Anfang April hatte es den Anschein, als ob sich bereits das übliche "große Schweigen" über die Causa Chemnitz / Frehse gelegt hätte. Doch nachdem - ausgelöst durch einen Spiegel-Artikel (27. Nov. 2020) - gegen die Chemnitzer Turntrainerin Gabriele Frehse, eine nun schon über ein Jahr dauernde bespiellose Kampagne und Vorverurteilung in der Öffentlichkeit stattgefunden hat, bei der weder der Deutsche Turner-Bund, noch das für den Leistungssport zuständige BMI sich für eine sachgerechte Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe und den Schutz der betroffenen Person wirksam und problemlösend eingesetzt hatten, erfolgte nun durch die Bundestagsfraktion DIE LINKE eine sog. "Kleine Anfrage" an die Regierung, die zahlreiche detaillierte Anfragen zur noch immer ungelösten Sachlage enthält.
♦ Fragesteller war deren sportpolitische Sprecher, Dr. Andrè HAHN, der letzten Sommer als Einziger zu einer intensive Recherche und Aussprache mit den betroffenen Personen des Olympia- und Bundesstützpunktes vor Ort in Chemnitz war, während z. B. die Führungsspitzen des zuständigen Sportverbandes DTB im Konfliktzeitraum weder vor Ort in Chemnitz waren, noch das persönliche Gespräch mit der betroffenen Trainerin gesucht hatten.
Entsprechend konstruktiv, detailliert und brisant war demzufolge der Inhalt seiner aktuellen
►► Kleinen Anfrage an die Bundesregierung (DRUCKSACHE 20/1217),
für deren Beantwortung eine Frist von 14 Tage vorgesehen ist!
♦ Inzwischen (12. 04. 2022) sind die
►► "Antworten" der Bundesregierung (als DRUCKSACHE 20/1432) erfolgt!
(C) gymmedia
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* 28-April-2022
♦ Darauf reagierte nun der Fragesteller, Dr. Andrè HAHN, in Form des nachfolgenden Statements:
"Die zum Teil dürftigen bzw. ausweichenden Antworten der Bundesregierung auf meine Kleine Anfrage - Drucksache 20/1432 - zur Aufklärung der Vorwürfe gegen eine Trainerin im Deutschen Turner-Bund (DTB) verstärken meine Auffassung, dass der organisierte Sport in Deutschland in mehreren Vereinen und Verbänden von verkrusteten Strukturen, fehlender Verbandsdemokratie, Machtmissbrauch und einer Kultur des Wegsehens beherrscht wird.
Die fragwürdige Kampagne gegen die Turntrainerin Gabriele Frehse sowie das offensichtliche Mobbing gegen die Boxerin Sarah Scheurich sind nur Beispiele, wie innerhalb des Spitzensports ohne wirklichen Schutz der Rechte der Betroffenen und (mit Verweis auf die "Autonomie" des Sports") ohne wirksamen Beistand des für den Spitzensport zuständigen Bundesinnenministeriums Menschen und deren berufliche Karriere im Sport zerstört werden können. Wenn die Vorkommnisse am BSP Chemnitz und die Vorwürfe gegen die Trainerin nach 1,5 Jahren noch immer nicht geklärt sind, dann liegt das sicher nicht nur am Berufungsverfahren gegen den Freispruch von Frau Frehse vor dem Chemnitzer Arbeitsgericht, sondern auch an fehlendem Aufklärungswillen seitens der Bundesregierung. Dieses Zeitspiel auf dem Rücken der Betroffenen ist nicht akzeptabel.
Ich hoffe, dass die gerade stattgefundenen Neuwahlen der Präsidien vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie vom Deutschen Fußballbund (DFB) nur der Anfang eines Sinneswandels im organisierten Sport sind, die immer wieder angeführten Werte des Sports auch innerhalb der Verbände endlich gelebt und die Bundespolitik nicht länger tatenlos zusieht, wenn es gravierende Konflikte zwischen Spitzensportler*innen, Trainer*innen und Funktionär*innen gibt."
*MdB Dr. André Hahn (DIE LINKE)
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Mag sich der geneigte Leser auch aus der folgenden Tatsache und in Kenntnis der o.g. Sachlage sein eigenes Bild machen:
* Außer einer dürftigen, verbands-internen (!) Mitteilung des DTB einer ► Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) an seine Mitarbeiter erfolgte keinerlei weitere Reaktion in dieser Angelegenheit, was die von Dr. Hahn getroffene Einschätzung " ... verkrustete Strukturen, fehlender Verbandsdemokratie, Machtmissbrauch und einer Kultur des Wegsehens " keineswegs entkräftet!
Vielleich aber generiert die betroffenen Szene der engagierten und verantwortungsbewussten Spitzensporttrainer nun doch noch die zu echter Problemlösungen notwendigen Veränderungsprozesse, ohne die ein sauberer humaner Leistungssport im Lande undenkbar ist!
(C) gymmedia / E. Herholz
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