Valeri Belenki (DTB) |
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) berief heute den bisher als Interimstrainer tätigen Olympiasieger von 1992 und Ex-Weltmeister Valeri BELENKI (52) als Cheftrainer Kunstturnen Männer für den Zeitraum bis einschließlich der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Der Stuttgarter Belenki hatte zuletzt 2021 die deutschen Turner ins olympische Mannschaftsfinale in Tokio geführt.
In einer heutigen Pressemitteilung entschied der Deutsche Turner-Bund auch über die Nachfolge der in den Ruhestand versetzten langjährigen Cheftrainerin Kunstturnen Frauen, Ulla Koch, die im Ehrenamt inzwischen als Vize-Präsidentin Spitzensport weiter agiert:
Gerben Wiersma |
Als neuen DTB-Cheftrainer Kunstturnen Frauen stellte der DTB den 44-jährigen Niederländer Gerben WIERSMA vor.
Diese überraschende Personalie verblüfft in der deutschen Turnszenerie in einer nach wie vor ungelösten Krisensituation im Falle des Chemnitzer Turnstützpunktes und seiner beschuldigten Trainerin Gabriele FREHSE insofern, da es sich mit Gerben Wiersma in einer ähnlichen Turn-Krise in den Niederlanden um einen ebenso durch diffuse Anschuldigungen Betroffenen handelt (Fünf Turnerinnen hatten Gerben Wiersma "inakzeptables Verhalten" vor über einem Jahrzehnt vorgeworfen. Vom Disziplinarausschuss des Niederländisch-Königlichen Turnverbandes (KNGU) wurde er zwar freigesprochen. Nachfolgend hob der Berufungsausschuss des Institut für Sportrecht diesen "Freispruch" jedoch wieder auf, verhängte gegen ihn allerdings keine Strafe! Wiersma hatte daraufhin als holländischer Nationaltrainer nach 8 Jahren selbst gekündigt, weil er nach eigener Aussage "keine Motivation mehr besaß"!)
Tatsächlich handelt es sich bei Gerben Wiersma sicher um einen hochqualifizierten Fachmann, der auch in deutschen Trainerkreisen bekannt ist und Hochachtung genießt!
Kopfschüttelnde Verwunderung löst jedoch die DTB-Entscheidung zu dieser Personalie insofern aus, da es in Deutschland nicht gelang, die eigene Krisensituation im Falle der Causa Chemnitz / Frehse zum Vorteil aller Betroffenen und der Sportart zu lösen, obwohl es sich hierbei und bei ihr um keinerlei justiziable Vorkommnisse handelte, die vom Arbeitsgericht auch als solche und zum Vorteil der Beschuldigten, deklariert wurden. Im Falle des neuen Cheftrainers Wiersma aber steht ein justiziabler Schuldspruch als Fakt, wenn er auch straffrei blieb, was vom DTB scheinbar ignoriert wird!
Somit erzeugt die Berufung eines solchen "Problemfalles" aus unserem Nachbarland zum neuen Cheftrainer durch einen deutschen Sportverband, der in seinem Zuständigkeitsbereich über eigene "ungesicherte Baustellen" verfügt, mehr als nur ungläubiges Kopfschütteln über diese strategisch unsensible Personalentscheidung. (Bezeichnender Weise nehmen die umfängliche und umständliche Beschreibung/Begründung und Erklärungen zu der Personalie Gerben Wiersma mehr als 50% der heutigen aktuellen DTB-Pressemitteilung ein; ... einen Tag danach folgte dann noch ein weiterer, Rechtfertigungsversuch (siehe unten).
► DTB PRESSEMITTEILUNG (14. Feb. 2022)
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* 15-Feb-2022:
Angesichts der kritischen Reaktionen bezüglich der Personalie Gerben WIERSMA als neuer Frauen-Cheftrainer in Deutschland veröffentlichte der Deutsche Turner-Bund (DTB) ein
►► ausführliches Interview mit DTB-Präsident Alfons Hölzl und mit Gerben Wiersma
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. * 15-Feb-2022: Die "Sächsische Zeitung" kommentiert dazu u. a.:
Erinnerungen an den "Fall Frehse" werden wach
Sofort ist man an den jüngsten Fall im deutschen Turnen erinnert. Pauline Schäfer, die frühere Weltmeisterin am Schwebebalken, hatte ihrer langjährigen Trainerin Gabriele Frehse Ende 2020 zusammen mit weiteren Turnerinnen im Magazin Der Spiegel vorgeworfen, sie täglich beleidigt und erniedrigt zu haben. Die später vom Olympiastützpunkt Chemnitz gekündigte Frehse bestritt das stets. Und das Arbeitsgericht Chemnitz hatte die Kündigung im Oktober für unwirksam erklärt, ihr Arbeitgeber muss sie weiter beschäftigen. Dennoch scheint eine Rückkehr in die Halle im Moment ausgeschlossen. Eine abschließende Klärung mit dem Olympiastützpunkt steht weiter aus – zumindest gibt es offiziell keinen neuen Stand, ob und wie es für Frehse weitergeht. Rückhalt für die langjährige Trainerin gab und gibt es zwar von Eltern und etlichen jungen Turnerinnen in Chemnitz, allerdings nicht vom DTB.
Deshalb überrascht nun ein wenig die Verpflichtung des Niederländers mit seiner umstrittenen Vergangenheit als neuer deutscher Cheftrainer, selbst wenn er jetzt einen Kulturwandel im Turnen vorantreiben will.
* Bei der ARD-SPORTSCHAU war zu lesen: " ...die Peronalie Gerben Wiersma sei "allerdings nicht gänzlich unumstritten ..." - soso ..?! Niedliche Formulierung!!
► Umstrittene Personalie: Neuer Bundestrainer für deutsche Turnerinnen
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... lesen Sie dazu auch:
► Chemnitzer Bundesstützpunktleiterin gibt Amt auf (14. 02. 2022)
► Biliografie der Ereignisse der Causa Chemnitz / Frehse