03. April 2022  
Heilbronn, GER  
Gerätturnen

DTL: Solidaritätsbekundung mit Ukraine, aber fehlende Richtlinienkompetenz

Auf der Mitgliedersammlung der Deutschen Turnliga (DTL) in Heilbronn, auf der der Berliner Jens-Uwe KUNZE als Präsident mit großer Mehrheit für seine dritte Amtszeit bestätigt wurde, ist natürlich verbal der russische Angriffskrieg in der Ukraine "aufs Schärfste" verurteilt, und die beeindruckende Welle solidarischen Verhaltens für Betroffene des Krieges hervorgehoben worden ...
Ein klare Haltung des DTL-Präsidiums in dieser Frage vermisste man allerdings zum bevorstehenden Saisonauftakt:
"Turnerinnen, Gymnastinnen und Turner vom Ligabetrieb auszuschließen, sieht das Präsidium nicht als zielführende Lösung an. Denn im Ligabetrieb verträten Sportler die Farben ihrer Vereine, nicht die ihrer Staaten", heißt es dort in einer DTL-News (28.03.).

* Kein Aprilscherz! "Russische Turner könnten für die Bundesligaklubs antreten!" So titelt der russische Onlinedienst "Gymnovosti" am 1. April




!!!  .... unfassbar!
Während ein hochrangiger russischer Weltklasse-Athlet, wie Nikita Nagorny eben für Kinder einen Malwettbewerb zur Glorifizierung des unsäglichen Angriffskrieges initiierte (- zu welchem Kinder in Schulen sogar gezwungen worden sein sollen...!), musste in den letzten Tagen der Monats März sogar im fast völlig vernichteten Mariupol ein 11-jähriges hoffnungsvolles Nachwuchstalent der ukrainischen Rhythmischen Gymnastik als Opfer beklagt werden: Kateryna Dyachenko starb, wie ihr Vater, unter den Trümmern ihres Hauses, das von Raketen der russischen Invasoren getroffen wurde ...!
(* Quelle: Twitter, - nach Mitteilung der ukrainischen Abgeordneten Tatyana Purtova)
Nicht nur aus diesem von vielen anderen schrecklichen Gründen ist die zögerliche und inkonsequente Haltung des DTL-Präsidiums, das den generellen Ausschluss russischer und weißrussischer Athleten vom Ligabetrieb als "nicht zielführend" bezeichnet, nicht nachvollziehbar, ist eher unverzeihlich ...!
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* 05-April-2022
   ... folgerichtig:
"Na, geht doch...", so auch der einhellige Tenor der Leserzuschriften: Die TG Saar trennt sich mit sofortiger Wirkung von Nikita Nagornyy. Der 25-jährige Russe, der in der vergangenen Saison noch für die Saarländer an den Start ging, steht bereits dieses Jahr schon nicht mehr auf der Meldeliste für die Saison 2022.
Aktuell dazu die TG Saar: "Die jüngsten Äußerungen von Nagornyy in den sozialen Medien und der Presse im Zusammenhang mit der russische Invasion in der Ukraine waren nun Anlass für den Vorstand der TG Saar die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden und von weiteren Einsätzen abzusehen. Die TG Saar distanziert sich ausdrücklich von den gewalttätigen Übergriffen in der Ukraine und toleriert keinerlei Verharmlosung oder Unterstützung dieses Angriffskriegs."
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* 11-April-2022
... lange Leitung!?
Über einen Monat nach Verhängung von Startsperren für russische und Weißrussische Athleten steht noch immer ein einziger, "einsame Russe" (Wladislaw Poliaschow), öffentlich auf der aktuellen DTL-Saison-Meldeliste des aktuellen Deutschen Meisters TuS Vinnhorst  ...!?
Dessen Vereins-Website vermittelt diesbezüglich auch keine "erhellende" Aufklärung: Die letzte "NEWS" dort stammt vom 05. Dezember 2021 und beinhaltet den Jubelschrei "TuS Vinnhorst ist Deutscher Meister"!
Von einem Einspruch des TuS Vinnhorst gegenüber der DTL-Führung mit Bitte um Streichung Poliashows auf der offiziellen Saisonstartliste wurde bisher auch noch nichts bekannt.
(C) gymmedia / E. Herholz
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< Lesen Sie dazu auch das Editorial des Turn-Fachmagazins
   LEON* 02/2022 von dessen Chefredakteur Andreas Götze:
  ►► Der Krieg und die Sanktionen