update: 22-NOV-2003

Pressespiegel: Norderstedt

Die Turnmeisterin

- Maxi Gnauck -

(- von Anne Pamperin, Hamburger Abendblatt, Ausgabe Norderstedt -)

... gelesen in:

  - Norderstedt
Zwischenbilanz:
Interview mit Olympiasiegerin Maxi Gnauck,
die seit zehn Jahren das Norderstedter Kunstturnzentrum Harksheide leitet.
- von Anne Pamperin
Norderstedt - Am 30. November feierte das Norderstedter Kunstturnzentrum Harksheide mit einer Turnschau in der Moorbekhalle sein zehnjähriges Bestehen.
Auch Übungsleiterin Maxi Gnauck (39) ist seit 1993 in Norderstedt tätig. Die gebürtige Berlinerin wurde 1980 in Moskau für die DDR als Fünfzehnjährige Olympiasiegerin am Stufenbarren und Zweite im Achtkampf. Sie erturnte außerdem fünf Weltmeistertitel und wurde fünfmal Europameisterin.
Maxi Gnauck sprach mit der Norderstedter Zeitung über die Situation im Kunstturnzentrum Norderstedt und ihre Wünsche für die Zukunft.

NORDERSTEDTER ZEITUNG (NZ):
Maxi, wann kommt die erste Olympiasiegerin aus dem Norderstedter Kunstturnzentrum?


Maxi Gnauck (1980)

MAXI GNAUCK: Das ist wohl nicht möglich.

NZ: Warum nicht?

MAXI GNAUCK: Dafür sind die Bedingungen hier nicht gut genug. Wir können maximal 20 Stunden pro Woche trainieren, das reicht nicht. Mehr ist aber nicht möglich, denn die Mädchen müssen ja auch zur Schule gehen.

NZ: Sie sind seit zehn Jahren in Norderstedt. Was haben Sie sich damals vorgenommen, was wurde verwirklicht?

MAXI GNAUCK: Ich habe mir vorgenommen, leistungsorientiertes Turnen anzubieten. Außerdem wollte ich Nachwuchswettkämpfe in Deutschland beschicken, Teilnehmer an deutschen Meisterschaften haben und dort mindestens im vorderen Drittel landen. Das ist mir gelungen.


Maxi Gnauck mit einem Norderstedter Schützling zu den Deutschen Meisterschaften in Leipzig 

NZ: Was unterscheidet Norderstedt als Kunstturnzentrum von anderen Leistungshochburgen?

MAXI GNAUCK: In Berlin gibt es ein Trainingszentrum mit Internat. So können Schule und Sport optimal koordiniert werden. Auch in Chemnitz, Leipzig oder Bergisch-Gladbach wird so gearbeitet. Im Raum Köln sind zum Beispiel mehr Sponsoren da, die Nachhilfe oder Ähnliches finanzieren, falls ein Kind wegen des Turnens im Unterricht fehlt oder Versäumnisse hat.

NZ: Wie ist die finanzielle Situation in Norderstedt? Was fehlt?

MAXI GNAUCK: Wir haben im Kunstturnzentrum viel in Eigenregie gebaut, so dass unsere Trainingsbedingungen eigentlich ganz o.k. sind. Platzmäßig stoßen wir allerdings an unsere Grenzen, wir könnten schon eine größere Halle gebrauchen. Ein männlicher Trainer fehlt auch bei uns.

NZ: Mit 15 Jahren wurden Sie Olympiasiegerin. Wie hoch war damals ihr Trainingsumfang?

MAXI GNAUCK: Das zentrale Training im Leistungszentrum Kienbaum betrug 30 bis 35 Stunden pro Woche.

NZ: Würde das heute noch reichen, um wieder oben zu stehen?

MAXI GNAUCK: Das kann man so nicht sagen. Die deutschen Turnerinnen stehen ja nicht mehr ganz oben. In anderen Ländern wird aber sicher bis zu 40 Stunden pro Woche trainiert.

NZ: Warum sind deutsche Kunstturnerinnen heute nicht mehr in der Weltspitze und warum waren DDR-Turnerinnen so stark?

MAXI GNAUCK: In der DDR gab es ein System aus Trainern und Funktionären, das sehr gut zusammengearbeitet hat. Alles wurde wissenschaftlich ausgewertet und kontrolliert. Schon im Kindergartenalter wurden Sichtungen durchgeführt, ich zum Beispiel bin in der fünften Klasse auf die Sportschule gekommen. Nach der Wende wurden viele Trainer entlassen. Jetzt passt das ganze Umfeld nicht mehr. Damals wurde den Trainern viel abgenommen, sie konnten sich voll auf die Turner konzentrieren. Das Ziel waren Spitzenleistungen und dafür gabs das entsprechende Mangement. Das fehlt heute.

NZ: Was ist in Norderstedt machbar, was sind die Ziele?

MAXI GNAUCK: Ich möchte leistungsorientiertes Turnen anbieten, aber auch Breitensport. Von den 60 Mitgliedern turnen 15 Mädchen bis zu fünfmal in der Woche, der Rest trainiert zweimal. Ich habe mir von vornherein keine Illusionen gemacht, hier einen Olympiasieger zu "machen". Wer talentiert ist und weiter nach oben will, müsste sich irgendwann wohl für ein Sportinternat entscheiden.

NZ: Wie sieht ihre Zukunft aus?

MAXI GNAUCK: Mein Vertrag ist unbefristet, mir macht meine Arbeit viel Spaß. Die meisten Turnerinnen sind motiviert und wollen etwas lernen, das ist natürlich besonders schön. Auch der soziale Aspekt ist wichtig. Die Mädchen haben eine sinnvolle Beschäftigung.

NZ: Sind sie selber noch im Kunstturnen aktiv oder betreiben Sie anderen Sport?

MAXI GNAUCK: Ich bin nach meinem Umzug nach Rellingen nun auf der Suche nach einem Fitness-Studio. Aber Kunstturnen betreibe ich nicht mehr aktiv.

(- erschienen am 21. Nov 2003 in Norderstedt)


>> Im Sommer 2000 wurde Mai Gnauck  als erste deutsche Turnerin in die
International Hall of Fame in Oklahoma /USA aufgenommen.

>> ... mehr über Maxi Gnauck: GYMmedia-Exklusiv (2000)

(gymmedia)

 
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