erreichen eines Weltcup-Finalranges und/oder eines Ausgangswertes von 38,6 Punkten im Mehrkampf in der Wettkampfsaison 2003/2004 wurden die Kriterien für eine Olympia-Anwartschaft bewusst nicht zu hoch angesetzt, um Motivation unter den Turnerinnen zu schaffen. So konnten trotz verpasster Olympiaqualifikation alle Turnerinnen des WM-Teams 2003 bei der Stange gehalten werden und bereiten sich derzeit mit eisernem Willen auf die Olympischen Spiele in Athen vor.

Lisa Brüggemann, Yvonne Musik

Nächste Aufgaben
Zunächst gilt es jedoch sich für den Kreis der Olympia-Anwärterinnen zu qualifizieren.
Lisa Brüggemann und Yvonne Musik ist dies durch ihre Finalteilnahme beim WC in Glasgow bzw. Stuttgart im vergangenen Jahr bereits geglückt.
In diesem Jahr stehen noch die Weltcup-Turniere in Cottbus, Lyon und Rio de Janeiro, der vorolympische Wettkampf in Athen sowie die Europameisterschaften in Amsterdam auf dem Terminplan aller Turnerinnen des Jahrgangs 88 und älter, die Ambitionen auf eines der beiden Athen-Tickets haben.
In jedem Fall rechne ich als Teamchefin mit spannenden nationalen Qualifikationswettkämpfen am 22. Mai in Bad Nauheim und vom 4.-6. Juni anlässlich der Deutschen Meisterschaft in Chemnitz, bevor endgültig entschieden wird, wer nach Athen fährt.
Unbedingte gehören neben den beiden genannten die Deutsche Mehrkampfmeisterin Katja Abel zur Kandidatenliste; man muss sehen, wie der Heilungsprozess nach Verletzung bei der Kölnerin Daria Bijak verläuft, und wie sich die Noch-Juniorin Heike Gunne anzubieten vermag. Und natürlich bauen wir nach wie vor und unbedingt auf den Erfahrungsschatz von Birgit Schweigert

Perspektive
Was die fernere Zukunft über Athen hinaus betrifft, sind mit der Berufung eines 18-köpfigen WM-Kaders 2006/2007, einer gesunden Mischung aus Alt und Jung, sowie eines Nachwuchs-Perspektivkaders die Weichen in Richtung Olympia 2008 und 2012 bereits gestellt.
Für die Juniorinnen der Jahrgänge 89 bis 91 stehen in diesem Jahr als Wettkampfhöhepunkt die Jugend-Europameisterschaften im April in Amsterdam an, die zeitgleich mit den Europameisterschaften der Seniorinnen stattfinden.
Die Erwartungen dort liegen für Juniorinnen wie Seniorinnen bei einem 8. Platz mit der Mannschaft, der Teilnahme am 24er-Finale und – nicht ganz unrealistisch – auch an einem Gerätefinale.
2004 hoffen wir auf einen sportlich fairen Qualifikationsprozess im Hinblick auf Olympia sowie eine Fortsetzung des beherzten Auftretens deutscher Kunstturnerinnen auf internationaler Bühne, die sich keineswegs in der Mittelmäßigkeit verstecken müssen.
Dr. Petra Nissinen, DTB-Teamchefin Frauenturnen