Manuela DIETZ, Jahnmuseum Freyburg/Unstr. |
Im Umfeld der Ereignisse beim 96. Jahnturnfest 2018, der Jahresmitgliederversammlung der Friedrich Ludwig Jahngesellschaft sowie des 2022 bevorstehenden 100. Jubiläums eines der außergewöhnlichsten Turnfeste Europas und auch der Geschichte der Körperkultur und des Sports, wurden erfreuliche und außergewöhnliche Maßnahmen und Besschlüsse gefasst: Hatte man soeben den nahegelegenen Naumburger Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, so soll nun durch einen imposanten Erweiterungsbau auch das wahrhaft in die Jahre gekommenen ehemalige Wohnhaus des Begründers des Turnens, Friedrich Ludwig Jahn, das als Museum genutzt wird, saniert und zu einem weiteren touristischen und musealen Kleinod in der Saale-Unstrut-Region ausgebaut werden, die durch ihre malerischen Weinhänge und Flusstäler, jahrhundertealte Steilterrassen und historischen Gutshöfe ohnehin schon ein idyllische Kulturlandschaft ist.
* Dazu führte GYMmedia INTERNATIONAL mit der Leiterin des Friedrich Ludwig Jahn-Museums, Manuela DIETZ, das folgende Interview ...:
Im Hintergrund: Das Wohnhaus des Turnvaters Jahn als heutiges Jahnmuseum.
♦ INTERVIEW mit Manuela DIETZ
- Leiterin Friedrich Ludwig Jahn-Museum, Freyburg/Unstr.
Die Sanierung der Jahngedenkstätten wurde beschlossen! Was bedeutet das im Einzelnen?
Manuela DIETZ--: Im Gemeinderat und Kreistag wurden die notwendigen Beschlüsse gefasst. Der Burgenlandkreis stellt 400.000 Euro als Eigenmittel zur Verfügung, mit denen Landes- und Bundesmittel i.H. v. 4 Millionen generiert werden sollen. Bis 2022 soll das Jahn-Museum saniert und um einen Funktionsbau erweitert werden. Flächen zur Erweiterung wurden durch die Stadt Freyburg erworben bzw. die Erwerbung ist in Erwartung. Die Stadt Freyburg - als Eigentümer der Liegenschaft - ist der Bauherr und Fördermittelempfänger. Die Jahn-Gesellschaft unterstützt alle Vorhaben nach Kräften und zeichnet, gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Beirat- für die Konzeption und Neugestaltung der ständigen Ausstellung verantwortlich. Die dafür notwendigen Fördermittel wird die Jahn-Gesellschaft - als Träger des Museums und Nutzer der Liegenschaften- beantragen.
Welchen Umfang finanzieller Art hat das insgesamt … ?
M. DIETZ--: Derzeit wird für den Bau mit 4 Millionen Euro geplant (Fördermittel aus Ministerium für Wirtschaft) . Die Sonderausstellung wird schätzungsweise 400.000 Euro kosten (Fördermittel aus dem Ministerium für Kultur). Unterstützt wird das Vorhaben vom Ministerium für Inneres und Sport. Derzeit bemüht man sich um weitere Förder- und Drittmittel
. In welchem Zeitrahmen findet das statt …!
M. DIETZ--: Denkmaltechnische Voruntersuchungen, bauhistorische Forschung und Architekturwettbewerb sind bereits abgeschlossen. 2018 erfolgen Anpassung und Feinplanung mit Architekten und TGA-Planern. In 2019 sollen die Entwurfsplanung der Gebäude abgeschlossen und der Projektantrag beim Ministerium für Wirtschaft eingereicht werden. Die Baugenehmigung soll ebenfalls in 2019 vorliegen. Die Baumaßnahmen sollen rund 2 Jahre dauern (vermutlich 2020 und '21). Derzeit muss das Bauvorhaben noch mit der Sanierung der Schlossstraße abgestimmt werden, welche im Vorfeld oder im Nachgang zum Bauvorhaben ebenso saniert werden soll. Soweit der Stand der Planung vom 20. 08. 2018.
Eben wurde ein Architektur-Wettbewerb abgeschlossen. Was war der Auftrag – und wie wurde entschieden?
M. DIETZ--: Der Aufgabe war sehr schwierig. Die Architekten sollten einen Entwurf für die Sanierung des Bestandsbaus und die Neugestaltung eines Erweiterungsbaus (Funktionsbaus) liefern. Dabei gab es ein ganzes Bündel an Anforderungen und zu bedenkenden Problemen. Beachtet werden mussten denkmalschützerische Vorgaben (Bestandsbau soll als Solitär erhalten bleiben, Neubau soll sich optisch deutlich von Altbaubestand absetzen, die historischen Wegeführungen müssen erhalten und zugänglich bleiben, Sichtbeziehungen, Vorgaben zu Materialien etc.), Vorgaben durch DIN-Norm Barrierefreiheit, Versammlungsstättenverordnung, Brandschutz, Arbeitsstättenverordnung und natürlich gab es Empfehlungen für ein Raumprogramm, welches später einen prof. Museumsbetrieb, sowie eine nachhaltige Bewirtschaftung und personalarmen Betrieb berücksichtigt. Entschieden wurde durch eine 7-köpfige Jury - aufgeteilt in eine Fachjury (4 Stimmen) und eine Sachjury (3 Stimmen)- bestehend aus Architekten, Landschaftsarchitekten, Vertretern des Bauherren (Stadt/ Verbandsgemeinde), Vertretern der Denkmalschützbehörde und Nutzern (Jahn-Gesellschaft). Hinzu kamen mehrere Sachberater, Museumsfachleute ...
♦ ENTWURF des Siegerprojektes von "Henchion + Reuter":
Erweiterungsbau hinter dem Altbestand des Jahnmuseums (rechts)
(* ... siehe auch ► Jahngesellschaft vor großen Herausforderungen)
Freyburg liegt per Luftlinie nur 10 km vom Weltkulturerbe „Naumburger Dom“ entfernt. Sicher beinhalten die Planungen / Konzepte auch touristische Absichten?
M. DIETZ--: Die Mittel für den Neubau werden ausgereicht, um Kulturgut touristisch zu erschließen. Die Einbindung in touristische Konzepte z.B. beim Saale-Unstrut-Tourismus ist natürlichvorgesehen.
Ein Jubiläum steht bevor, das 100. Jahnturnfest! Was soll bis dahin realisiert und umgesetzt sein?
Manuela DIETZ--: Die Sanierung und Erweiterung des Museums, ebenso wie die Umsetzung der neuen Dauerausstellung. Zudem soll zum 100. Jahnturnfest eine Publikation zur Geschichte des Turnfestes erscheinen. Weitere Projekte durch den Landesturnverband befinden sich in Planung (Kinderturnfest, Festschrift, Jubiläumsshow).
Gymmedia wünscht für diese ehrgeizigen Pläne gutes Gelingen.
(c) E. Herholz für GYMmedia INTERNATIONAL
* Lesen Sie dazu auch: ► Jahnstätten in Freyburg/Unstr. werden saniert