Er war so etwas wie ein Chronist von allem Bewahrens- und Erinnernswertem, was der Sport in einem "verflossenen Land" einst hervorgebracht hatte. Wolfgang TUROWSKI ist wenige Tage nach seinem 71. Geburtstag und nach schwerer Krankheit verstorben!
Der Wahlberliner, der von Usedom stammt, hat nicht nur Berlins Sport aktiv mitgestaltet, sondern einen besonderen Teil deutscher Sportgeschichte bewahrt. Der ehemalige Kreissportlehrer von Mahrzahn und langjährige Geschäftsführer des Berliner Stadtsportbundes, trug in vielen Jahren Insignien, Dokumente, Trikots, Medaillen, Gerätschaften ... aus der 40-jährigen Zeit des DDR-Sports zusammen und schuf so eine bemerkenswerte Sammlung eines "DDR-Sportmuseum" ...:
Wolfgang Turowski lebte für den Sport ...! |
„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Dieses Zitat von George de Santayana steht an der Wand des DDR-Sportmuseums in der Eisenacher Straße von Marzahn-Hellersdorf, dessen Gesicht und Macher seit der Eröffnung 2009 eben dieser Wolfgang Turowski war.
"Turi", wie ihn seine Freunde nannten, brannte förmlich für sein Museumsprojekt. Und weil eben auch der Sport etwas sehr Emotionales ist, drappierte er nicht bloß tote museale Ausstellungsstücke, sondern in den Museumsräumen fand eine Vielzahl von Veranstaltungen, Gesprächsrunden, Präsentationen und Foren statt. Herausragende Sportlerinnen und Athleten, nicht selten Stars verschiedener Disziplinen von ehemals Weltrang, gaben sich hier die Klinke in die Hand, nicht selten auch Persönlichkeiten, die leider vom aktuellen Mainstream wenig beachtet oder durch medialer Nachlässigkeiten dem Vergessen preisgegeben wurden - hatten sie doch aber einst 4 Jahrzehnte lang ostdeutsche Seelen und Herzen mit Begeisterung entzündet ... !
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Auch die Akteure der ehemaligen DDR-Turnnation waren Gäste von liebevoll gestalteten Ereignissen. So trafen z. B. die erste deutsche Olympia-Medaillengewinnerin Birgit Michailoff-Radochla (Silber 1964, Tokio) mit der ersten Gesamtdeutschen Mehrkampfmeisterin von 1991, Anke Schönfelder (beide Berlinerinnen) zusammen, um 2015 der Welt "älteste Wettkampfturnerin" Johanna Quaas (90 Jahre) vor ihrem Abflug in die USA öffentlich zu verabschieden, wo sie dort in Oklahoma-City u. a. mit Turn-Legende Nadia Comaneci zusammentraf, um als erste Senioren-Sportlerin in die "International Gymnastics Hall of Fame" aufgenommen zu werden ...:
2015: Gastgeber Wolfgang "Turi" Turowski bei launiger Präsentation im "Bob-Dylan-Stil" bei der Verabschiedung
(- im Hintergrund von rechts: A. Schönfelder, J. Quaas, Birgit Michailoff-Radochla)
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Da ist einer viel zu früh gegangen, der doch noch so viele Ideen, noch so viel Emotionen zu pflegen hatte, die so sehr zum Wesen des Sports gehören.
So bleibt zu wünschen, dass der BSB mit der Konzeption der Neu- und Umgestaltung seines einzigartigen Sportmuseums das Erbe im Sinne Wolfgang Turowski fortsetzt und weiter pflegt, wie es auch einem ►► NACHRUF des BSB zu entnehmen ist.
Doch bei allem ehrenvollen Gedenken an diesen liebenswerten Sportfreund und Kollegen: Sein viel zu früher Tod reißt eine Lücke in die Berliner Sportszene, die nur schwer zu schließen sein wird!
(c) gymmedia / E. Herholz