... keine Bühne der Welt fasst die Akteure eines halben Jahrhunderts! |
Tag der offenen Türen und offenen Herzen
Hochbetrieb herrschte am sachsenanhaltinischen Sportstandort in Halle an der Saale am letzten Samstag:
Mit einem "Tag der offenen Tür" beging eine der deutschen Hochburgen des Sports, der aus dem früheren SC "Wissenschaft/ Chemie" Halle/Leuna vor 50 Jahren gegründete SC Chemie Halle als heutiger "SV HALLE e.V." sein rundes Jubiläum.
Als "Leuchtturm des deutschen Sports" bezeichnete DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach beim Empfang der Oberbürgermeisterin diesen Traditionsverein, der nicht nur durch solche Athleten wie Ex-Schwimmerin Kornelia Ender oder Waldemar Cierpinski, sondern auch durch ehemalige Weltstars des Turnens und der Gymnastik internationale Sportgeschichte geschrieben hat.
Emotionaler Höhepunkt dieses Tages war ein abendliches Fest der Emotionen und des Wiedersehen vieler Ehemaliger in der Händelhalle der Saalestadt ...
50 JAHRE SC 'Chemie' / SV Halle - Gala eines halben Jahrhunderts
* ... siehe auch > GYMmedia-Vorschau
Den halleschen Tag der offenen Türen ...
- nutzte auch Eckhard HERHOLZ, GYMmedia INTERNATIONAL
Wer bereits tagsüber der Einladung der Gastgeber folgte und die offenen Türen des Sports durchschritt - nur im Gymnastikzentrum in Neustadt stand man vor verschlossenem Gebäude - der war beeindruckt vom Geschaffenen, so vom imposanten Neubau des heutigen Sportgymnasiums, der Mensa oder vom im Vorjahr endlich renovierten Turnhallenkomplex in der Robert Kochstrasse.
Nun wieder seit 2007: Bestbedingungen für's Kunstturnen des halleschen 'Fahrig-Clubs' in der Kochstrasse: ... am Nachnittag lief hier die Erst-Bundesligabegegnung zwischen 'MTT Halle/Chemnitz' und Tabellenführer 'KTV Straubenhardt', das allerdings die mit vielen Ausländern antretenden Gäste vom Hambüchenclub haushoch gewannen...! |
Sportgelände des SV Halle in der Robert Kochstrasse, mit Leichtathletikanlage, Schwimmhalle (li.) und Internat (re.) |
Allerdings scheuten sich die Gäste und Gastgeber auch nicht, die in Sachsen-Anhalt generell zu beklagende Sportstättensituation - selbst auf der abendlichen, festlichen Gala iin der Händelhalle - anzusprechen:
Da warte man neun Jahre auf eine längst überfällige Tartanbahn, da besitzt die ehemalige Ender'sche Schwimmhalle noch immer den "zweifelhaften Charme" der siebziger Jahre und sei doch so dringend renovierungsbedürftig...
Ex-Diskuswerfer Lothar MILDE, |
Natürlich widersprach kaum jemand den lobenden Worten des langjährigen Vereinsvorsitzenden Dr. Christoph Bergner, was die Habenseite und den Stellenwert des Sports beim SV Halle betrifft...
- nachdenklich wurde man aber bei den Worten des ehemaligen Weltklasse-Diskuswerfers Lothar Milde (< Foto, links), der auch von den über 6.000 (!!) Kindern allein in Halle sprach, die unter der Armutsgrenze leben und dazu aufforderte, denen doch beitragslose Sportmöglichkeiten beim SV Halle anzubieten... !!
... oder bei den Schilderungen des ehemaligen Weitspringers Frank Wartenberg, - olympischer Medaillengewinner - der von den "demokratischen Hindernissen" oder bestimmten Vertretern in Stadtparlamenten wie Wittenberg und anderswo sprach,die der sozial bedeutungsvollen Rolle und dem gesellschaftlichen Stellenwert des Sports oft im Wege stehen bzw. nicht gerecht werden...
Eina abendliche Gala in Halles schmucker Händelhalle war dann der Höhepunkt vieler, dem Sport der Saalestadt verbundener, und sehr oft von weither angereister Gäste und Ehemaliger:
Ehemalige Gymnastinnen in Wiedersehensfreude, wie Ines Nausedat, Simone Teuber, Anett Kleinfeldt, Bianca Diettrich, die Unger-Zwillinge, Martina Grübel (- alles frühere Mädchennamen) und Ex-Trainer Lutz Wiedemann |
Da umarmten sich Ex-Trainer und Ex-Athleten , die sich oft nach Jahrzehnten wiedersahen;
da freuten sich ehemalige Sportschüler, dass sie sich trotz mancher Lebens- und Körperwandlungen wiedererkannten,
... und allerorten spürte man die Bedeutung dessen, was weit über dem Wert der Triumphe, Medaillen und Pokale liegt:
Der Sport ist ein vom Menschen bewusst gestaltetes Phänomen zwischenmenschlicher Kommunikation des Körpers und des Geistes, das durch Leistungsstreben, im Wettkampf aber auch im Trainingsalltag Charaktere und Persönlichkeiten prägt, was Zeiten und Systeme überdauert und deshalb unverzichtbar ist!
... deshalb gilt auch mein großes Lob den Organisatoren und Machern um Dirk Overbeck und all den anderen Fleißigen, die sich durch die eine oder andere Kritik nicht entmutigen lassen sollten, (- siehe "MZ" vom 26.10.2008) denn:
Wer schafft es schon in einer abendlichen Gala allein a l l e n, aus einem halben Jahrhundert Sportgeschichte, gerecht zu werden....?!
Dazu sind der Sport, seine Historie und deren Akteure viel zu facettenreich, aber deshalb auch so wertvoll - DANKE!
* Eckhard HERHOLZ,
- ehemaliges Mitglied des SC "Chemie" Halle", Turnen;
- langjähriger TV-Kommentator DFF, ZDF, DSF, Eurosport
- Chefredakteur des Europäischen Gymnastics Services
"GYMmedia INTERNATIONAL
.... ein weiterer Bericht von diesem Jubiläum von einem exponierten Trainer des halleschen Kunstturnens:
Lutz Wiedemann, einer der Erfolgstrainer des halleschen Kunstturnens in der SV-Geschichte ... |
50 Jahre SC Chemie/SV Halle und wie weiter .... ?
- von Lutz Wiedemann, ehemaliger Erfolgstrainer Turnen weiblich
♦ Ein Festtag der großen Emotionen
Ein grandioser Jubiläumsball eines 50-Jährigen zeugt von einer Vielzahl außergewöhnlicher Leistungen, zu denen gerade der Sport fähig ist. Dabei meine ich weniger die wie auch bei dieser Veranstaltung im Mittelpunkt stehenden Vorzeigeathleten und Goldmedaillengewinner, sondern vor allem die vielen hervorragenden Menschen und Persönlichkeiten, ob Sportler, Trainer, Funktionäre, Mediziner, Lehrer oder Erzieher, die alle mitgewirkt haben und diese, im Nachhinein meist schöne Zeit, nicht missen möchten.'
Es war und ist der Sport im Verein - das tägliche Training, das ständige Leistungsstreben, der Wettkampf, die persönlichen Kontakte und das Wirken in einer Gruppe oder Mannschaft, das zu unvergesslichen Erlebnissen und Erfahrungen, Wissen und Können führte und dabei besonders auch für das spätere Leben von unschätzbarer Bedeutung war, ist und bleibt!
Aus dieser Sicht hat dieses "Ehemaligentreffen " seine Zielsetzung 100% erfüllt. Als einer der Wenigen, die seit 1965 ununterbrochen als Vereinsmitglieg an der Leistungsentwicklung der Sportart Turnen (z.T. auch RSG) in den verschiedensten Aufgabenbereichen - als Nachwuchs-Spitzentrainer, Cheftrainer, Bezirks-Landestrainer,
Nachwuchsbeauftragter des DTB - bis heute aktiv tätig war und bin, habe ich alle Entwicklungsphasen seit dieser Zeit und die dabei wirkenden Personen, besonders um das Turnen herum, gut in Erinnerung und bin stolz, wie viele Bekannte und ehemalige Athletinnen ich wiedersehen konnte und dabei feststellte, dass fast alle
ihren Weg auch nach dem Sport erfolgreich gestaltet haben!
Aus den vielen Diskussionsthemen kann ich deshalb hier aus einer anderen Sicht noch Fehlendes oder Ergänzendes zum Jubiläum hinzufügen.
Kim JANAS (re.), war eine der kleinen Akteurinnen des vielfältigen Galaprogramms; schade nur, dass sie anonym blieb, und keiner erfuhr, dass sie zu den besten neunjährigen Turntalenten Deutschlands zählt und oft auf obersten Medaillenplätzen steht...! |
Johanna QUAAS (83 Jahre), |
Der Verein und seine Abteilungen können stolz sein, denn soviele Gäste in einer Veranstaltung hat die Händelhalle auch selten erlebt und dabei noch alle kulinarisch und kulturell hervorragend betreut.
Leider konnte während einer solchen Großveranstaltung nicht auf alle besonderen Ereignisse und Personen, die die Vereins-und Abteilungsgeschichte geprägt haben
eingegangen werden. Jedoch wurde von einer Vielzahl der Teilnehmer (besonders aus dem Turnbereich) Kritik laut, nach dem man zumindest die traditionell mitglieds- und leistungsstarke Abteilung Turnen oder RSG der Vergangenheit, die auch sehr repräsentativ vertreten waren und wie immer mit ihren aktuellen Aktiven das Rahmenprogramm gestaltet haben, hätte zumindest erwähnen oder würdigen können.
Wenn eine
Abteilung in den 70'er- und 80'er Jahren allein 10 WM- und Olympiamedaillen im Gerätturnen erkämpfte oder eine Sportart, wie Rhythmische Gymnastik (RSG) die einzige und erste WM-Einzelmedaille in ihrer Geschichte erturnte, ist dies für eine Turnabteilung und auch deren leider nicht erwähnten Trainer weltweit Spitzenklasse !
Leider sind viele hallesche Turntrainer mehr im Ausland anerkannt und als Trainer und Funktionäre überall gefragter als in Halle und seinem neu rekonstruierten Turnzentrum der Robert-Koch-Straße....
Quo vadis, Turnen in Halle ...?!
Hier geht es um die Frage nach dem "Wie weiter ... !?
Ich hoffe, das Land und der LSB klären in Kürze die immer noch offene Problematik der Verträge und Festanstellungen der Trainer, damit wir dann Sicherheit für ein weiteres Jubiläum des Vereines bekommen.
Erwähnenswert sei sicherlich zu solch einem Jubiläum auch das Ehrenamt, ohne das heute nichts funktionieren würde oder auch besondere sportliche Leistungen anderer Bereiche - z.B. im Seniorenbereich.
So ist ist z.B. Johanna Quaas (- siehe Foto, oben) - ehemalige erfolgreiche Turnerin und Trainerin - nicht nur deutschlandweit bekannt als unschlagbare Seniorenturnerin, die seit der Wende 1989 alle Deutschen Turnfeste und Deutschen Meisterschaften der Senioren gewinnen konnte.
Sie wurde auch in diesem Jahr mit 83 Jahren wieder Deutsche Seniorenmeisterin in Bad Blankenburg!
Schade, dass dies in der Öffentlichkeit und in den Medien kaum wahrgenommen wird, obwohl es keine bessere Vorbildwirkung für unsere Jugend gibt!
Dies sind einige Ergänzungen aus der Sicht eines Turners, ich weiß, auch die anderen Abteilungen könnten ähnliches ergänzen.
Es gilt, wesentlich wichtigere und positivere Ereignisse stärker öffentlich zu machen als z. B. tagelang über einen egenartigen Streit zwischen einem Fußballer und seinem Bundestrainer in Tagesschau oder anderen Medien zu berichten.
Ich freue mich schon auf das nächste Jubiläum und hoffe, dass der Zuspruch zum Sport im Allgemeinen und zum Turnen im Besonderen wieder zunimmt.
* Lutz Wiedemann, Halle/Sa.'
* ... lesen Sie auch die
>> GYMmedia-Vorschau zu diesem Ereignis