Ralf BÜCHNER, Hannover |
Am letzten Tag des August 2017 vollendet der Wahl-Hannoveraner Ralf BÜCHNER sein 50. Lebensjahr.
Der olympische Silbermedaillengewinner von Seoul (1988) mit der DDR-Mannschaft, der nach der Wende vom ehemaligen Potsdamer Armeesportklub ASK mit Trainer Reinhard Rückriem zum TK Hannover gewechselt war, wurde drei Jahre später, 1991 in Indianapolis, in einem dramatischen Reckfinale und mit eisernen Nerven erster Turn-Weltmeister nach der Wiedervereinigung. Ein Jahr zuvor (1990), unmittelbar vor dem Tag der Deutschen Einheit, stand er in der Münchener Olympiahalle im ersten wiedervereinten Sportteam der Deutschen Einheit (- Länderkampf gegen UdSSR und USA).
In Neuruppin geboren, 1978 an die Potsdamer Kinder-und Jugendsportschule gewechselt, reifte er dort zu einem Weltklassemann, der mit der letzten DDR-Riege in Seoul 1988 olympisches Silber gewann...
Drei Ex-Potsdamer Ur-Gesteine - der Jubilar in der Mitte:
Ex-Sprung-Weltmeister Jörg BEHREND (Stuttgart 1989);
Ex-Reck-Weltmeister Ralf BÜCHNER (1991, Indianapolis
Nationalmannschaftsturner Andreas FEIGEL
1990: ... letzter DDR-Medaillengewinner... |
Seit 1987 in der Nationalauswahl
Erst ein Jahr vor seinem ersten großen Olympiaauftritt, hatte er sich bei einem spektakulären Qualifikationssieg beim damaligen "Pokal der Walzwerker" in Hettstedt, über die "etablierten Großen" der DDR - die ja damals die absolute Weltspitze verkörperten - hinweggesetzt und überraschend die Kroll und Behrendt, und Tippelt geschlagen. Als viermaliger Deutscher Meister (1987 - 1992) gehörte er neben dem Ex-Weltmeister Sylvio Kroll zu den Weltbesten auch an diesem Gerät.
Ein Jahr nach Olympia, nach einem Kreuzbandriss verpasste er drei Wochen vor den Weltmeisterschaften 1989 das Großereignis des Jahres, wo die DDR-Männerriege in Stuttgart bei ihrem letzten WM-Auftritt der Geschichte noch einmal Vize-Weltmeister wurde - hinter der UdSSR, aber vor China und Japan.
* ... hier seine olympische Barrenübung 1988 in Seoul, die zur Mannschafts-Silbermedaille der DDR-Riege beitrug:
* Youtube
Von der allerletzten DDR-Turnmedaille...
Zur Europameisterschaft 1990 in Lausanne wurde Ralf Büchner Vize-Europameister im Sprung und gewann - gemeinsam mit dem Slowenen Alois KOLMAN - mit der Bronzemedaille am Reck, das letzte Edelmetall der sich kurz danach vor der Geschichte verabschiedenden DDR ...
1991 - erster Gesamtdeutscher Reck-Weltmeister |
... zum ersten Gesamtdeutschen Weltmeister!I
In den schwierigen Nach-Wendezeiten der im Osten zusammenbrechenden Strukturen, folgten Büchner und sein langjähriger Potsdamer Trainer Reinhard Rückriem dem Angebot des Turnklubbs Hannover.
So konnte der stets anspruchsvolle Athlet ohne Abbruch sein Leistungniveau weiter ausbauen, und als zur WM der Japaner IKETANI im "Hoosher Dome" zu Indianapolis als Top-Favorit und vorletzter Turner im Reckfinale mit der Brust dramatisch auf die Stange knallte, behielt "Bummi" Büchner eiskalt die Nerven und obwohl er sich zuvor die Seitenbänder im Fuß gerissen hatte, wurde als allerletzter Turner der Finalkonkurrenz Deutschlands erster gesamtdeutscher Reckweltmeister, gemeinsam mit dem Chinesen LI, Chunyang und noch vor der Turnlegende Witali Scherbo!
"Mr. Kreuzband" - ein tragischer Titel...
WM Stuttgart 1989 verpasst, und zur WM 1991 - trotz gerissenen Seitenbändern im Fuß - knallhart weitergeturnt, durchgezogen und - Reckweltmeister geworden!
Und dann war es wieder ein Kreuzbandriss, diesmal im rechten Knie, der ihn die WM-Teilnahme 1995 und auch noch die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta verpassen ließ.
In Barcelona 1992 gehörte Ralf Büchner noch der ersten deutschen olympischen Einheitsriege an, die Rang 4 belegte. Büchner stand dabei an Pferd und Sprung als sogenannter "2. Ersatz" kurz vor Einzug in die olympischen Gerätefinals... die Pauschenkünste des EM-Dritten von Budapest waren auch in Barcelona hochklassig:
... wohin hätte diese ohnehin schon außergewöhnliche Turnerkarriere, ohne diese heftigen Verletzungseinschnitte, noch führen können ...!?
1997 hatte er sich wieder für Auswahlaufgaben der Nationalmannschaft zurückgemeldet - eigene hohe Ansprüche aber ließen ihn von einem Einsatz zur EM Abstand nehmen, was damals so gar nicht im Sinne des DTB war ...!
... war lange noch bei vielen Shows und mit eigenen Programmen aktiv! |
1999 in Cottbus zum damaligen "Grand Prix" von der internationalen Laufbahn verabschiedet stand der Deutsche Vize-Mehrkampfmeister von 1992 seit 1991 und noch bis 2003 im Bundesliga-Team des TK Hannover, mit dem er 1997 auch den Deutschen Mannschaftsmeistertitel gewann.
Der Vater einer 28-jährigen Tochter und eines 23-jährigen Sohnes war danach lange Zeit noch mit Showauftritten in sensationeller sportlicher Form und mit Partner Alfred Lefebre in attraktiven Programmen zugange...!
Natürlich nimmt der VW-Angestellte, der dort im kommenden Januar (2018) sein 25-jähriges Dienstjubiläum begeht und der seit 2 Jahren auch Opa ist, noch immer Anteil an seiner zweiten sportlichen Heimat, dem TK Hannover. Gemeinsam mit seinem langjährigen Trainer Reinhard Rückriem, mit dem er einst aus Potsdam nach Hannover gewechselt war, betreut er noch 3 Mal in der Woche die Riege der 12- 14-jährigen niedersächischen Talente im Olympiastützpunkt, "... weil es für die Struktur eines starken Turnzentrums und für das deutsche Turnen lebenswichtig ist, einen eigenen, starken Nachwuchs zu fördern und zu entwickeln!"
- E. Herholz, gymmedia