Helmut Wetzel |
Am 6. Juni 2019 verstarb in der GYMcity Cottbus ein von seiner Sportart Gerätturnen beseelter Macher:
<< Helmut WETZEL, ehemaliger Sportlehrer an der Brandenburgischen Technischen Universität, der einst Mitte der siebziger Jahre, u.a. mit seinem ehemaligen Mitstreiter Günter Scheffler, die besondere Tradition des Cottbuser "Turnmemorials" ins Leben gerufen hatte, einer Wettkampfform, die sich insbesondere jener Freunde des Turnsports widmete, die aus der großen Turnfamilie gegangen waren, ihr aber bis zuletzt als deren aktive Vertreter angehörten. Das ehrenvolle Gedenken an den in den sechziger Jahren verstorbenen Präsidenten des DTV der DDR war einst (1975) der Initialfunke für die Macher. Daraus entstand in Folge eine lebendige Wettkampfform der jung-gebliebenen aktiven deutschen Seniorenturner, die jährlich ihrer verstorbenen, oft jahrzehntelangen Begleiter, im sportlichen und Wettkampfalltag gedachten, indem sie ihnen zu Ehren zusammenkamen, um als Hinterbliebene im turnerischen Wettstreit das Leben aktiv weiter zu gestalten - ganz im Sinne der Verstorbenen. Nun werden die Cottbuser Organisatoren am 02. November 2019 mit ihrem XXXIV. Cottbuser Turnmemorial seines Mitbegründers, Helmut WETZEL, gedenken ...
Jahnturnfest 2011: Helmut Wetzels letzter Podestplatz (3.) als aktiver Senior bei seinem Lieblingswettkampf in der Jahnstadt Freyburg.
Helmut WETZEL hat als Hochschulsportlehrer an der BTU seiner Heimatstadt Generationen von Studenten ausgebildet und viele mit großem Geschick auch für das nicht immer heiß geliebte Turnen an den Geräten begeistern können. Dies gelang ihm auf seine individuelle, menschliche Art der Realisation des Machbaren auch bei figürlich und staturmäßig sogar bei für Turnen eher weniger geeigneten Personen: Seine eigene Begeisterung konnte der Sportpädagoge Helmut eben besonders gut auf andere übertragen!
Als langjähriger Turner und Übungsleiter bereicherte er vor allem das Leben seines traditionsreichen Vereins, des TV Cottbus 1861 mit Ideen und Engagement, was z. B. auch das als Hinterland für das Leistungszentrum des SC Cottbus Turnen e.V. von großer Bedeutung war und dessen Mitglieder zur Schar der engagierten Organisatoren eines in der Welt einzigartigen traditionellen Spitzensport-Turnieres gehören, dem "Internationalen Turnier der Meister", schon seit langem im Range eines Weltcup-Turniers.
Es war im Jahre 2012, als Helmut Wetzel angesprochen wurde, die als Ehrengast zum Turnier der Meister eingeladene 11-malige Deutsche Serien-Seniorenmeisterin, Johanna Quaas, zum Schauturnen bei einem Gerätewechsel der Cracks zu überreden. Und nur, weil dabei Helmut selbst auch am Barren turnte, ließ sich die damals 86-jährige Seniorensportlerin aus Halle dazu überreden. In Folge wurde sie durch die Videos ihrer erstaunlichen Übungen weltweit bekannt (- inzwischen weit über 30 Millionen Youtube-Klicks!!) - aber ihr eigentlicher Entdecker war Helmut Wetzel, der damals als 68-jähriger Seniorenturner mit Johanna auch noch selbst in der Lausitz Arena an die Geräte ging ...:
Das Urgestein des TV Cottbus 1861 war bis ins letzte Jahrzehnt seines Lebens auch selbst als Wettkampfturner sportlich aktiv. Schon vor 40 Jahren errang er im legendären Lausitzer Quartett zusammen mit Werner Hanke, Dr. Günter Scheffler und Hans-Jürgen Nitzschke damals als Team den FdGB-Pokal und in dieser Besetzung 2011 sogar den Deutschen-Meistertitel bei den Senioren, und das sogar gegen schärfste Leipziger Konkurrenten, deren Quartett mit dem Leipziger Olympiasieger Klaus Köste angetreten war...!
Sein Sohn André Wetzel gehörte zur Jahrtausendwende zu den herausragenden Turnern des Deutschen Meisterclubs SC Cottbus, war Deutscher Mannschaftsmeister, Deutscher Hochschulmeister und selbst noch mit 30 Jahren an den Ringen eine absolute Bank im Erst-Bundesligageschehen für seinen Club aktiv ...
Bis ins 7. Lebensjahrzehnt blieb Helmut WETZEL aber auch selbst aktiv.
Ob beim Jahn-Gedenkturnen in Freyburg, bei der Internationalen Seniorengala in Markkleeberg oder bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften. Als Kampfrichter brachte er es bis zur Qualifikation eines Internationalen Kampfrichters. In seinem Kampfrichterbuch stehen mittlerweile nahezu 500 Kampfrichtereinsätze, viele davon auch in der 1. Deutschen Kunstturn-Bundesliga für den SC Cottbus!
Er ist Mitbegründer und Mitorganisator des 1975 ins Leben gerufenen Cottbuser Turnermemorials, eines einzigartigen Wettkampfes zu Ehren verdienstvoller Turner, Kampfrichter und Turnfunktionäre mit einem besonderen liebenswerten und familiärem Modus, in welchem auch seit 2013 die Vergabe eines "Klaus Köste-Ehrenpokals" integriert ist, der jährlich für jene(n) Wettkampfturner(In) verliehen wird, der oder die einen persönlich schmerzhaften gesundheitlichen Lebenstiefpunkt überwunden hat und in aktiver Lebensgestaltung ins sportliche Leben zurückgekehrt ist. (* ... siehe ► 33. Cottbuser Turnmemorial 2018).
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Dann, vor 6, 7 Jahren schlich sich bei ihm selbst eine bösartige Krankheit in das Leben dieses so dynamischen Mannes, verdammte ihn zusehens zur Inaktivität, gegen die er sich lange stemmte: Selbst schon im Rollstuhl war er noch 2017 bei seinem Wettkampf als Gast präsent ...:
Der Meißener Herbert Findeisen (re.) umarmt beim >> 32. Cottbuser Memorial 2017
Helmut Wetzel im Rollstuhl ...
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... der sogar im Vorjahr (2018) noch einmal seinen geliebten Jahnwettkampf 2018 in Freyburg besuchen konnte!
Noch am Tag vor seinem Tod in der letzten Woche stemmte er sich mit einer speziellen Rückenschule gegen das unaufhaltsame Fortschreiten seines bösartigen körperlich Leidens ...
Nun wird man bei seinem von ihm begründeten XXXIV. Cottbuser Turnermemorial am 2. November 2019 in der Gymcity seiner in Ehren selbst gedenken.
Helmut WETZEL hinterlässt nicht nur dort eine schmerzhafte und kaum zu schließende Lücke ...!
(c) gymmedia / Eckhard HERHOLZ