23. Oktober 2014  
Potsdam  
Gerätturnen

Trainer Werner Schenk zum 80. Geburtstag

Einst war er einer der profiliertesten und noch immer ist er einer der erfolgreichsten Kunstturntrainer der deutschen Turngeschichte: Der Potdamer Werner SCHENK feiert heute in seiner früheren Heimat im sächsischen Borna seinen 80. Geburtstag. Über drei Jahrzehnte lang, von den Anfängen Ende der fünfziger bis hin zu den Welterfolgen vieler seiner Schützlinge Ende der 80'er Jahre wirkte er als Trainer vieler Turnergeneration bei der damaligen Armeesportvereinigung "Vorwärts" , der als ASK Vorwärts Potsdam zum erfolgreichsten Männerturnklub der Welt avancierte. Vom Olympiadritten (1964; '68) Peter Weber bis zum letzten DDR-Turnweltmeister Jörg 'Little' Behrend (WM 1989, Stuttgart; Sprung-Weltmeister) war Werner Schenk an einer imponierenden Zahl von über 15 Nationalmannschaftsturnern und deren international renommierten Leistungsprofilen beteiligt, wie kaum ein anderer Trainerkollege der DDR.

Mehr noch: Dieser ASK Potsdam wurde nicht nur zu einem der erfolgreichsten Männerturnklubs der DDR (- und der Welt!), brachte also nicht nur herausragende Sportlerkarrieren hervor, sondern dort versammelten sich zuerst auch die kreativsten Köpfe dieser komplexen Turndisziplin - eben der Bedingungen wegen: Dort wurde auch die damals "modernste Turnhalle Europas" mit stationären Geräten gebaut und eingeweiht (- die leider nun bis heute (fast) so geblieben ist, und im Wesentlichen nur noch den traurigen Charme vergangener Zeiten vermittelt). Auch auf den Fortbestand des Leistungszentrums der Turner legten die Brandenburger Zeitenläufe nach den politischen Umbrüchen der Wende keinen gesteigerten Wert.
Aus dieser Potsdamer Turnschule gingen neben Spitzenathleten auch herausragende Trainerpersönlichkeiten hervor, die auch anderenorts als Initialzünder für den Aufstieg der kleinen Turn-DDR zu einem "Leistungsgiganten" im Männerturnen sorgten, die kurz vor dem Ende des politischen Systems bei den Olympischen Spielen in Seoul mit den Sowjets gar um Mannschaftsgold rangen - und dies  v o r  Japan, den USA und China...

ASK-Trainingsgruppe Werner Schenk (links außen) in den Sechzigern , mit: Werner Dölling,
Reinhard Plew, Dieter Hotz (2013 verst.), Dieter Leistenring, Günter Beier, Peter Weber,
Gerhard "Fliege" Dietrich  ( von links nach rechts)
.

Neben Werner Schenk starteten ebenfalls in diesem Potsdamer ASK z. B. Peter Weber - selbst Olympiamedaillengwinner - der zwischen 1971 bis 1983 als Auswahltrainer die DDR-Riege zu drei Olympischen Spielen führte oder auch Dieter Hofmann - der letzte DDR-Auswahlcoach, Karl-Heinz Gründer, später langjähriger Frauen-Cheftrainer bei Dynamo Berlin, Lothar Müßig, langjähriger innovativer Nachwuchs-Verbandstrainer der DDR,  Heinz Neumann, einer der profiliertesten und international anerkanntesten Methodiker und auch hochangesehener internationaler Kampfrichter oder Lutz Wiedemann, langjähriger Frauenturntrainer in Halle und noch heute noch im DTB-Lenkungsstab tätig ...!

Trainer Schenk mit Schützling Jörg Hasse, WM-Team-Bronze 1985

Aus Werner Schenks Händen kam 1983 auch Bernd Jensch, der mit seiner Sprung-Bronzemedaille in Budapest überraschte. Reinhard Rückriem - der spätere Büchner-Trainer - gehörte zu seinen Schützlingen, ebenso wie Holger Behrendt, den Reinhard Rückriem dann zum Olympiasieg 1988 an den Ringen führte.
Auch mit Mario Reichert (heute Monheim) hinterließ Werner Schenk innovative Spuren: Beide kreierten eine Weltneuheit am Barren, einen Salto zwischen den Holmen mit halber Drehung, der seither als "Reichert-Salto" Eingang in die Turnterminologie fand. Seinen Turner Ralf Quast führte er in der höchsten Phase einer gesprungenen Handstanddrehung am Reck zu einem kühnen, attraktiven Flugelement, das die Welt seither als die "Quast-Drehung" bestaunt ...!
Mit dem Ende der DDR trat auch Werner Schenk am 1. 10. 1990 in den Ruhestand, nach über drei Jahrzehnten in der ersten Reihe einer sehr aufwändigen und oft auch aufreibenden Trainertätigkeit.
Der Vater zweier Töchter und Opa dreier Enkel, der auch zu aktiven Trainerzeiten stets viel Wert auf eigene Athletik und aktive Körperpflege legte, geht noch heute regelmäßig und morgens pünktlich um acht in die Turnhalle, um sich altersgerecht fit zu halten. Stets ist er auch Gast der von den Exponenten der einstigen, bedeutenden Potsdamer Turnschule noch heute gepflegten Traditionstreffen, wo man ihn sicher auch beim nächsten bei bester Gesundheit wiedersehen wird.
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