Hermann WEINGÄRTNER |
Hermann WEINGÄRTNER, der deutsche Turn-Olympiasieger am Reck sowie mit der Mannschaft an Barren und Reck bei den I. Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen, wurde heute vor 150 Jahren in Frankfurt / Oder geboren.
Mit seinen drei Turn-Olympiasiegen sowie zweimal Silber (Pferd, Ringe) und der Bronzemedaille an Barren war er zugleich mit seinen 6 Medaillen hinter seinem damaligen Teamkameraden Carl Schuhmann, der zu seinen drei Turngoldmedaillen allerdings noch im Ringkampf gewann, der zweit-erfolgreichste Teilnehmer dieser Spiele.
Der damals im April 1896 31 Jahre alte Sohn des Turnlehrers und Badeanstalt-Besitzers Gustav Weingärtner arbeitete und lebte aber schon längst seit 1885 in Berlin, als er zu jener Gruppe von elf deutschen Turnern zählte, die die Reise zu den weltgrößten Sportspielen in die griechische Hauptstadt antrat.
Hermann Weingärtner, 2. an den Ringen 1896 |
Um in seinem Beruf voranzukommen, war der gelernte Kaufmann Hermann Otto WEINGÄRTNER schon im Jahre 1885 nach Berlin gegangen. Dort schloss sich der 21-Jährige der Deutschen Turnerschaft an. So war Hermann Weingärtner gut 10 Jahre später zum Zeitpunkt seiner olympischen Erfolge quasi ein Berliner.
Seinen ersten großen nationalen Erfolg erreichte er beim 8. Deutschen Turnfest 1894 in Breslau. Ein Jahr später machte er erstmals international auf sich aufmerksam, als er beim Bundesturnfest in Rom eine goldene Plakette gewann. Schließlich gehörte Hermann Weingärtner dieser ersten deutschen Turnriege an, die sich dem Verbot und der Androhung von Strafen durch den Deutschen Turner-Bund widersetzte und Deutschland bei den I. Olympischen Spielen vertrat.
Als 7 Monate später sein Bruder im November 1896 an Herzversagen starb, der auf der Insel Ziegenwerder nach dem Tode des Vaters die dortige Badeanstalt führte, kehrte Hermann Weingärtner aus Berlin zurück um den Betrieb als ältester Sohn der Familie weiterzuführen.
Ende 1919 ereilte Hermann Weingärtner ein ähnliches Schicksal wie zuvor seinem Bruder Robert: Am 22. Dezember 1919 starb auch er ganz plötzlich an einem Herzversagen (Herzschlag).
Leider verpasst heute seine Geburtsstadt Frankfurt/Oder diesen Termin, an welchem ursprünglich für diesen großen Bürger eine besondere Weingärtner-Festveranstaltung stattfinden sollte. Der Grund: Der Landessportbund zog (auch aus finanziellen Erwägungen) sein ursprüngliches Engagement zurück. Nun machte man wohl aus der Not eine Tugend und verlegt das Ganze einfach auf den 13. September, wo im Rahmen einer Funktionsgebäudeübernahme im Stadion der Freundschaft eine Ehrentafel enthüllt werden soll.
Seit 2007 würdigt die Stadt Frankfurt (Oder) herausragende Leistungen im Sport mit dem Hermann-Weingärtner-Preis. Dieser ist die höchste sportbezogene Ehrung der Stadt und in Anlehnung an die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896 mit 1.896 Euro dotiert. Gestiftet wird der Preis von der Stadtwerke Frankfurt (Oder) GmbH. Auch Frankfurts Sportpark trägt den Namen "Hermann Weingärtners".
** ... K U R I O S:
Einer Meldung im März 2010 der "Japanische Gesellschaft zur Förderung von Sport und Gesundheit" zufolge ist aus einem Museum in Tokio die olympische Medaille des deutschen Turners Hermann Weingärtner aus Frankfurt von den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen von Unbekannten gestohlen worden. Die Siegerplakette (die Graduierungen Gold/Silber/Bronze wurden erst später eingeführt) wurde aus einer unverschlossenen und nicht bewachten Vitrine entwendet. Weingärtners Familie hatte die (Reck-) Medaille 1964 dem japanischen Olympiasieger im Mehrkampf, Yukio ENDO aus Hochachtung vor dessen Sieg geschenkt. (* > Yukio Endo starb im März 2009.)
"Die Medaille ist für den Sport in Japan und in der Welt von unschätzbarem Wert", klagten vor vier Jahren die japanischen Museumsvertreter.
Bis heute ist nicht bekannt, ob die Medaille je wieder aufgetaucht ist.
(c) gymmedia
Inser Ziegenwerder |
** Ü B R I G E N S ... :
→ Die Stadt Langen im Landkreis Offenbach (Hessen) hat nach Hermann WEINGÄRTNER, vier weiteren deutschen Turnern sowie deutschen Olympiasiegern und Sportlegenden in einem Neubaugebiet Strassen benannt (* ... siehe ► GYMmedia-Meldung 31. Mai 2011 / 17. Apr 2020).
→ Auch auf der Insel Ziegenwerder, der unmittelbaren Heimat Hermann Weingärtners, ist ein Weg nach ihm benannt.
→ 1996 wurde in Atlanta der Berliner Andreas Wecker - nach Hermann Weingärtner - zweiter deutscher Reck-Olympiasieger der Geschichte.
→ Das dritte Reckgold gewann am 16. August 2016 in Rio de Janeiro Fabian Hambüchen aus Wetzlar!
♦ Im November 2019 vergab der Märkische TurnerBund (MTV) erstmals eine "Hermann Weingärtner-Medaille" an die erste deutschen Einzel-Olympiamedaillengewinnerin Birgit Michailoff-Radochla:
* siehe ► GYMmedia-News vom 19. 11. 2019