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Alexander
Beresch / Ukraine ist neuer Mehrkampf Europameister |
Auch Titelverteidiger
Alexej Bondarenko wusste, dass man nicht nur bei diesen
Europameisterschaften fehlerlos turnen muss, um ganz vorne zu sei. Trotz einem starken
Eindruck, den er am Boden hinterliess - beim eineinhalbfachen Salto vorwärts in die
Bauchlage waren seine Füsse ausserhalb der Bodenmatte. Die Katastrophe für den
Titelverteidiger passierte dann allerdings am Pauschenpferd - nur 9,05 Punkte nach
kapitalem Fehler, und als er seine beiden Kovacs-Salti am Reck zu dicht an die Stange
turnte, den gestreckten Doppeltsukahara nicht stand, da waren alle seine Medaillenträume
geplatzt, und es kam für ihn nur der vierte Rang heraus.
Nemow: Ohne Mehrkampfmedaille
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Am ehesten hatte man zuvor Alexei Nemow vielleicht
den Titel zugetraut, nachdem er steten Formanstieg im Weltcup-Frühling nach
Schulteroperation nachgewiesen hatte, aber erst gelang es ihm an seinem Problemgerät
Ringe nach Felge nicht, den Handstand zu fixieren und trotz guter Reckübung (- mit 3
Kovacs-Saltovarianten und Tkatschow- gebückt/gestreckt) verstolperte auch er denselben
Abgang wie Bondarenko gründlich - Rang 5 vor dem stark turnenden Letten Igor Wichrow und
vor dem WM-Dritten Jordan Jowtschew, der seine Chancen im 5. Duchgang mit
einem Absteiger am Reck einbüsste. |
Der
noch nicht Zwanzigjährige Rumäne Marian Dragulescu aber ist der
Shootingstar der letzten Monate. Riesenbeifall fand z.B. seine 1. akrobatische Reihe am
Boden mit Doppelsaltogestreckt, direkt gefolgt von einem Salto vorwärts in die Bauchlage.
Er ist einer der veranlagtesten Mehrkämpfer aus der jüngeren Garde und nach einer
blitzsauberen Pauschenpferdübung (9,537) ging er an Bondarenko vorbei und erkämpfte mit
Bronze die allererste Mehrkampfmedaille für einen rumänischen Turner. Auch Iwan Iwankow war - wie Nemow - gut
über den Winter gekommen, überraschte er doch bereits im März beim
Weltcup einen sonst kaum zu bezwingenden Szilvester Csollany an den Ringen (Montreux) -
bewies also schon dort enorme Kraftfähigkeiten. In Bremen gelang ihm sein
Rondatsprung-Doppelschraube gut (kleiner Standhüpfer) und trotz einer starken
Barrenübung - am Ende (9,737) fehlten ihm fast 2 Zehntel am ersehnten Titelgewinn. Silber
für Iwankow!
Als grosser Schweiger ist er ohnehin bekannt: Alexander
Beresch aus der Ukraine zog eher unauffällig, aber nahezu ohne grössere
Fehler seine Bahn durch diesen EM-Sechskampf. Nach dem 5.Durchgang war er mit seiner
Bodenübung in Führung gegangen - sehr schön dort seine zweieinhalb Schraube, direkt
gefolgt vonSalto vorwärts in die Bauchlage. Nervenstärke bewies er dann am Pauschenpferd
mit wunderschönen Magyar-Wandern - erst vorwärts, dann rückwärts - herrlichen
Russenwendeschwüngen, stockte nur eine Winzigkeit bei den Scheren, aber sicherte sich mit
9,700 und dem Gesamtresultat von 57,787 den Europameistertitel. |
Ivankow-Beresch-Dragulescu
Belarus-Ukraine-Romania
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Es ist das zweite Mehrkampfgold für die
Ukraine, nach dem Erfolg von Igor Korobtschinski 1992, der ihn nun in der Bremer
Stadthalle als verantwortlicher Trainer als erster und heftig umarmte.
Für Sergej Pfeifer (Deutschland) liefen zunächst die ersten
Geräte Barren und Reck sehr gut.
Pfeifer: Starker Reckauftritt
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Dann allerdings verturnte er sich bei Salto rw.,
eineinhalb Schraube, und wie schon im Teamwettbewerb war erneut der "Gaul" sein
verflixtes Gerät: Erst touchierte er den Pferdrücken, musste Zwischenflanke einfügen
und dadurch ging die Kombination als Werteil verloren und mit dadurch reduziertem
Ausgangangswert von 9,5 bekam er am Ende nur 8,987 Punkte. An den Ringen waren
Kraftrückstände (Kopfkreuz) unübersehbar, und seinen erst im Frühjahr erstmals in
Dillingen zum Bundesliga-Auftakt gezeigten Überschlag-Doppelsalto setzte er
"fast" auf den Hosenboden,. Zuwenig, um sein Ziel unter die Top Ten zu kommen,
diesmal schon zu realisieren.
Dazu Bundestrainer Reiner Hanschke: "Ich glaube schon, bis Sydney werden wir
alles noch stabil bekommen!"
Sergej Pfeifer selbst: "In Sydney wird es dann noch heftiger sein, was die
Anspannung angeht, das weiss ich. Aber es war gut, dass ich einen solchen Wettkampf hier
bestreiten konnte. Wenn ich stabiler werden kann, ist ein Platz unter den 10 besten
Mehrkämpfern nicht unrealistisch". |
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