26. März 2012  
Jena, Thüringen  
Gerätturnen

Dieter Petersdorf, Geburtstag und Medienkritik

Der frühere Turntrainer des ehemaligen DDR-Spitzenclubs "SC Motor Jena", Dieter Petersdorf, der mehrere einstige Asse in die damalige nationale Spitze und zu Titeln führte, wie Udo Böttcher oder Thomas Knüpfer, feierte am Sonntag seinen 70. Geburtstag.
Nach seiner Trainerlaufbahn war er in verschiedenen Funktionen des Landesverbandes sowie des Leistungssportes Thüringen tätig und arbeitet nebenher auch journalistisch.
Die OTZ (Ostthüringer Zeitung) führte mit ihm ein aufschlussreiches Interview, welches uns deren Sportredaktion freundlicher Weise zur Verfügung stellte ...:


* OTZ--: Kürzlich übermittelten Sie bei der Buchpräsentation von Box-Trainer Ulli Wegner in Gera diesem Grüße eines gemeinsamen Freundes. Was verbindet Sie mit Ulli Wegner? Menschliche und berufliche Übereinstimmung. Hochachtung vor seiner Lebensleistung.

* OTZ--: Können Sie das etwas genauer beschreiben?
Unsere Lebensläufe gleichensich sehr. Ulli ist genau vier Wochen jünger, Kriegskind, Flüchtlingskind mit harter Kindheit und Jugend, also stark strafmildernden Umständen. Er boxte sich von ganz unten durch bis zu einem Mythos aber da hört bei mir die Parallele auf. Zum Mythos konnte ich es nicht bringen.
* OTZ--: Selbstironie oder Humor?
Mehr Humor, erblich bedingt. Mutter lehrte uns vier Kindern: Hütet euch vor humorlosen Menschen. Sie sind gefährlich. Sie hatte recht. Humor ist eine ernste Sache.

* OTZ--: Das war jetzt ein Zwischenschwung, im Kunstturnen ist der nicht erlaubt.
Gut aufgepasst!

Dieter Petersdorf rechts) mit FIG-Kampfrichterexperten Istvan Karacsony (HUN) beim Cottbuser Turnier

* OTZ--: Weltliteratur?
Ja. Rubrik: Bücher, die die Welt nicht braucht.

* OTZ--: Turnbücher wären zurzeit wohl kein Verkaufsschlager.Stimmt. Wen interessiert in Deutschland schon die Sportart Kunstturnen, obwohl 5,1 Millionen Mitglieder im Deutschen Turner-Bund organisiert sind ...?

* OTZ--: Turnen ist heute, trotz eines Fabian Hambüchens, eine Randsportart.
Den Begriff haben die Medien erfunden. Aber das Übel liegt in der Sportart selbst.

Dieter Petersdorf (Hintergrund), Schützling Udo Böttcher (Jena), zur DDR-Meisterschaft 1984 in Leipzig

* OTZ--: Klingt nach Medienschelte?
Nein. Die Verbände müssen sich besser präsentieren.

* OTZ--: Haben Sie Lösungen parat für Strukturfragen?
Unser Sportsystem wird getragen vom Prinzip der Ehrenamtlichkeit. Alle wichtigen Entscheidungen fallen in diesen Gremien. Die demokratischen Spielregeln ermöglichen bei der Vielzahl der Landesverbände oft Differenzen, die einer positiven Entwicklung entgegen stehen. Andere Länder sind uns in Modellen für die Spitzensportförderung voraus.

* OTZ--: Was wären Lösungswege?
Professionalisierung der Leitungsebenen. Jeder kann heute im Sport agieren. Sport ist ja so einfach zu werten und zu bestimmen. Eine Sportwissenschaft hat scheinbar noch nicht die gesellschaftliche Relevanz. Die Landesverbände sind in dieses professionelle System zu überführen. Effiziente Finanzierungsmodelle, Vermarktung und Kooperation mit den Medien verlangen professionell befähigte Amtsinhaber. Das ist aber keine Abwertung für die unzähligen ehrenamtlichen Übungsleiter und Funktionäre, ohne deren Wirken der ganze Sport nicht funktionieren würde.

* OTZ--: Turnen war in der DDR Weltspitze und ist es im vereinten Deutschland auch seit 2007 wieder. Turnen ist aber im Fernsehen nur selten zu sehen? Warum ist das so?
Sportarten mit schwieriger Leistungsbewertung und Nachvollziehbarkeit durch den Zuschauer wie zum Beispiel das Kunstturnen oder Skispringen befinden sich im Zwiespalt von Regelwerk und Wahrnehmung. Eine Note 10,0 ist noch heute im Bewusstsein Höchstwert, aber eine 12,8 oder 15,5 erschließt sich dem Zuschauer schwer. Der Zuschauer muss aber das Maß aller Dinge sein.

* OTZ--: Wie kann das der Turnerbund ändern?
Durch einen Blick über den Tellerrand, beispielsweise bei der Sportart Biathlon. Aus einer Randsportart entwickelte sich ein Paradebeispiel für die Modernisierung einer Sportart.

Dieter Petersdorf, Ex-Trainer, Funktionär, Journalist

.... das gesamte Interview lesen Sie bei der "Ost-Thüringer Zeitung" (OTZ) unter >> "Weltspitze sein, reicht nicht!"