09. November 2019  
Potsdam, Berlin  
Gerätturnen

Ingrid Lehmann-Föst und Richard Karstedt zum 85.Geburtstag

Ende der ersten Novemberwoche begingen zwei Persönlichkeiten ihren 85. Geburtstag, die wesentliche Exponenten der Turnentwicklungen in der DDR waren: Am 8. November die noch immer mit 22 Deutschen Meistertiteln an der nationalen Statistikspitze stehende Ingrid Lehmann-FÖST und am 9. November einer der profilbildenden Trainer des ehemaligen Potsdamer ASK-Turnzentrums, Richard KARSTEDT ....

Mit ihr begann der Austieg des DDR-Frauenturnens: Ingrid FÖST (links), Ende der Fünfziger, mit den sowjetischen Stars Larissa Latynina und Sofia Muratowa, Weltmeisterin bzw. Vize-Weltmeisterin in Moskau 1958.

... was bleibt sind Erinnerungen!

Richard KARSTEDT gehörte in den fünfziger und Anfang der sechziger Jahren zu den besten Turnern des damaligen ASK Potsdam, der sich damals unter den besonderen Förderbedingungen eines Armee-Sportklubs zum führenden Turnzentrum des DDR-Männerturnens entwickeln sollte.

<< Als DDR-Vize-Meister im 12-Kampf 1961, hinter dem Deutschen Meister Siegfried Fülle und vor dem späteren DTB-Auswahlcoach Klaus Milbradt (< siehe Foto, links), blieben ihm weitere nationale Titel zwar versagt.
Um so erfolgreicher schlug er danach seine Trainerkarriere ein, kümmerte sich viele Jahre um den Potsdamer Nachwuchs seines Armeesportklubs ASK, der später auch international zum erfolgreichsten DDR-Männer-Turnclub aufsteigen sollte.

Bernd Jäger, Richard Karstedt, 1974.

Zu seinen Schützlingen gehörte auch der EM-Dritte von 1973 Wolfgang THÜNE (- in Grenoble damals hinter Eberhard Gienger und Klaus Köste, die beide Gold gewannen, standen also drei Deutsche auf dem Podest!). (Foto, rechts: Turner Thüne, Trainer Karstedt, 1973)
Der Vize-Reckweltmeister von Warna 1974, Wolfgang THÜNE, dessen spektakuläre DDR-Republiksflucht 1975 bei den Europameisterschaften in Bern zu Hause seinem Cheftrainer Rolf Bauch für einige Zeit den Posten kostete, beendete im Befehlssystem des Armeesportklubs ASK auch zumindest die Spitzentrainerkarriere des Richard Karstedt, ( ... was er im Tiefsten seines Herzens noch bis heute nicht so richtig überwunden hat). " ... aber ich habe mich damals nicht rausschmeißen lassen!" - so der ehmalige NVA-Offizier im Range eines Oberstleutnants heute. "Immerhin hatte ich Trainingspläne für die Olympiavorbereitung 1976 unterschrieben und zu verantworten und auch die ASV-Führung stand hinter mir."

Als ein Teil der DDR-Auswahl damals einen schweren Autounfall hatte, wo auch Potsdamer Athleten von Richard Karstedt betroffen waren, vor allem aber ein Berliner Dynamotrainer schwer verletzt war, wurde der Potsdamer Spitzentrainer dann vom damaligen Verbandstrainer Peter WEBER - auch ein Ex-Potsdamer Auswahlturner - zum SC Dynamo Berlin delegiert, wo sich Richard Karstedt insbesondere bei der Olympiavorbereitung der später erfolgreichen Roland Brückner (Olympiasieger 1980) und Michael Nikolay (Weltmeister 1981) wesentlich einbrachte.
Danach machte man ihn im Einzugsbereich der Nationalen Volksarmee (NVA) zum verantwortlichen Trainer aller, über die gesamte Republik verteilten ASV-Nachwuchsstützpunkte, wo Richard Karstedt über 10 Jahre lang und erfolgreich, bis 1986 die damalige Struktur des Nachwuchses und dessen Zuführung der Talente zum ASK- Leistungszentrum nach Potsdam verantwortete.
Die politische Wende überstand dieser weltbekannte und erfolgreichste Männerturnklub Potsdam allerdings nicht. Die dortige Turnhalle - einst als die europaweit modernste in den sechziger Jahren erbaut - hat zwar alle Zeitenläufe überlebt und verbreitet noch heute - trotz einiger innerer Neuausstattungen -  den "Charme" vergangener Zeiten und war zuletzt auch Ort des Potsdamer Turner-Traditionstreffen, sieht nun aber doch bald (2020) dem Ende entgegen.
Nur Insider wissen noch, dass hier viele Turnergenerationen ihren Schweiß und Männer wie Rolf Bauch, Werner Schenk, und Richard Karstedt auch viel Herzblut vergossen haben.
(c) gymmedia / Eckhard HERHOLZ
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