16. August 2016  
Rio de Janeiro, BRA  
Gerätturnen

Olympische Turnwettbewerbe 2016 - Männer

Nach der ersten und wichtigsten Einzelentscheidung, dem Mehrkampf der Turner, der ganz im Zeichen der Giganten der Turnkunst Kohei UCHIMURA (JPN) und Oleg WERNJAJEW (UKR), wurde am ersten Finaltag der Männer die britische Hymne gleich zweimal gespielt, zweimal für Max WHITLOCK, der Gold am Boden und am Pauschenpferd gewann. Der Mehrkampfdritte Brite ist damit nicht nur der erste, sondern gleich Doppel-Olympiasieger seines Landes!
Mit unglaublichem Jubel feierte das Publikum dann die beiden ersten Turn-Olympiamedaillen der Brasilianer: Diego HYPOLITO auf dem Silberrang vor dem Debütanten Arthur MARIANO - hatte doch zuvor Schraubenkönig Kenzo SHIRAI (JPN) unerwartete Standunsicherheiten bei seiner superschwierigen Übung gezeigt. Der Weltmeister kam über Rang vier nicht hinaus, hinter ihm wurde - auch mit ungewöhnlichen Stabilitätsproblemen - Mehrkampfolympiasieger Kohei UCHIMURA nur Fünfter.
Erneut war es Max WHITLOCK der mit der schwierigsten Pferdübung (7.2) die gesamte Konkurrenz schlug, seinen Landsmann Louis SMITH und den Amerikaner Alexander NADDOUR auf die Medaillenränge verwies, nachdem der Mehrkampfzweite Oleg Werniajew seine Übung gleich zu Beginn verturnte.

♦♦ GERÄTEFINALS, Männer  > Gerätefinals, Frauen

 

* SONNTAG, 14. August 2016 (19.00 MESZ - 14.00 Uhr Ortszeit)

BODEN / Floor exercises >> STARTLISTE (1)


 1.  WHITLOCK, Max      (GBR)  (6.8) - 15,633
  2. HYPOLITHO, Diego  (BRA)  (6.8) - 15,533

    3. MARIANO, Arthur    (BRA)  (6.7) - 15.433 ...
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*v.li.: Diego HYPOLITO (BRA);   Max WHITLOCK (GBR);   Arthur MARIANO (BRA)
+++ -- Der Brite Max Whitlock hat seinem Land am Sonntag erstmals olympisches Gold im Kunstturnen beschert - und das gleich zweimal. Der 23-Jährige triumphierte in der Olympic Arena von Rio de Janeiro binnen zwei Stunden sowohl am Boden als auch am Pferd und holte damit sein drittes Rio-Edelmetall. Schon am Mittwoch hatte er im Mehrkampf Bronze gewonnen - als erster Brite in einem olympischen Mehrkampf. Am Boden siegte Whitlock vor den beiden Brasilianern Diego Hypolito und Neuling Arthur Mariano. Das Trio profitierte von den ungewohnt großen Fehlern der beiden japanischen Team-Olympiasieger Kenzo Shirai und Kohei Uchimura, die das Podest knapp verfehlten. Auch der Qualifikationsbeste US-Amerikaner Sam Mikulak konnte nicht an seine Vorkampfleistung anschließen und wurde nur Letzter.

* MONTAG, 15. August
RINGE / Still rings >> STARTLISTE (2)


 1. PETROUNIAS, Eleftherios (GRE)  (6.8)  = 16.000
  2. ZANETTI, Arthur                 (BRA) 
(6.8)  = 15,766
    3.ABLIAZIN, Denis                (RUS)  (6.8)  = 15,700
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  +++ - An kaum einem anderen Gerät, als den Ringen kommen in den Finals die Spezialisten zum Zuge:
Alle drei Medaillengewinner schenkten sich nichts, hatten alle den gleichen Schwierigkeitswert (6.8) - nur der griechische aktuelle Welt- und Europameister Eleftherios PETROUNIAS (Foto, rechts >) zelebrierte sie am eindrucksvollsten und holte sich bei seinen ersten Olympischen Spielen mit der höchsten Ausführungsnote (9.2) die Goldmedaille und verhinderte somit eine erfolgreiche Wiederholung des Sieges des Brasilianers Arthur ZANETTI, der doch gerade vor einheimischer Kulisse seinen Triumph von London gern wiederholt hätte.
Der Chinese YOU, Hao bot mit 7.0 zwar die höchste Schwierigkeit an, konnte mit nur 8.700 Punkten in der Ausführung nichts daraus machen, wurde Sechster.


.

* DIENSTAG, 16. August  (- ab 19 Uhr MESZ)
BARREN / Parallel bars   >> STARTLISTE (3)


 1. VERNIAIEV, Oleg  (UKR)  (7.1) = 16.000
  2. LEYVA, Danell  (USA)  (6.9) = 15,900

    3. BELYAVSKI, David  (RUS)  (6.9) = 15,783..
            > detaillierte Resultate


 → Hier traf Danell LEYVA das "Lospech" des ersten Starters: Nichtsdestotrotz legte der frühere Cubaner, der in den USA lebt und dort von seinem Stiefvater trainiert wird gleich richtig los., viele lange Schwünge und am Ende ein perfekter Doppelsalto gehockt in den sicheren Stan: Das ergab 3 Zehntelpunkte mehr als in der Qualifikation und erstmal eine beeindruckende Führung ((6.9).
Beeindruckend auch die technische Qualität und Ausführung des Rumänen MUNTEANU, der aber inhaltlich zu wenig (6.6) anzubieten hatte. Alle erwartet den Holenangriff der Chinesen:
DENG, Shudi mit einer ganzen Serie von Salti - Dimitrenko, Tananka, Morisue, Belle - aber trotz +0,3 höherem Schwierigkeitsindex (7.2) blieb er in der Ausführung um -0,5 Punkte zurück. und sein Landsmann und aktueller Weltmeister YOU, Hao packte alles rein was er konnte: 7.4 höchste Schwierigkeit, aber beim Doppelsalto rw. gebückt überdrehte er und musste eine Rolle rw. auf der Matte dran hängen..
 Russlands Europameister Davin BELJAWSKI setzte sich dann mit (6.9) und Endwert hinter Leyva und alle warteten gespannt auf den Ukrainer Oleg WERNJAJEW:
Der Barrenweltmeister von Nanning (2014) und Vize von Glasgow (2015) bot 7.1 an, und als er seinen schwierigen Abgang, Doppelsalto vw. gehockt mit 1/2 Schraube traumhaft sicher stand, war klar: Endlich das ersehnte Gold auch für diesen europäischen Ausnahmeathleten war realisiert, denn der junge Cubaner Manrique  Larduet brach danach bei einer Felge-1/2-Drehung ein und Japans WM-Dritter Ryohei Kato überstach selbige in seiner Übung, ergo: Überraschend  k e i n  hochgelobter asiatischer Holmenkünstler auf dem Barren-Medaillenpodium in Rio!.

 

* MITTWOCH, 10. August 2016 (16.00 - 18.55 Ortszeit)

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!! Das große olympische Goldduell Asien vs. Europa ...
Am zweiten Finaltag der Turner gewann der Olympiasieger von 2012 im Mehrkampf, Kohei UCHIMURA in einem dramatischen Finale den Zweikampf der Giganten, gegen den Ukrainer Oleg WERNJAJEW, der noch bis zum vorletzten Gerät geführt hatte! Noch nie hat es einen solchen hochkarätigen Zweikampf um Gold gegeben, bei dem beide Kontrahenten über 92 Punkte turnten (92,365 : 92,266).
Bronze ging an den Briten Max WHITLOCK, der mit 90,640 sowohl dem Russen David BELJAWSKI (90,498) als auch dem Chinesen LIN, Chaopan (90,230) das Medaillenpodest verwehrte. Damit wurde der historisch erste britische Turnweltmeister (2015: Gold am Pferd) auch erster britischer Turner, der eine olympische Mehrkampfmedaille gewann!
Der 6-malige Mehrkampfweltmeister (- seit 2009 in Folge) Kohei UCIMURA ist somit nach Viktor Tschukarin (1952 Helsinki und 1956 Melbourne) und nach Sawao Kao (JPN; 1968 Mexiko-City und 1972 München) erst der dritte Kunstturner der Olympiageschichte, der einen Mehrkampferfolg wiederholen konnte!

Es war ein Kampf auf Augenhöhe zwischen dem sechsmaligen Mehrkampfweltmeister und Olympiasieger von London (2012) Kohei UCHIMURA (JPN) und dem Herausforderer Oleg WERNJAJEW (UKR), ein echter Kampf der Giganten der Turnkunst auf einem bisher noch nie dagewesenen Niveau!
Obwohl nach der anfänglichen Führung des begnadeten All-rounders Uchimura durch die beste Bodenübung der Konkurrenz (15,766) alles für den Japaner lief, leistete er sich an Pferd und Ringen zwei "schwächere 14'er-Wertungen" (14.900; 14,733), was sein Gegner sofort zur Führung ausnutzte: Wernjajew erhielt dort 15,533 und 15,300 - Uchimura lag da nach der Hälfte der Geräte sogar auf Rang 3, denn auch der Brite Max WHITLOCK hatte sich noch dazwischen gedrängt. Mit einer senstionellen Pauschenpferdübung (15,875) gehörte er schon ab dem 2. Gerät mit zu den Medaillenanwärtern - zumindest auf Bronze, was er letztlich als erster Brite in der Geschichte realisierte!.

* von links:  Oleg WERNJAJEW (UKR), Kohei UCHMURA (JPN), Max WHITLOCK (GBR)

Um Edelmetall bewarben sich aber noch weitere Top-Athleten:
* Russlands David Beljawski, zum Beispiel, der Fünfte von London 2012, schwächelte allerdings mit 14'er-Wertungen an Pferd und Ringen ein wenig, kämpfte sich aber mit der drittbesten Barrenübung (15,933) schlussendlich wieder auf den vierten Rang nach vorn (90,498).
* Chinas bester Turner war heute LIN Chaopan aus dem dem enttäuschten Bronzeteam auf Rang 5, dahinter sein Landsmann DENG, Shudi, der hinter der Tageshöchstwertung am Barren von Oleg Wernjajew (15,966) mit zweitbestem Wert als sechster Turner der Konkurrenz die 90-Punkte-Schallmauer durchbrach. Das hatte es bisher auch noch nicht gegeben!

* Beeindruckend, wie abgeklärt und konzentriert dann "King Kohei" im letzten Durchgang das Podium in Richtung Reck betrat, lag er doch rechnerisch um beträchtliche -0,891 Punkte hinter dem Ukrainer zurück. Mit Sicherheit hatte er diese mathematischen Fakten nicht im Kopf...! Als ruhe er förmlich in sich, peitschte der aktuelle Reckweltmeister seinen Körper in eine Weltklasseübung hinein, die alle Liebhaber des modernen Turnens ins Schwärmen brachte, solch' technische Bestlösungen bot er bei allen Elementen an, lehrfilmhafte Abläufe bis hin zum Superstand nach seinem Doppelsalto gestreckt mit Doppelschraube. Die Halle jubelte, doch lange wusste niemand, wie 's ausgehen wird...:
Beflügelt durch die Tageshöchtwertung am Barren von 16,100 Punkten, hatte Oleg Wernjajew die Führung eben noch einmal ausgebaut. Er musste als letzter Turner der Konkurrenz am Reck mindestens 14,900 Punkte turnen (- im Vorkampf waren es nur 14,300!) ... leistete sich dann beim Markelow eine kleine Instabiliät und stand auch seinen Abgang nicht sicher ... auch das Reckkampfgericht war eines der strengsten in der Halle, hatte bislang nur 7x Wertungen über 15 vergeben und: ... zog tatsächlich eine 14,800 ..:
Mit minus 99-Tausendstel-Punkten Rückstand verwandelte sich das erhoffte Gold für den Ukrainer in Silber. Das Zepter der Regentschaft des Turnkönigs, der seinen Thron seit 1999 als Weltmeister bisher weitere 5 Mal bestiegen hatte, bleibt damit weiter bei Kohei UCHIMURA in Asien, der stolz mit der japanischen Flagge seine Siegerrunde drehte.  Auch wenn man als Betrachter geneigt ist, den fantastischen Ukrainer zu bedauern:
Wernjajew ist keinen Deut schlechter als Uchimura. Den Unterschied von -0,099 Punkten sind nur die Spitzfindigkeiten des Punktsystems. Das sollte man einfach vergessen und das 90'er-Sextett als die bewundernswerten Vertreter der modernen Kunstturnens gehörig feiern und würdigen.
Nicht so die "gefrusteten Chinesen": Deren Medien versuchten sofort in "analytischer Form" zu beweisen, dass die Kampfgerichte Uchimura um mindestens +0,6 Punkte zu gut bewertet hatten ...!

* Beide Schweizer Finalisten verpassten vielleicht sogar die große Chance, sich unter die Top Ten zu bringen: Eddy Yusof wurde mit 87,732 Zwölfter und verbesserte sich gegenüber dem Vorkampf  um über 2,5 Punkte und um 11 Plätze und landete, mit Reserven, auf Rang 12. Pablo Brägger kam mit 87,373 Punkten auf Rang 16. Solche Platzierungen hatten Schweizer Turner in diesem Jahrtausend noch nicht wieder erreicht.

* Die Zeiten starker deutscher Mehrkämpfer scheinen vorbei zu sein: Der Silbermedaillengewinner von London, Marcel Nguyen, landete auf Rang 19, und erklärte den heutigen Auftritt gar zu "seinem letzten internationalen Mehrkampf" (86,031) und auch Andreas Bretschneider auf Platz 20 (84.965)  (" ... eigentlich gehöre ich doch gar nicht hierher") konnte nicht an "alte", vergangene Zeiten anschließen, als die Hambüchen, Boy & Co. noch ihre All-rounder-Duftmarken auf und dicht an internationalen Medaillenpodest hinterließen.
(* siehe auch  unsere GYMmedia Statistik: Champions All)
Für Spannung sorgte jedoch der Chemnitzer Andreas Bretschneider, als er am Reck seinen dritten olympischen Versuch startete, seinen Bretschneider-Salto noch um eine Stufe schwieriger und damit als Weltneuheit zu zelebrieren: den Kovacs-Salto mit Doppelschraube statt gehockt (I), jetzt mit gestreckter Ausführung (II) zu zeigen: Fast gelang es, doch leider verpasste er mit der linken Hand knapp die Stange ... es wäre sonst nicht nur das schwierigste Turnelemnt der Welt geworden, für das man hätte die neue Schwierigkeitskategorie der "I"-Elemente eröffnen müssen. Sicher wird man von diesem "Bretschneider" künftig noch hören, denn dieser Mann gibt einfach nicht auf ...!
Da fehlte der Deutsche Mehrkampfmeister Andreas Toba schon heftig, der zumindest heute Mittelfeld-Ambitionen hätte geltend machen können.
Man sucht in Deutschland nun verzweifelt nach einer neuen, jungen Leistungsgeneration ...!
Insgesamt war dies ein hochkarätiges Mehkampffinale, das im Medaillenkampf keine Verlierer sah und als eines der hochkarätigsten in die Geschichte eingehen wird.
(c) gymmedia / -ehe-


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