28. Februar 2014  
Chemnitz, Deutschland  
Gerätturnen

Pauline Schäfer: Weltklasseturnerin Nr. 2 aus Sachsen

Pauline Schäfer (GER)

Während Deutschlands Turnerin des Jahres 2013 - Sachsens Turnerin Nr. 1, Sophie Scheder - kurz vor ihrem ersten A-Weltcup (American Cup) am 1. März in Greensborough steht, läuft zu Hause in Chemnitz weiterhin volles Training für ihre engste Freundin und WM-Teilnehmerin Pauline SCHÄFER: "Natürlich hat Sophie alle meine beiden Daumen, und ich wünsch' ihr das Beste..!" Auch wenn beide deutschen Spitzenturnerinnen keine gebürtigen Sächsinnen sind - Scheder kommt aus Niedersachsen, Pauline aus dem Saarland - sind sie momentan die beiden Top-Leistungsträger im Team des Meisterschafts-Vierten des TuS Chemnitz-Altendorf und haben beide eben längerfristige verletzungsbedingte Trainingseinschränkungen überwunden, und blicken momentan hoffnungsvoll ins neue Wettkampfjahr 2014 ...

... WM 2014 im Visier!

Auch Pauline Schäfer besitzt bereits WM-Erfahrung und vollzog mit erst 16-Jahren, in ihrem ersten Elite-Jahr, bereits ihr Debüt im Oktober 2013 in Antwerpen, an der Seite ihrer Freundin Sophie, die dort bekanntlich den Finaleinzug am Stufenbarren schaffte: "Das war natürlich für mich eine absolut coole Erfahrung, und hat mir ganz schön viel Selbstbewusstsein und Motivation gegeben. Eingesetzt war ich zwar nur an Sprung und Boden, aber immerhin war ich an letzterem Gerät beste deutsche Turnerin (19.)."
Noch 1911 war die aus Dillingen im Saarland stammende und für den TV Pflugscheid-Hixberg startende Turnerin Deutsche Vize-Juniorenmeisterin geworden, 2012 startete die damals 15-Jährige schon bei den Junioren-Europameisterschaften und kurz danach wechselte sie nach Sachsen, zum TuS Chemnitz:
Die Bedingungen im Bundesstützpunkt in Sachsen sind einfach optimal: Eine gute Trainingsgruppe, in der man sich gegenseitig motiviert, eine neue, kleine Familie und mit Gabriele Frehse eine Trainerin, die auf sie eingeht. „Sie weiß, wie sie mich im Griff hat. Und ich weiß, wie ich sie im Griff habe“, sagt Schäfer frech und muss lachen. So war der Wechsel notwendig und passt im Grunde auch in ihren scheinbar reibungslosen Werdegang.

Denn seit ihrem Umzug ins knapp 600 Kilometer entfernte Chemnitz ist Pauline Schäfer Teil ihrer neuen, kleinen Familie, zu der auch ihre engste Freundin Sophie Scheder gehört, die ursprünglich aus Wolfsburg stammt. „Wir wohnen zusammen im Internat, gehen gemeinsam zur Schule und ins Training“, erklärt Schäfer. Und so schwer es anfangs so weit weg von ihren Eltern, ihren drei Brüdern und ihrer Schwester auch war, so glücklich scheint sie jetzt. „Es war für mich vor 1 1/2 Jahren eine große Entscheidung – meinem Sport zuliebe“, sagt sie rückblickend, „aber ich habe es keinen Moment bereut“. Noch weniger, da ihre kleine Schwester Helene seit Sommer 2013 nun ebenfalls in Chemnitz trainiert.

Momentan läuft für Pauline Übungstraining für den Höhepunkt der ersten Etappe, für den "National Team-Cup2014" Anfang März in Bühl. Inhaltlich gilt es, an die mittelfristig geplanten Inhalte bis zu den Europameisterschaften im Mai heranzuarbeiten. Dafür soll der National Team-Cup einen guten Einstieg bilden, vielleicht steht dann eine Woche danach noch der "Challenge Cup" in Cottbus auf dem Plan.
Pauline Schäfer beschreibt ihre inhaltlichen Ziele im Frühjahr des WM-Jahres (Nanning/China, Oktober 2014) so:

Am Sprung: - Den Kasamatsu mit zusätzlicher Drehung habe ich im Moment (noch) nicht wieder im Programm. Wir arbeiten am Rückwärtssprung: Jurtschenko mit ein-einhalb Drehung, mit Perspektive Doppeldrehung in der 2. Flugphase. Beim 2. Sprung bleibt es derzeit bei Überschlag - Salto vw. gestreckt mit 1/2-Drehung.

Am Barren: - Das ist nicht gerade mein stärkstes Gerät, um so mehr kommt es hier darauf an, durch solide Übungsgestaltung das Mehrkampfresultat im Auge zu behalten.

Am Balken:  ... hier ein Video eines Wettkampfes 2013 in Holland (Dutch Invitational) , kurz vor der WM in Antwerpen, wo sich Pauline letztlich für's WM-Team qualifizieren konnte:

* Youtube (650)

* ... aktuelle Arbeit am Balken: - Hier hatte ich im Dezember einen dummen, schmerzhaften Abrutscher, als ich mit meiner kanadischen Trainerin Carol Angela Borchard  am Auerbachabgang, direkt nach einem Durchschlagsprung, gearbeitet hatte. Das muss ich erst noch im Kopf verarbeiten: Deshalb sind wir jetzt auf den Doppelsalto rw. ausgewichen. Als Highlight an meinem starken Gerät soll aber der Seitwärtssalto mit 1/2-Drehung ins Programm.

* Am Boden: - Hier arbeiten wir z. Zt. intensiv am Doppelsalto gestreckt und am Doppelsalto vorwärte, natürlich auch am Ausbau der gymnastischen Sprünge und Drehungen. Nach meiner verletzungsbedingten Einschränkung - ich konnte z. B. Ende Oktober nicht am Meisterschaftsfinale in Karlsruhe teilnehmen - bin ich jetzt schon wieder auf einem guten Niveau.
Dank der Behandlung bei Dr. Lohrer in Frankfurt, durch den Münchener Physiotherapeuten Cyrus Salehi und den Bemühungen meines Trainerteams, das sich stark eingesetzt hat, habe ich meine Rückenprobleme weitestgehend überwunden und bin schmerzfrei!

Schäfer / Scheder: ... auch sonst ganz schön cool!
(c) Foto: privat

"... und wenn ich die WM im Herbst in China im Auge habe, dann natürlich auch die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro."

Nach dem Abgang langjähriger Leistungsträger, wie Lisa Katharina Hill oder Isabelle Marquard bilden nun die beiden nahezu gleichaltrigen (17) Freundinnen Pauline Schäfer und Sophie Scheder nicht nur eine sächsische Doppelspitze beim TuS Chemnitz-Altendorf, der auch national wieder in Richtung Medaillen im Meisterschaftskampf blickt, sondern es herrscht dadurch natürlich auch ein gesundes und förderliches Wettbewerbs- und Leistungsklima unter einem Hallendach, denn immerhin hat es ja schon eine der beiden geschafft, sich in die Weltspitze zu turnen, und Konkurrenz belebt bekanntlicher Weise das Geschäft - auch im Kampf um die Kaderplätze im Turn-Team Deutschland.
Und außerdem - die beiden Teenies sind auch sonst absolut coole Typen!

(c) gymmedia / -ehe-