06. Januar 2012  
Hannover  
Gerätturnen

Niedersachsens Erstbundesligist gibt auf: Rückzug aus der 1. Kunstturnliga

Erste Anzeichen gab es schon eher, jetzt ist es traurige Gewissheit:
Das "Niedersächsische Turn-Team" (NTT) zieht seine Bundesligamannschaft aus dem Turn-Oberhaus zurück. Nach dem Ausstieg mehrere wesentlicher Sponsoren - kurioser Weise auch des größten deutschen Landesturnverbandes, des NTB, selbst - " ... sieht das Präsidium des NTT keine Möglichkeit mehr, die Mannschaft zu finanzieren und hat sie damit für die 1. Bundesliga bei der Deutschen Turn-Liga (DTL) für die kommende Saison"  im Olympiajahr 2012 abgemeldet, heißt es in einer NTT-Pressemeldung.

* >> NTT-Pressemitteilung vom 12.01. 2012

Erste NTT-Verluste waren Andreas Bretschneider, dann Robert Weber und nun der 'Lotto'-Sponsor ...

Kratochwille, der selbst am längsten von Anfang an mit allen Höhen und Tiefen des hannoveraner Spitzenkunstturnens des früheren Turnklubbs Hannover verbunden ist, hatte sich nach seinem beruflichen Ausstieg als Spitzenfunktionär des Landessportbundes Niedersachsens, noch einmal so richtig ins Zeug gelegt.

Mit der Gründung des NTT am 26. April 2003 wollten man mit dem TSV Ehmen, dem MTV Celle und dem TK Hannover eine Konzentration des kunstturnerischen Wettkampfturnens schaffen, die sowohl für die Spitze als auch den Nachwuchs neue Möglichkeiten schaffen sollte.
"Letztlich ist das nun eine ziemliche Katastrophe für das Kunstturnen in Hannover und unvermeidbar", so der jetzige NTT-Präsident und Ex-Ringe-Weltmeister von 1989, Andreas Aguilar, der das Blatt nach Rudi Kratochwille in diesem Amte noch einmal seit Mai 2010 wenden wollte,
Das bestätigte auch Wilfried Baxmann als NTB-Finanzer - nach eigener Aussage kein Turn-Experte, sondern Ex-Handballer - muss aber trotzdem eingestehen, dass ein Finanzierungsbedarf beim Niedersächsischen Turn-Team (NTT) eher zu den "freiwilligen Ausgaben" gehöre: " ... es gibt Dinge, die ich als Verantwortlicher und als Verband für wichtiger halte!"

Makaber nur, dass ein solcher Problem(aus)fall gerade im Bereich des größten Landesturnverbandes mit über 2.800 Vereinen und 755.000 Mitgliedern, solch eine erschreckend negative Beispielwirkung in der deutschen Spitzensportlandschaft erhält und extrem demotivierend wirken kann, nicht nur beim eigenen, doch "so wichtigen" Nachwuchs!
Sicher wird Olympiahoffnung Andreas Toba auf dem Weg nach London weiter unterstützt. Sicher auch wird es nun von anderen Seiten Angebote für ihn geben.
Gleiches wird man wohl vom zweiten NTT-Leistungsträger Max Wittenberg-Voges nicht sagen können. Nach seinem zweiten Kreuzbandriss bei den Deutschen Meisterschaften 2011 (Barren) in Göppingen ist ohnehin seine weitere Sportkarriere ungewiss.
Schade nur, dass ein solcher Traditionsverein einer deutschen Kernsportart so wenig Unterstützung - nicht mal von seinem zuständigen Fachverband - in seiner Region erhält, und das in einer momentanen Hoch-Zeit des deutschen Kunstturnens.
Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, trotzdem weiterhin genügend eigene Talente zu suchen, zu finden und wieder mit Anspruch auf Spitzenleistungen vorzubereiten.
Man wird in der 1. Bundesliga die Niedersachsen zunächst schwer vermissen!
(c) GYMmedia INTERNATIONAL / -ehe-