Jens-Uwe Kunze: wiedergewählt |
Auf der Mitgliedersammlung der Deutschen Turnliga (DTL) in Heilbronn, auf der der Berliner Jens-Uwe KUNZE als Präsident mit großer Mehrheit für seine dritte Amtszeit bestätigt wurde, ist natürlich verbal der russische Angriffskrieg in der Ukraine "aufs Schärfste" verurteilt, und die beeindruckende Welle solidarischen Verhaltens für Betroffene des Krieges hervorgehoben worden ...
Ein klare Haltung des DTL-Präsidiums in dieser Frage vermisste man allerdings zum bevorstehenden Saisonauftakt:
"Turnerinnen, Gymnastinnen und Turner vom Ligabetrieb auszuschließen, sieht das Präsidium nicht als zielführende Lösung an. Denn im Ligabetrieb verträten Sportler die Farben ihrer Vereine, nicht die ihrer Staaten", heißt es dort in einer DTL-News (28.03.).
* Kein Aprilscherz! "Russische Turner könnten für die Bundesligaklubs antreten!" So titelt der russische Onlinedienst "Gymnovosti" am 1. April
Gut einen Monat vor Saisonauftakt verweist das DTL-Präsidium also die Problematik schlichtweg in den Verantwortungsbereich jedes einzelnen DTL-Vereins. Die namentliche Meldungen der 8 Erst-Bundesligisten ihres jeweiligen15'er Kaderbestandes, der insgesamt auch 27 ausländische Turner umfasst, weist zwar nur beim TuS Vinnhorst mit Wladislaw Poliaschow, aber immerhin (!), auch einen russischen Athlten aus.
So haben andere, wie TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau, zunächst "ihren" Gaststarter Artur Dalaloyan mit einem freundlichen Brief für die erste Saisonhälfte ausgeladen, also auch folgerichtig nicht auf die Startliste gesetzt. (Dalaloyan hat aber bereits letzte Woche als Legionär einen ersten lockeren Einsatz für den Romagna Club in der italienischen A-Serie hinter sich!?)
Was aber ist z. B. mit Russlands Olympiasieger, dreifachem Welt- und 8-maligem Europameister Nikita NAGORNY ..., seines Zeichens Leutnant der russischen Nationalgarde und Generalstabschef der Jugendarmee?
Der ist derzeit auf einer Propagandatournee und tritt aktuell und aktiv vor Kindern aus der Donbassregion auf, initiierte und überreicht Unterstützerbriefe und Carepakete an verwundete russische Soldaten - zwei solcher Veranstaltungen sind noch im besetzten ukrainischen Gebiet in Donezk und Luhansk geplant.
<< Zwar von der TG Saar (noch) nicht offiziell im Kaderbestand der max. 15 Athleten für diese Saison aufgeführt, war Nikita Nagorny seit Jahren deren wichtiger Leistungsträger, ist aber auch noch nicht von der TG Saar dafür aktiviert worden...!
In aktuellen Aussagen (- trotz seiner Schulter-OP Anfang des Jahres -) gegenüber der heimatlichen Presse bestätigte der Russe aber eben seinen Einsatz in der deutschen Turnliga: „Ja, natürlich. Ich habe einen Vertrag bei der Bundesliga. Sobald die Saison beginnt, werde ich teilnehmen. Ich plane, im Mai in Deutschland anzutreten.“ (* Quelle: "GYMNOVOSTI")
Na, fein, da dürfte es spannend zugehen, wenn die TG Saar zu Saisonauftakt am 7. Mai gegen den SC Cottbus antritt, in dessen Diensten z. B. auch der Ukrainer Igor RADIVILOV steht, der kurz vor Kriegsausbruch noch ausreisen konnte, sich seither auf Weltcup-Tournee befindet, dessen Geburtsstadt Mariupol inzwischen zerstört und der seither defakto "temporär heimatlos" ist ...?!!
Zwar hat sich die Leitung der TG Saar noch nicht klar entschieden - von Nagorny's aktuellem "patriotischen" Engagement war ihnen bislang aber auch noch nichts bekannt.
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Sollen solcherart bedeutenden Entscheidungen einen Monat vor Saisonauftakt tatsächlich den Vereinen aufgebürdet werden ...?
Leider hat da die Deutsche Turnliga spätestens auf ihrer Mtgliederversammlung eine Richtlinen-Kompetenz auf kaum nachvollziehbare Art mehr als vermissen lassen!
►► GYMmedia-Übersicht: 54. DTL-Saison 2022
(C) gymmedia / E. Herholz
!!! .... unfassbar!
Während ein hochrangiger russischer Weltklasse-Athlet, wie Nikita Nagorny eben für Kinder einen Malwettbewerb zur Glorifizierung des unsäglichen Angriffskrieges initiierte (- zu welchem Kinder in Schulen sogar gezwungen worden sein sollen...!), musste in den letzten Tagen der Monats März sogar im fast völlig vernichteten Mariupol ein 11-jähriges hoffnungsvolles Nachwuchstalent der ukrainischen Rhythmischen Gymnastik als Opfer beklagt werden: Kateryna Dyachenko starb, wie ihr Vater, unter den Trümmern ihres Hauses, das von Raketen der russischen Invasoren getroffen wurde ...!
(* Quelle: Twitter, - nach Mitteilung der ukrainischen Abgeordneten Tatyana Purtova)
Nicht nur aus diesem von vielen anderen schrecklichen Gründen ist die zögerliche und inkonsequente Haltung des DTL-Präsidiums, das den generellen Ausschluss russischer und weißrussischer Athleten vom Ligabetrieb als "nicht zielführend" bezeichnet, nicht nachvollziehbar, ist eher unverzeihlich ...!
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* 05-April-2022
... folgerichtig:
"Na, geht doch...", so auch der einhellige Tenor der Leserzuschriften: Die TG Saar trennt sich mit sofortiger Wirkung von Nikita Nagornyy. Der 25-jährige Russe, der in der vergangenen Saison noch für die Saarländer an den Start ging, steht bereits dieses Jahr schon nicht mehr auf der Meldeliste für die Saison 2022.
Aktuell dazu die TG Saar: "Die jüngsten Äußerungen von Nagornyy in den sozialen Medien und der Presse im Zusammenhang mit der russische Invasion in der Ukraine waren nun Anlass für den Vorstand der TG Saar die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden und von weiteren Einsätzen abzusehen. Die TG Saar distanziert sich ausdrücklich von den gewalttätigen Übergriffen in der Ukraine und toleriert keinerlei Verharmlosung oder Unterstützung dieses Angriffskriegs."
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* 11-April-2022
... lange Leitung!?
Über einen Monat nach Verhängung von Startsperren für russische und Weißrussische Athleten steht noch immer ein einziger, "einsame Russe" (Wladislaw Poliaschow), öffentlich auf der aktuellen DTL-Saison-Meldeliste des aktuellen Deutschen Meisters TuS Vinnhorst ...!?
Dessen Vereins-Website vermittelt diesbezüglich auch keine "erhellende" Aufklärung: Die letzte "NEWS" dort stammt vom 05. Dezember 2021 und beinhaltet den Jubelschrei "TuS Vinnhorst ist Deutscher Meister"!
Von einem Einspruch des TuS Vinnhorst gegenüber der DTL-Führung mit Bitte um Streichung Poliashows auf der offiziellen Saisonstartliste wurde bisher auch noch nichts bekannt.
(C) gymmedia / E. Herholz
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< Lesen Sie dazu auch das Editorial des Turn-Fachmagazins
LEON* 02/2022 von dessen Chefredakteur Andreas Götze:
►► Der Krieg und die Sanktionen