Norderstedt
- Am
30. November feierte das Norderstedter Kunstturnzentrum
Harksheide mit einer Turnschau in der Moorbekhalle
sein zehnjähriges Bestehen.
Auch Übungsleiterin Maxi Gnauck (39) ist seit 1993
in Norderstedt tätig. Die gebürtige Berlinerin wurde
1980 in Moskau für die DDR als Fünfzehnjährige
Olympiasiegerin am Stufenbarren und Zweite im Achtkampf.
Sie erturnte außerdem fünf Weltmeistertitel und wurde
fünfmal Europameisterin.
Maxi Gnauck sprach mit der Norderstedter Zeitung über die
Situation im Kunstturnzentrum Norderstedt und ihre
Wünsche für die Zukunft.
NORDERSTEDTER
ZEITUNG (NZ):
Maxi, wann kommt die erste Olympiasiegerin aus dem
Norderstedter Kunstturnzentrum? |
Maxi Gnauck
(1980)
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MAXI
GNAUCK: Das ist wohl nicht möglich.
NZ: Warum nicht?
MAXI GNAUCK: Dafür sind die Bedingungen hier nicht gut genug. Wir
können maximal 20 Stunden pro Woche trainieren, das reicht nicht.
Mehr ist aber nicht möglich, denn die Mädchen müssen ja auch
zur Schule gehen.
NZ: Sie sind seit zehn Jahren in
Norderstedt. Was haben Sie sich damals vorgenommen, was wurde
verwirklicht?
MAXI GNAUCK: Ich habe mir vorgenommen, leistungsorientiertes
Turnen anzubieten. Außerdem wollte ich Nachwuchswettkämpfe in
Deutschland beschicken, Teilnehmer an deutschen Meisterschaften
haben und dort mindestens im vorderen Drittel landen. Das ist mir
gelungen.
Maxi Gnauck
mit einem Norderstedter Schützling zu den Deutschen
Meisterschaften in Leipzig
|
NZ:
Was unterscheidet Norderstedt als Kunstturnzentrum von
anderen Leistungshochburgen?
MAXI GNAUCK: In Berlin gibt es ein Trainingszentrum mit
Internat. So können Schule und Sport optimal koordiniert
werden. Auch in Chemnitz, Leipzig oder Bergisch-Gladbach
wird so gearbeitet. Im Raum Köln sind zum Beispiel mehr
Sponsoren da, die Nachhilfe oder Ähnliches finanzieren,
falls ein Kind wegen des Turnens im Unterricht fehlt oder
Versäumnisse hat.
NZ:
Wie ist die finanzielle Situation in Norderstedt? Was
fehlt? |
MAXI GNAUCK: Wir
haben im Kunstturnzentrum viel in Eigenregie gebaut, so dass
unsere Trainingsbedingungen eigentlich ganz o.k. sind. Platzmäßig
stoßen wir allerdings an unsere Grenzen, wir könnten schon eine
größere Halle gebrauchen. Ein männlicher Trainer fehlt auch bei
uns.
NZ: Mit 15 Jahren wurden Sie
Olympiasiegerin. Wie hoch war damals ihr Trainingsumfang?
MAXI GNAUCK: Das zentrale Training im Leistungszentrum Kienbaum
betrug 30 bis 35 Stunden pro Woche.
NZ: Würde das heute noch reichen, um
wieder oben zu stehen?
MAXI GNAUCK: Das kann man so nicht sagen. Die deutschen
Turnerinnen stehen ja nicht mehr ganz oben. In anderen Ländern
wird aber sicher bis zu 40 Stunden pro Woche trainiert.
NZ: Warum sind deutsche Kunstturnerinnen
heute nicht mehr in der Weltspitze und warum waren DDR-Turnerinnen
so stark?
MAXI GNAUCK: In der DDR gab es ein System aus Trainern und
Funktionären, das sehr gut zusammengearbeitet hat. Alles wurde
wissenschaftlich ausgewertet und kontrolliert. Schon im
Kindergartenalter wurden Sichtungen durchgeführt, ich zum
Beispiel bin in der fünften Klasse auf die Sportschule gekommen.
Nach der Wende wurden viele Trainer entlassen. Jetzt passt das
ganze Umfeld nicht mehr. Damals wurde den Trainern viel
abgenommen, sie konnten sich voll auf die Turner konzentrieren.
Das Ziel waren Spitzenleistungen und dafür gabs das entsprechende
Mangement. Das fehlt heute.
NZ: Was ist in Norderstedt machbar, was
sind die Ziele?
MAXI GNAUCK: Ich möchte leistungsorientiertes Turnen anbieten,
aber auch Breitensport. Von den 60 Mitgliedern turnen 15 Mädchen
bis zu fünfmal in der Woche, der Rest trainiert zweimal. Ich habe
mir von vornherein keine Illusionen gemacht, hier einen
Olympiasieger zu "machen". Wer talentiert ist und weiter
nach oben will, müsste sich irgendwann wohl für ein
Sportinternat entscheiden.
NZ: Wie sieht ihre Zukunft aus?
MAXI GNAUCK: Mein Vertrag ist unbefristet, mir macht meine Arbeit
viel Spaß. Die meisten Turnerinnen sind motiviert und wollen
etwas lernen, das ist natürlich besonders schön. Auch der
soziale Aspekt ist wichtig. Die Mädchen haben eine sinnvolle
Beschäftigung.
NZ: Sind sie selber noch im Kunstturnen
aktiv oder betreiben Sie anderen Sport?
MAXI GNAUCK: Ich bin nach meinem Umzug nach Rellingen nun auf der
Suche nach einem Fitness-Studio. Aber Kunstturnen betreibe ich
nicht mehr aktiv.
(- erschienen am 21. Nov 2003 in
Norderstedt)
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