Mikolaj KUBICA (POL) |
Aus Kreisen seiner Familie erfuhren wir, dass gestern, am 19 Juli 2020, der mittlere der drei polnischen Turnbrüder, Mikolaj KUBICA, in seinem polnischen Heimatort Radlin verstorben ist. Gemeinsam mit seinem ebenfalls bereits verstorbenen jüngeren Bruder Sylwester sowie mit dem ältesten Wilhelm KUBICA bildeten die drei in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts bei den internationalen Großereignissen als legendäres Trio oft die halbe polnische Nationalmannschaft. So starteten Mikolaj und Wilhelm 1964 (Tokio), 1968 (Mexiko-Stadt) und 1972 (München) bei drei Olympischen Spielen. Youngster Sylwester ergänzte 1968 und 1972 das olympische Familientrio, das in München zwischen der DDR-Riege auf Platz 3 und der BRD-Mannschaft auf Rang 5 als Vierte die bislang beste polnische Olympiaplatzierung errang ...:
Das polnische Kubica-Six-Pack-Trio der 60'er Jahre
(*von li.): Mikolaj, Sylwester und Wilhelm
Mikolaj Kubica, 1969 zur EM in Warschau |
Mikolaj KUBICA (*geb. 27. 10. 1945), der mittlere der drei turnenden Brüder, nahm zwischen 1965 und 1973 an insgesamt 4 Europameisterschaften teil:
→ 1965 in Antwerpen turnte er sich im Mehrkampf auf Anhieb unter die kontinentalen Top-Ten und belegte mit Erwin Koppe (DDR) den 8. Platz im Mehrkampf.
→ 1967 turnte er sich gar auf Rang 5 vor und holte sich hinter den beiden Sowjets Michail Woronin und Viktor Lissitzki an den Ringen Bronze, ebenso am Boden hinter Lasse Lainen (FIN) und Franco Menichelli (ITA).
→ 1969, bei den VIII. Europameisterschaften im heimatlichen Warschau gelang Mikolaj im Mehrkampf gar der Spung auf's Treppchen: Bronze hinter den sowjetischen Giganten Michail Woronin und Viktor Klimenko - noch vor Miroslav Cerar (YUG) und Mikolaj's jüngeren Bruder Sylwester (5.) und vor Wilhelm (6.), der allerdings mit Cerar den Pauschenpferdtitel gewann - da stand Turnpolen vor Freude Kopf: der erste EM-Titel für Polens Turner!
→ 1973 in Grenoble gab es noch einmal einen 7. Mehrkampfplatz für den zuverlässigen Allrounder, wobei sich als polnische Wachablösung schon die Karriere des Andrzej Szajna (6.) abzeichnete ...
Insbesondere Mikolaj KUBICA und seine Familie entwickelten nach den Olympischen Spielen 1972 in München zu deutschen Turnfreunden enge freunschaftliche Beziehungen und es kam im Zeitverlaufe zu zahlreichen gegenseitigen Besuchen und familiären Kontakten, bei denen viele internationale Turnfreunde langjährige und herzliche Beziehungen entwickelten:
Prominenz, bei einem Turnfamilientreffen in Ingelheim:
Mikolaj Kubica und Viktor Klimenko (hintere Reihe 1./2. von rechts);
Miroslav Cerar (hinten; 3.v.li.); vorn, Mitte, hinter der Turnerfahne: Walter Freivogel + Turnlegende Boris Schachlin, rechts dahinter: Olympiasiegerin Larissa Klimenko-Petrik.
(C) Foto: Weiskopf (privat)
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Nach ihren Turnkarrieren und bis zuletzt hatten Mikolaj und seine Kubica-Brüder wenig mit ihrer früheren turnerischen Leidenschaft zu tun. Mikolaj arbeitete lange Jahre als Taxifahrer in seiner Heimatstadt Rybnik, später war er in der international erfolgreichen Firma seines Sohnes beschäftigt.
Wenn auch in heutigen medialen Zeiten die eleganten Spuren dieses ästhetischen polnischen Trios zu verblassen scheinen - in den Herzen der weltweiten Turnfamilienmitglieder bleiben sie unvergessen!
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- nach Informationen von Margit Weiskopf