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Ein
Leben für das Turnen
Natürlich wusste "Klein-Hirschi" 1966 noch nicht, als
er mit dem Turnen bei Übungsleiter Wolfgang Netsch im TZ
Berlin-Adlershof anfing, dass ihn diese Sportart bis ins nächste
Jahrtausend begleiten, ja zu seinem Lebensinhalt werden sollte.
Andreas Hirsch 1976 mit 18
Jahren
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Zunächst war er 1972
eines
der Top-Spartakiade-Talente der DDR, bevor er 1974 bis 1976
dreimal zu den 12 Besten der sog. "Jugendwettkämpfe der
Freundschaft" gehörte. Dies waren die regelmäßigen
internationalen Vergleiche der damaligen sozialistischen Staaten
im Nachwuchs- und Anschlussbereich, aus denen heraus sich dann die
späteren Stars des internationalen Gerätturnens entwickelten.
Sechsmal nahm Andreas Hirsch an
DDR-Meisterschaften zwischen 1976 bis 1982 teil, war
zweimal Fünfter, einmal Sechster des Mehrkampfes und dreimal
DDR-Vizemeister an den Ringen.
Seinen ersten Länderkampf in
einem deutschen National-Mannschaftstrikot absolvierte er bereits
1976 in Modena gegen Italien, weitere Auswahlaufgaben folgten u.a.
in Wladimir gegen die Sowjetunion und gegen die Schweiz in
Cottbus.
Sein Vorbild damals war der sowjetische Wladimir Markelow,
"... weil der technisch so sauber und mit viel Phantasie
turnt". |
Dann war er der DDR-WM-Ersatz-Turner 1978
in Strasbourg, doch es folgten dann einige weniger gute
Jahre, bedingt durch Verletzungen. Viele Turniere bestritt er, so
z,B. "Moscow News" und die "Dynamo-Spartakiade" (1981), den
"Bernsteinpokal" in Riga und die "Internationalen Ungarischen
Meisterschaften" (1982).
Sowohl 1982 als auch 1983 setzte ihn der
DTV der DDR nur "außer Konkurrenz" beim "Cottbuser
Turnier der Meister" ein - hier wäre er aber regulär beachtlicher
Achter. bzw. Fünfter im Mehrkampf geworden!
Von einem Moncada-Turnier brachte er einmal eine Anregung mit, die
er dort von einem sowjetischen Nachwuchsmann sah. Als "Hirschspinne"
machte dieses Element dann mit den im Ringestütz auf die Hände
aufgelegten Füßen national Furore, wurde auch von seinem
Team-Kameraden Holger Zeig perfekt imitiert - international jedoch
glänzte damit Stojan Deltschew und bekam das Element nach der EM
in Wilnius offiziell als "Deltschew" anerkannt.
Die "Hirsch-Spinne"
1976 >>
die durch Stojan Deltschew 1977
dann weltberühmt gemacht wurde.
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Coverboy Hirschi
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Trotzdem wurde ihm mit
diesem spektakulärem Element zumindest in der DDR-Sportliteratur als
"Cover Boy" auf dem Titel eines Turnbuches des Rostocker
Sporthistorikers Wolfgang Pahncke ein kleines Denkmal gesetzt.
"Ich war eigentlich nie der kühne
Draufgänger", sagte er selbst über sich, "... sondern bei mir musste
vorher immer alles im Kopf klar sein;
Eigenschaften, die ihm dann in
seinem Trainerberuf bei seinem Berliner Erfolgsclub unter der
Mentorenschaft von Siegfried Wüstemann ab 1983 anzuwenden begann.
Mit dem Prädikat "Sehr gut" erwarb
er 1986 sein Trainer-Diplom und galt immer als ein hervorragender
Turnpädagoge im Umgang mit seinen für das Turnen zu
begeisternden Jungen. Auch sein Sohn Robert profitierte zweifellos
davon, wenn es diesem Talent auch leider durch eine unglückliche
Folge von Verletzungen nicht gelang, international "ganz
oben" anzukommen.
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Als Rainer Hanschke 1996 das Bundestraineramt von Franz Heinlein
übernahm, rückte der Berliner Trainer Andreas Hirsch ins Amt des
Bundes-Nachwuchstrainers auf.
Ihm gelang es mit seinen Schützlingen von den Junioren-
Europameisterschaften seit 1998 wieder mit der ersten
Medaille, 2000 mit zwei und im Jahre 2002 sogar mit 5
Medaillen zurückzukehren.
Der begeisterte Europäer Hirsch
hält viel vom internationalen Erfahrungsaustausch, war gefragter
Lektor, wie Lernender, bei internationalen Trainerlehrgängen der
Europäischen Turnunion UEG.
Verheiratet ist der Vater zweier Kinder auch mit einer
Ex-Turnerin, die einst beim TSC Berlin als Simone Unger
bekannt
war und auch aus einer sportlichen Familie stammt: Vater Unger
gewann mit der DDR-Fußball-Olympiaauswahl 1964 in Tokio die
Bronzemedaille.
Nach dem Rücktritt von Rainer Hanschke Ende August 2002 werde der
damals 44 Jahre alte Andreas Hirsch der seit 1950 dreizehnte deutsche
Turn-Nationaltrainer des DTB, der 17. deutsche Auswahltrainer
insgesamt, wenn man die Ämter von Albin Lätzer ( bis 1958),
Karl-Heinz Zschocke (bis 1971), Peter Weber (bis 1983) und Dieter
Hofmann (bis 1989) auf DDR-Seite mit in die gesamtdeutsche Bilanz
einbezieht.
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Als Nachwuchstrainer mit
Kollegen Nesuil
aus der Tschechischen Republik
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Sein erstes
Nahziel nach Amtsübernahme 2002 war die erfolgreichen
Olympiaqualifikation zur
WM
in Anaheim 2003 für die Olympischen Spiele 2004 in
Athen;
sein traumatischstes Erlebnis auf diesem Wege der
folgenschwere Sturz seines Schützlings Ronny Ziesmer am 12.
Juli 2004 im Olympiacamp Kienbaum. Als davon unmittelbar
Betroffener ließ ihn dieses Ereignis sowohl seine Sportart
als auch das Leben überhaupt unter völlig anderen
Prämissen sehen und werten...!!
Sein größter Triumph als Trainer
waren bisher der dritte Mannschaftsplatz zur Turn-WM
2007 und der erste Vize-Meistertitel eines deutschen Turners
im Mehrkampf durch Fabian Hambüchen, inklusive dessen Reckgold,
dessen heller Glanz nun auch zu den Olympischen Spielen in Peking
2008 angestrebt werden soll....!
Geschickt nutzt und aktiviert Hirsch dabei den reichen Erfahrungsschatz seiner Trainerkollegen
im Seniorenbereich ebenso, wie er auch das Vertrauen der ihm anvertrauten Spitzenturner
erworben hat.
(c) GYMmedia/Eckhard Herholz
2002,
aktualisiert 2008
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