29. November 2003
Stuttgart / GER
Gerätturnen
21. DTB-Pokal. 1. Tag: Newcomer mit Weltcup-Erfolgen
Bei den Finals des ersten Weltcup-Tags gab es Überraschungserfolge zweier Newcomer: Der kaum bekannte Chinese Di, Li siegte am Pauschenpferd im Winners Final gegen Olympiasieger Marius Urzica und an den Ringen setzte sich Alexander Safoshkin (RUS) - gegen Favorit Jordan Jovtchev (BUL) durch.
Die weiteren Sieger vom Samstag: Am Boden der Frauen gewann Weltmeisterin Daiane Dos Santos (BRA) gegen Svetlana Chorkina (RUS), am Sprung der Männer der Rumäne Marian Dragulescu . Die Französin Emilie Lepennec siegte souverän am Stufenbarren. .
Mit Durchblick - Oana Ban (ROM),
5. des Boden-Finals
Ein außerordentlich hohes sportliches Niveau kennzeichnete den ersten Finaltag des 21. DTB-Pokals. Und das im Vorhinein oft zitierte Wort von der WM-Revanche fand wirklich statt - wobei das wirklich Überraschende darin bestand, dass zwei der Herausforderer zuvor in der Turnwelt kaum bekannt waren...! Umso mehr wird man sich nun die Namen der heutigen Sieger am Pauschenpferd - Di, Li aus China - und an den Ringen - Alexander Safoshkin aus Russland - merken müssen.
Als einzige bestätigte heute Daiane Dos Santos aus Braslien am Boden überzeugend ihren WM-Titel von Anaheim. - Wobei das dem gestandenen Marian Draculescu aus Rumänien am Sprung ja auch fast gelang; er ist immerhin der amtierende Vizeweltmeister an diesem Gerät.
Zwei fünfte, ein achter und ein neunter Platz - so die Bilanz des heutigen Tages aus deutscher Sicht. Lisa Brüggemann (Stufenbarren) und Thomas Andergassen (Pauschenpferd) konnten sich als jeweils Fünfte in den Weltklasse-Feldern sehr gut präsentieren.
Den ersten Finaltag in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle verfolgten ca. 4.500 Zuschauer; für Stimmung sorgte erneut der Jugendclub.
Das Publikum wurde durch eine Weltpremiere begeistert, bei der sich selbst die Fachleute im Publikum erstaunte Blicke zuwarfen und sich fragten, ob eben wirklich das geturnt worden war, was sie glaubten, gesehen zu haben... – Daiane Dos Santos aus Brasilien stockte ihre Übung im Winner’s Final am Boden mit einem Doppeltwist gestreckt zu Beginn der Übung auf! Die amtierende Bodenweltmeisterin erklärte danach, dass sie dieses Element überhaupt erst zweimal vorher auf der Bodenfläche probiert hat, ansonsten war es nur auf der Tumbling- Bahn trainiert worden. „Aber mein Trainer hat gesagt, dass ich bereit bin, dieses Element zu turnen und es schaffen kann, also habe ich es eben probiert.“
Mit Seitpferd- Turnen in Perfektion trat der junge Chinese Li Di an. Er kommentierte am Ende trocken „Ja, ich gehöre zu Hause eigentlich auch nur zur zweiten Garde. Wir haben noch viele andere gute Turner und außerdem war ich letztes Jahr verletzt.“ In Zukunft wird Li Di sicherlich auch seine Chancen haben, in die erste Mannschaft aufzurücken.
Lokalmatador Thomas Andergassen zeigte sich zufrieden mit seiner Finalleistung an den Ringen. „Heute bin ich voll auf Angriff gegangen. Ich dachte, vergiss alles, was um dich rum passiert, stell dich hin und turn dein Ding. – Und es hat ganz gut funktioniert.“ Am Sonntag möchte er in seinem 2. Finale bei diesem Weltcup am Barren erneut angreifen.<
Das GYMmedia-Team beim DTB-Pokal: Lisa Worthmann, Rainer Weishaar, Sven Karg. Redaktion: Sonja Schmeißer
Fotos: Volker Minkus
|
Besiegte Urzica: Der Chinese Di, Li
|
Pauschenpferd
Winners Final
1. Li Di CHN 9,925
2. Urzica Marius ROM 9,387
Finale
1. Urzica Marius ROM 9,912
2. Li Di CHN 9,900
3. Suciu Ioan ROM 9,850
4. Casimir Eric FRA 9,787
5. Andergassen Thomas GER 9,712
6. Kryukov Nikolai RUS 9,650
7. Busnari Alberto ITA 9,587
8. Artemev Alexander USA 9,025
9. Beny Pierre-Yves FRA 8,937
Das Pauschenpferd-Finale war von ausgezeichnetem Niveau (nur eine Wertung unter 9 Punkten!) und wurde von den beiden Winners-Finalisten dominiert.
Ioan Silviu Suciu setzte gleich zu Beginn des Pauschenpferd- Finals ein Highlight. Er beginnt mit sauber geturnten Wanderverbindungen und sicher präsentierten Flops (9.850, Platz 3).
Li Di aus China mit sehr schöner Amplitude und einer sehr virtuosen technischen Ausführung, u.a. bei seinen Thomasflanken mit ganzer Spindel - Seitpferdturnen in Perfektion, das ihm einen Platz im Winner's Final einbrachte (9.900).
Marius Urzica präsentierte seine Übung mit der von ihm gewohnten Qualität. Herausragende Russenwendeschwünge auf einer Pausche, schöne Wandervarianten verbunden mit Thomasflanken und ganzer Spindel (9.912).
Die Wild Card nutzte Lokalmatador Thomas Andergassen aufs Beste, indem er eine gute Übung bot und sehr verdient Fünfter wurde.
Im Winner’s Final startete Li Di erneut mit einer sehr guten Leistung (9.925). Marius Urzica folgte dann mit einem für ihn ungewöhnlichen Sturz vom Gerät beim Moguilny vor dem Abgang (9.387). Somit war dieses Finale entschieden und der erste Sieg beim DTB-Pokal 2003 ging nach China.
Boden Frauen
Winners Final
1. Dos Santos Daiane BRA 9,337
2. Khorkina Svetlana RUS 9,187
Finale
1. Dos Santos Daiane BRA 9,337
2. Khorkina Svetlana RUS 9,275
3. Ponor Catalina ROM 9,237
4. Hobbs Vanessa GBR 8,925
5. Ban Oana Mihaela ROM 8,812
6. Chusovitina Oksana UZB 8,787
7. Slater Allana AUS 8,687
8. Musik Yvonne GER 8,587
9. Zamolodchikova Elena RUS 8,137
Die amtierende Weltmeisterin an diesem Gerät Daiane Dos Santos aus Brasilien hatte bereits in der gestrigen Qualifikation das Stuttgarter Publikum begeistert. Heute musste sie kurz die Fläche verlassen nach ihrem Doppeltwist gebückt am Anfang der Übung, aber das kostete sie höchstens ein Zehntel. In der zweiten Reihe folgte dann der Doppelsalto rw. gestreckt. Sie überzeugte auch mit hohen gymnastischen Sprüngen und sicheren Drehungen. – Eine tolle Übung! (9.337)
Svetlana Chorkina mit starkem Auftakt, Temposalto- 3/1 Schraube. Sie präsentierte eine sehr elegante Übung mit schönen gymnastischen Elementen und überzeugte heute auch mit ihrer Akrobatik (9.275).
Catalina Ponor mit der für rumänische Turnerinnen typischen Akrobatik, allerdings heute mit leichten Unsauberkeiten. Sie ist eine elegante Turnerin mit einer außergewöhnlichen Choreographie, die beim Publikum gut ankommt (9.237).
Die deutsche Vertreterin Yvonne Musik mit einer soliden Übung in diesem Finale, allerdings nicht ganz ohne Fehler präsentiert. (AW 9.6, EW 8.137)
Im Winner’s Final begann Daiane Dos Santos mit einer Weltpremiere – sie stellte die Übung um und begann mit einem Doppeltwist gestreckt! Nach diesem Beginn musste sie wieder ganz kurz die Fläche verlassen, präsentierte ansonsten aber eine Weltklasse-Übung (9.337). Svetlana Chorkina präsentierte auch ihre zweite Übung gut, allerdings mit leichten Unsauberkeiten wie einer nicht ganz zu Ende gedrehten Dreifachschraube (9.187). Somit ging der Sieg in diesem Winner’s Final nach Brasilien.
|
Sieg am Sprung: Marian Dragulescu
|
Sprung Männer
Winners Final
1. Dragulescu Marian ROM 9,700
2. Blanik Leszek POL 9,693
Finale
1. Blanik Leszek POL 9,743
2. Dragulescu Marian ROM 9,631
3. Shewfelt Kyle CAN 9,612
4. Wammes Jeffrey NED 9,575
5. Hypolito Diego BRA 9,549
6. Kryukov Nikolai RUS 9,525
7. Suciu Ioan Silviu ROM 9,418
8. Yamada Tatsuya JPN
Das Sprungfinale der Männer 2003 fand auf einem extrem hohen Niveau statt. Dem begeisterten Stuttgarter Publikum wurden viele Weltklasse- Sprünge präsentiert!
Marian Dragulescu: 1. ÜS –Doppelsalto vw. gehockt mit ½ Drehung – kleiner Schritt, ansonsten super präsentiert (9.750); 2. Kasamatsu 1 ½ Schraube – leicht überdreht, Stand dann mit einem größeren Schritt gesichert (9.462).
Jeffrey Wammes: 1. Yurtschenko gestreckt 2 ½ Schraube – sehr hoch und sauber, nur kleiner Hüpfer bei der Landung (9.625); 2. Kasamatsu 1 ½ Schraube mit leichten Fehlern in der Ausführung (9.525).
Leszek Blanik: 1. ÜS- Doppelsalto vw. gebückt - sehr sicher gestanden (9.787); 2. Tsukahara Doppelsalto gebückt – auch wieder sicher gestanden (9.700).
Kyle Shewfelt: 1. Yurtschenko 2 ½ Schraube - sehr gut präsentiert mit nur einem kleinem Hüpfer (9.712); Sein 2. Sprung Tsukahara Doppelschraube war für dieses Weltklassefinale allerdings nicht schwierig genug (9.512).
Winner’s Final: Beide Teilnehmer Dragulescu und Blanik mit erneut guten Leistungen. Dragulescu kam jedoch bei seinem 2. Sprung etwas aus der Richtung und musste die Landung dann mit einem großen Schritt zur Seite abfangen (9.700). Blanik mit nicht mehr ganz der gleichen Sicherheit wie zuvor, beide Landungen waren etwas tief. In einer sehr knappen Entscheidung ging der Sieg letztendlich an Marian Dragulescu.
|
Stufenbarren-As 2003: Emilie Lepennec (FRA)
|
Stufenbarren
winners Final
1. Lepennec Emilie FRA 9,625
2. Tweddle Elizabeth GBR 9,475
Finale
1. Lepennec Emilie FRA 9,575
2. Tweddle Elizabeth GBR 9,462
3. Khorkina Svetlana RUS 9,425
4. Yarotska Irina UKR 9,375
5. Brüggemann Lisa GER 8,737
6. Dos Santos Daiane BRA 8,700
7. Lin Li CHN 8,612
8. Soupe Nelly FRA 8,13
Die Turn-Welt hat einen neuen Stufenbarren-Star: Emilie Lepennec aus Frankreich.
Stufenbarren- Königin Svetlana Chorkina turnte ihre Übung gewohnt sauber durch, jedoch mit leichten Unsicherheiten bei den Kombinationen am unteren Holm (AW 9.8, EW 9.45).
Elizabeth Tweddle mit schönen und flüssigen Drehungen über den Ellgriff. Ihren Flugteil, den „Khorkina“ hat sie sicher gehangen und auch der Abgang gelang ihr in den sicheren Stand (AW 10.000, EW 9.475)
Emilie Lepennec präsentierte dann ein Feuerwerk am Stufenbarren und bestätigte ihre Leistung aus der Qualifikation – Riesenfelge mit gesprungener ganzer Drehung, verbunden mit Deff, Abgang Doppeltshukahara (AW 10.00, EW 9.75) – das Publikum jubelt!
Lisa Brügemann, welche nicht mit Wildcard in diesem Feld startete, sondern sich direkt qualifiziert hat, zeigte eine solide Übung, jedoch mit leichten technischen und Haltungsschwächen – Riesenfelge mit gesprungener 1/1 Drehung – Riesenfelge ½ Drehung – Jägersalto.
Im Winner’s Final präsentierte sich Lepennec nochmals verbessert, ohne Wackler bis zum Abgang in den sicheren Stand (9.625). Tweddle bestätigte ihre Leistung, mit nur einem leichten Hüpfer beim Abgang (9.475). In diesem Finale hatte sie jedoch keine Chance und somit ging der Sieg nach Frankreich.
|
Der Mann mit den Eisenmuskeln - Alexander Safoshkin (RUS)
|
Ringe
Winners Final
1. Safoshkin Alexander RUS 9,675
2. Jovtchev Jordan BUL 9,612
Finale
1. Jovtchev Jordan BUL 9,737
2. Safoshkin Alexander RUS 9,725
3. Coppolino Andrea ITA 9,687
4. Beny Pierre-Yves FRA 9,662
5. Van Gelder Yuri NED 9,650
6. Yamada Tatsuya JPN 9,587
7. Zozulia Roman UKR 9,575
8. Schweizer Andreas SUI 9,550
9. Andergassen Thomas GER 9,475
Noch so ein im wahrsten Sinne des Wortes hochwertiges Finale! Alle Finalisten zeigten Übungen mit 10er Ausgangswert!
Jordan Jovtchev zeigte eine wie erwartet souveräne Leistung, kleine Fehler in der Anfangskombination (Honma in den Kreuzhang), Abgang Tsukahara gestreckt in den sicheren Stand (9.737).
Andrea Coppolino mit nicht ganz so starker Leistung wie zuletzt in Anaheim, aber trotzdem mit guter Präsentation (9.687).
Thomas Andergassen, mit Wildcard in dieses Finale gekommen, war heute nicht so stark wie gestern in der Qualifikation, kleinere Fehler bei den Kraftelementen (Stemme, Stützwaage).
Alexander Safoshkin Der international noch unbekannte russische Turner zeigte eine exzellente Übung mit exakten Haltelagen in allen Kraftelementen.
Winner’s Final
In den Haltelagen bei den Krafelementen zeigte Jovtchev eine verbesserte Leistung, allerdings folgten leichte Unsicherheiten beim Abgang (9.612). Safoshkin mit erneut nahezu perfekter Vorstellung, alle Kraftelemente deutlich ausgeturnt und sicherer Stand beim Abgang (9.675). Der Mann scheint Muskeln aus Eisen zu haben, die Kraftelemente sind eine Augenweide. – Ein verdienter Sieger in diesem hochklassigen Finale!