27. Juni 2014  
Berlin  
Gerätturnen

Berlin-Treff ehemaliger Weltklasse-Turnerinnen

Animiert von den revolutionären Entwicklungen und nachfolgenden internationalen Erfolgen des sowjetischen Kunstturnens der frühen fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts, zog man auch in der DDR frühzeitige Konsequenzen im Aufbau der Trainings- und Vereinsstrukturen. Spätestens Anfang des 6. Jahrzehnts begannen sich mit dem Gewinn des 1. Europameistertitels (Sprung) durch die Leipzigerin Ute Starke (-Kahlenberg) in ihrer Heimatstadt (1961) die spitzensportlichen Weichenstellungen auszuzahlen. Bei Weltmeisterschaften hinterliesen Vera Ewald, Ingrid Föst und Birgit Radochla erste bemerkenswerte Spuren, die dann zu den Olympischen Spielen 1964 in Tokio sich auch erstmalig in Medaillen niederschlugen. Akteurinnen und Mitgestalter dieser Anfangszeiten und der Folgejahre fanden sich kurz nach der politischen Wende zusammen und pflegen seit über zwei Jahrzehnten ihre ganz persönlichen Erinnerungen an ihre aktiven Zeiten bei Traditionstreffen, so wie in dieser Woche zum 21. Male in Berlin,  d e r  Stadt, die einst einmal als die erfolgreichste "Welt-Hauptstadt des modernen Frauenturnens" - zumindest mit den meisten Erfolgen - galt ...

Zum 21. Mal in den letzten zwei Jahrzehnten traf sich eine repräsentative Elite des DDR-Frauenturnens, die - beginnend mit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts - neben der Sowjetunion und später Rumänien, zu den Spitzennationen des modernen Welt-Kunstturnens gehörte, in Berlin zu einer dreitägigen Erinnerungstour. * Foto: >> Click for Big


Es entstanden drei wunderschöne Tage des Zusammenseins und der Pflege alter Erinnerungen. Der Bürgermeister von Hönow gab den Damen die Ehre eines Empfanges, der Direktor der legendären Pferderennbahn Berlin-Hoppegarten stellte Geschichte und Gegenwart dieser einzigartigen Anlage in einer eindrucksvollen Führung vor.

Schwer beeindruckt waren dann die über 20 Damen dieses historischen Turn-Trosses, die einst nicht nur im Osten Deutschlands, sondern in der internationalen Turnwelt für Schlagzeilen sorgten, auch vom Besuch des Gründerzeit-Museums: "Von den turbulenten Lebensjahren und dem Schicksal eine Charlotte von Mahlsdorf hatte ich zwar schon viel gehört, aber dann in ihrenm einstigen Wohnaus vor all den historischen Dingen und Einrichtungen zu stehen, das war schon etwas Besonderes!" - äußerte sich Ex-Weltmeisterin Erika Zuchold nachdenklich, j e n e, die in den sechziger Jahren als erste Frau der Welt den Mut hatte, einen Flick-Flack auf dem Schwebebalken zu wagen und damit eine völlig neue, revolutionäre Entwicklung der Akrobatisierung des Balkenturnens einleitete.

Das Köpenicker Rathaus und die Eskapade des einstigen Hauptmanns von Köpenik gehörten ebenso zum Berliner Besuchsprogramm, wie auch das besondere Sportmuseum Marzahn-Hellersdorf, wo Wolfgang Turowski , Geschäftsführer des Bezirksportbundes Marzahn/Hellersdorf und sein Team einzigartige Sammlungen und Insignien der DDR-Sportgeschichte zusammen getragen haben ....:

Ex-Sportecho-Journalist und "Flick-Flack"-Autor Hans-Jürgen Zeume vor der Olympiabekleidung der einstigen Turnerinnen: Links, in Gelb, die Jacke von Maritta Bauerschmidt der letzten gemeinsamen deutschen Mannschaft in Mexiko-City 1968; rechts, die Kampfricherbekleidung (blau) von Vera Ewald-Matschulat als FIG-Kampfrichterin 1964 in Tokio - allesamt wie neu, in textilem Bestzustand ...!