13. Juli 2003
Köln
Gerätturnen
2. WM-Qualifikation: Deutsche Meisterin gewinnt auch in Köln
|
Katja Abel - erneut Mehrkampfbeste
|
Auch wenn es am gestrigen Abend bis vor dem letzten Gerät nach einem Heimsieg der Kölnerin Birgit Schweigert aussah: Am Ende triumphierte erneut die aktuelle Deutsche Mehrkampfmeisterin Katja Abel (SV Preussen) mit 35,475 Punkten , nach dem Schweigert insgesamt zweimal unfreiwillig den Stufenbarren verlassen musste (34,35/5.)
Lisa Brüggemann (TTT Köln/35,05) vergab den möglichen Sieg durch einen Sturz beim Jägersalto.
Daria Bijak (TV Greven/34,975) wurde Dritte vor einer wiedererstarkten Yvonne Musik (TV Hoffnungsthal/34,825)...
Nominiert zur WM: Katja Abel, Yvonne Musik, Lisa Brüggemann, Daria Bijak, Birgit Schweigert
Für die Deutsche Meisterin von Heilbronn Katja Abel aus Berlin lief zunächst der Bodendurchgang absolut nicht optimal. Unsaubere Landungen und Wackler. Ähnliches am Balken hatte zunächst einige kritische Situationen bei gymnastischen Elementen und Sprüngen auf dem Balken zu verkraften,kämpfte auch beim Salso seitwärts - blieb aber auf dem Gerät.
Am Sprungtisch erhielt sie für ihren Überschlag- Salto vw. mit Drehung eine 9,15. Dann aber sah sie vor ihrer letzten Übung die Probleme der andere. 'Ich hatte nach Boden und Balken absolut nicht mehr ans Gewinnen gedacht', so die Berlinerin. 'Aber vor dem letzten Gerät dachte ich: Das ist Deine Chance, denn der Stufenbarren ist ja mein bestes Gerät...!' Und tatsächlich bot sie einen Ausgangswert von 9,8 nahezu perfekt an, glänzte mit schöner Stalderarbeit und erhielt dafür 9,4 Punkte. Das war der Sieg auch bei dieser 2. WM. Qualifikation.
Lisa Brüggemann hatte zur Hälfte des Wettbewerbes ziemlich vorn gelegen. Ob es die Nerven waren: Jedenfalls packte sie am Stufenbarren nach dem Jägersalto nicht den Holm und vergab so den möglichen Sieg vor einem begeistert mitgehenden Kölner Publikum.
Überhaupt war das eine phantastische Veranstaltung mit nahezu 1.000 Zuschauern. Fast jeder Platz war in der durch extra Nebentribünen ausgestatteten Kölner Sporthalle besetzt.
Daria Bijaks Kraft reichte am Boden bei der letzten Bahn nicht bis zum Ende des Doppel-Twists, den sie leider nicht in den Stand brachte. Auch den Balken musste sie nach einem Hocksprung mit Drehung unfreiwillig verlassen. Am Stufenbarren turnte sie ihren neuen Angang: Nach Rondat-Salto rw. mit Drehung, entwickelte viel Dynamik und Power, turnte technisch aber nicht ganz sauber und stand leider ihren Doppelsalto-Abgang nicht sicher - dritter Platz und Steigerungsfähigkeit nicht ausgeschlossen.
Dazu Team-Chefin Petra Nissinen: 'Barren ist nach Inhalten gemessen unser stärkstes Gerät. Allerdings traten heute noch einige Instabilitäten auf, die wir dringend beseitigen müssen!'
Positiv überrascht zeigte sich die Trainerin von Yvonne Musik:
|
Yvonne Musik, Trainer Dieter Koch
|
Dass Yvonne Musik sich nach überstandenem Bänderriss bereits wieder so gut vorstellte, war nicht zu erwarten. Sie turnte am Boden sehr sauber, mit ihren bekannt schönen Längenachsendrehungen: Ihre Dreifach-Schraube war ein Traum!
Birgit Schweigert hatte für ihren Überschlag-Salto vw. gebückt mit halber Schraube (AW 9,6) 9,20 Punkte erhalten. Am Schwebebalken wirkte sie sehr überzeugend und präsentierte sicher ihre Dreierkombination Flickflack-Spreizsalto-Spreizsalto...
... leider entwickelte sich dann der Stufenbarren für sie zur wettkampfentscheidenden Katastrophe: Zweimal verließ sie unfreiwillig die Holme und fiel nach dem letzten Gerät aus führender Position auf Rang 5 zurück.
Ein großes Kompliment muss man dem Ausrichter dieses Wettkampfes machen. Hausherr Prof. Peter Brüggemann, sein Turnteam TOYOTA Köln und alle Helfer hatten aus der Halle und den begeisterten Rängen eine Super-Veranstaltung gemacht. '...das Beste, was ich in den letzten Jahren erlebt habe!', so das Urteil von Petra Nissinen.
Die Veranstaltung mit nur 13 Turnerinnen dauerte allerdings fast drei Stunden. Hier hatte man ein wenig das voraussehbare Prozedere inklusive einer längeren Pause bei der kommenden WM vorweggenommen und simuliert. Der Superstimmung in der Halle tat das keinen Abbruch.
Aus Köln berichteten Nora Schuler / Eckhard Herholz
R E S U L T A T E : 2. WM-Qualifikation, Gerätturnen, Frauen
Köln, 12. Juli 2003
1. Katja Abel (SV Preussen Berlin) 35,475
2. Lisa Brüggemann (Turnteam TOYOTA Köln) 35,050
3. Daria Bijak (TTT Köln) 34,975
4. Yvonne Musik ((TV Hoffnungsthal) 34,825
5. Birgit Schweigert (TTT Köln) 34,350
6. Nora Schuppenhauer (TuS Chemnitz-Altendorf) 33,45
>>
Detaillierte Ergebnisse
Nominierung für die Weltmeisterschaft in Anaheim (USA)
(- nach Nominierungskriterien des DTB)
Fest nominiert sind:
1. Lisa Brüggemann
2. Daria Bijak
3. Katja Abel
4. Birgit Schweigert
5. Yvonne Musik
... in die unmittelbare WM-Vorbereitung gehen:
- Janina Jeworutzki (Turngreunde Herne)
- Camilla Ermert (TV Hoffnungsthal)
- Heike Gunne (TV Niedergirmes)
HARTE BAUCHLANDUNG AM BARREN
- von Isabell Bast (KStA)
Deutschlands beste Athletinnen bieten an der Sporthochschule einen insgesamt hochklassigen Wettkampf.
Köln - Der Song des englischen Superstars Robbie Williams spiegelte das Programm der zweiten Weltmeisterschafts-Qualifikation im Damen-Kunstturnen treffend wider:
„Let me entertain you“ schallte es aus den Lautsprecherboxen der Halle 22 an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Das war ein Turn-Event, nicht einfach ein abgearbeiteter Wettkampf“, sagte Peter Brüggemann, Betreuer der deutschen Nationalmannschaft.
„Einfach erstklassig“, lautete sein Fazit am Ende des Wettkampfs. 1300 Zuschauer sorgten für eine „fantastische Stimmung“, so Brüggemann, und verfolgten in ausverkaufter Halle einen sportlich hochklassigen wie unterhaltsamen Wettkampf.
Mit Anfeuerungsrufen und anhaltendem Applaus unterstützten die Fans die besten Turnerinnen Deutschlands, die um die begehrten Tickets für die Weltmeisterschaft in Anaheim (USA / 16.-24. August) kämpften.
Im Vierkampf, geturnt nach dem WM-Modus in Kalifornien (Balken / Boden / Sprung / Barren), siegte die Deutsche Meisterin Katja Abel (Berlin / 35,455 Punkte) vor den Kölnerinnen Lisa Brüggemann (35,050) und Daria Bijak (34,975). Ihre Mannschaftskollegin vom Turnteam Toyota, Birgit Schweigert, hatte Pech und landete nach „hervorragenden Leistungen an den ersten drei Geräten“, so Trainerin Shanna Poljakowa, nur auf Rang fünf (34,350). Die Enttäuschung über den vergebenen Sieg spiegelte sich in der Mimik der 21-Jährigen wider, nachdem sie am Barren, ihrem sonstigen Paradegerät, Nerven zeigte und den Erfolg mit zwei Absteigern verfehlte. „Birgit wollte den Vierkampf gewinnen und ist stinksauer“, meinte Brüggemann hinterher. Dennoch zeigte er sich optimistisch. „Die Leistungen waren gut, die Form ist ansteigend.“
Noch klappt allerdings nicht alles hundertprozentig: So probierte Lisa Brüggemann am Barren ein neues Übungsteil und landete dabei unsanft auf dem Bauch. „Ich bin sehr zufrieden, obwohl noch Fehler passiert sind“, lautete das Urteil der Kölner Trainerin Poljakowa, die bei der WM das Deutsche Team betreut. Nominiert für die Titelkämpfe in den USA wurden bisher Abel, Brüggemann, Bijak, Schweigert und Yvonne Musik (Hoffnungsthal). Die letzten zwei Plätze werden erst in zwei Wochen bei einem Länderkampf mit Bulgarien, Frankreich und Spanien in Dresden vergeben.
Die Vorbereitungen laufen unterdessen weiter auf Hochtouren.
Zunächst steht ein Trainingslager im Leistungszentrum Kienbaum an, bevor es Ende Juli nach Salt Lake City (USA) geht, wo sich die Mannschaft auf die WM vorbereitet. Ziel bei der WM ist eine Platzierung unter den ersten zwölf Mannschaften, um sich für die Olympischen Spiele 2004 in Athen zu qualifizieren. „Das Team ist motiviert, die Chance ist da, sie muss aber genutzt werden“, erklärte Sportwart Brüggemann. Viel wird jedoch von Glück und Tagesform abhängen, da insgesamt 18 Teams für die Plätze sechs bis zwölf in Frage kommen.